Psychosomatische Reha

Zuletzt aktualisiert: 13.11.2024 | Lesedauer: ca. 14 Min.

Psychosomatische Erkrankungen entwickeln sich immer mehr zu einer Volkskrankheit. Stress, Überlastung, Unterforderung, fehlende oder mangelhafte Bewältigungsstrategien sowie fehlgesteuerte psychische Prozesse führen zu körperlichen Leiden. Die Diagnose ist oftmals schwierig, die Therapie langwierig und die Rehabilitation umfassend. Der Grund ist, dass es sich um äußerst komplexe Zusammenhänge handelt. Die psychosomatische Reha zielt ab auf Ihre körperliche Gesundung und psychische Stabilität, um Folgestörungen oder Rückfälle zu lindern oder dauerhaft auszuschließen.

In diesem Ratgeber erfahren Sie, bei welchen Erkrankungen eine psychosomatische Reha sinnvoll ist und wie sie abläuft.

Verbreitung psychischer Krankheiten in Deutschland

Psychische Erkrankungen sind in der Bevölkerung weit verbreitet und gehören weltweit zu den häufigsten Gesundheitsproblemen. In Deutschland sind jährlich etwa 27 % der Erwachsenen betroffen, das sind rund 17,8 Millionen Menschen.

Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland zählen:

  • Angststörungen: 15,4 % der Bevölkerung
  • Affektive Störungen: 9,8 % (darunter die unipolaren Depressionen mit 8,2 %)
  • Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenkonsum: 5,7 %

Aktuelle Zahlen von 2023 zeigen eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit in den letzten Jahren. Selbstberichtete depressive Symptome haben im Vergleich zu 2019 zugenommen, wobei sich der Anteil der Personen mit auffälligen Symptomen fast verdoppelt hat. Ähnliches gilt für Angstsymptome: Während 2021 rund 8 % der Erwachsenen von einer auffälligen Belastung berichteten, waren es ab der zweiten Jahreshälfte 2022 fast doppelt so viele.

Wechselwirkung zwischen Psyche und Körper

Die enge Verbindung zwischen Psyche und Körper spielt eine zentrale Rolle bei vielen Erkrankungen. Psychische Belastungen, wie Angst oder Stress, können direkte körperliche Reaktionen hervorrufen – etwa einen beschleunigten Puls, erhöhten Blutdruck oder vermehrtes Schwitzen. Diese Reaktionen verdeutlichen, wie stark Emotionen das körperliche Wohlbefinden beeinflussen können. Umgekehrt können körperliche Beschwerden ebenfalls die Psyche belasten, was die Symptome weiter verschärft.

Besonders bei psychosomatischen Erkrankungen zeigt sich diese Wechselwirkung deutlich. Belastende Erfahrungen, sei es aus der Kindheit oder im Erwachsenenalter, etwa durch Probleme in der Familie oder am Arbeitsplatz, können nicht nur psychische Beschwerden hervorrufen, sondern auch körperliche Symptome auslösen. Häufige Beispiele sind Bauchschmerzen, Rückenschmerzen oder Kopfschmerzen, die durch anhaltenden Stress oder emotionale Überforderung verursacht werden. Diese Symptome haben oft keine organische Ursache, sondern sind Ausdruck seelischer Belastungen.

Doch die Wechselwirkung geht noch weiter: Auch körperliche Erkrankungen können durch psychische Faktoren beeinflusst werden. Angst und depressive Verstimmungen können den Verlauf schwerer körperlicher Erkrankungen verschlechtern und ihre Heilung erschweren. So verstärken sich körperliche und psychische Beschwerden oft gegenseitig, was die Diagnosestellung und Behandlung komplexer macht.

In der psychosomatischen Rehabilitation wird genau diese Wechselwirkung berücksichtigt. Hier steht nicht nur die körperliche Symptomatik im Vordergrund, sondern auch die seelischen Ursachen und Folgen der Beschwerden. Es wird gezielt darauf hingearbeitet, diese beiden Ebenen zusammenzubringen und zu behandeln. Eine genaue Diagnose der zugrundeliegenden Ursachen ist dabei entscheidend. So können zum Beispiel Rückenschmerzen entweder durch körperliche Erkrankungen wie Bandscheibenprobleme verursacht werden oder aber durch chronischen Stress, der eine psychosomatische Behandlung erforderlich macht.

Wann ist eine Psychosomatische Reha sinnvoll?

In der psychosomatischen Reha wird eine Vielzahl von Krankheitsbildern behandelt. Zu den häufigsten Diagnosen gehören:

Aufgrund des Zusammenspiels zwischen Körper und Geist kann auch bei anderen Krankheiten die Psyche ursächlich sein oder zumindest den Krankheitsverlauf beeinflussen. Bei psychosomatischen Erkrankungen entstehen daher auch auf körperlicher Ebene Symptome, die der Anlass für eine Rehabilitation sein können:

  • Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts
  • orthopädische Erkrankungen wie Rückenleiden
  • Atemwegserkrankungen wie Asthma
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Hautstörungen
  • Tinnitus
  • Chronische Schmerzen und Verspannungssyndrome

Voraussetzungen für eine psychosomatische Rehabilitation

Damit Patienten und Patientinnen einen Anspruch auf psychosomatische Rehabilitation haben, müssen von Seite der Deutschen Rentenversicherung drei Voraussetzungen erfüllt sein:

  • der oder die Betroffene muss trotz der Beschwerden körperlich und psychisch ausreichend belastbar sein, um sich an der Reha aktiv beteiligen zu können
  • es besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Behandlung in der Reha den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen wird
  • es gibt eine medizinische Indikation.

Wann ist eine psychosomatische Reha NICHT die richtige Wahl?

Bei einigen psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen sollte davon abgesehen werden, eine psychosomatische Reha in Anspruch zu nehmen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Akute Psychose
  • Akute manische Phasen
  • Emotional instabile Persönlichkeitsstörungen
  • Akute Suizidalität

Liegt eine solche Erkrankung vor, sollten Sie sich in ein Krankenhaus für psychiatrische oder psychosomatische Akutbehandlung begeben. Im Gegensatz zu Rehakliniken sind die Krankenhäuser darauf ausgerichtet, Patient:innen in akuten Krisensituationen zu behandeln.

Darüber hinaus erfordern Suchterkrankungen wie Alkohol- oder Spielsucht eine Behandlung in spezialisierten Kliniken. In diesen Fällen ist eine umfassende psychiatrische Betreuung notwendig, um den spezifischen Anforderungen dieser Erkrankungen gerecht zu werden.

Psychosomatische Reha beantragen

Benötigen Patient:innen im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt eine Reha, wird diese als Anschlussheilbehandlung durchgeführt. Der Sozialdienst der Krankenhäuser übernimmt die Beantragung der Reha und in der Regel wird innerhalb von zwei Wochen ein Reha-Platz zugewiesen.

Außerhalb dieser Maßnahme muss eine Reha als Heilverfahren beantragt werden. Sie müssen die Gründe darlegen, weshalb Sie einen Reha-Antrag stellen. Diesen belegen Sie am besten mit ärztlichem Befund, der beschreibt, weshalb eine Reha für Sie notwendig ist. In diesem Antrag haben Sie die Möglichkeit, direkt eine Wunschklinik anzugeben. Damit machen Sie Gebrauch von Ihrem Wunsch- und Wahlrecht.

Hatten Sie kürzlich eine Reha, so besteht in der Regel eine Wartefrist von vier Jahren für einen erneuten Antrag. Wenn die medizinische Notwendigkeit besonders groß ist, wird die Reha manchmal auch vor Ablauf der vier Jahre bewilligt. Wird Ihr Reha-Antrag aus einem Ihnen nicht erkennbaren Grund abgelehnt, können Sie Widerspruch einlegen. Diesem wird sogar recht häufig stattgegeben und eine Reha nach erster Ablehnung dann doch genehmigt.

Die Wartezeiten bis zum Start der Reha variieren von Klinik zu Kliniken, können aber mehrere Monate betragen, vor allem wenn Sie sich auf gewisse Rehakliniken festlegen.

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Beantragen Sie rechtzeitig eine psychosomatische Rehabilitation. Die Wartezeiten bis zum Beginn der Reha können bis zu einem halben Jahr betragen.

Kosten und Zuzahlung

Die Reha-Kosten werden in der Regel von den Kostenträgern, also vorrangig den Krankenversicherungen und Rentenversicherungen, getragen. Bei privat versicherten Patient:innen ist der ausgewählte Tarif entscheidend. Als Selbstzahler:in ist die Durchführung einer psychosomatischen Rehabilitation in fast allen Kliniken möglich.

Alle Versicherten müssen beim Heilverfahren 10 Euro am Tag zuzahlen, wenn das 18. Lebensjahr vollendet haben und nicht von der Zuzahlung befreit sind. Übernimmt ein Rentenversicherungsträger die Kosten, ist die Zuzahlung auf maximal 42 Tage begrenzt.

Lohnfortzahlung

In Deutschland haben Arbeitnehmer:innen, die aufgrund von Krankheit arbeitsunfähig sind, Anspruch auf Lohnfortzahlung durch ihre Arbeitgeber:innen für einen Zeitraum von bis zu sechs Wochen. Dies gilt auch, wenn die Arbeitsunfähigkeit durch eine medizinisch notwendige Rehabilitation bedingt ist. Nach Ablauf dieser sechs Wochen übernimmt in der Regel die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) die Zahlung von Krankengeld, vorausgesetzt, die Arbeitnehmer:innen bleiben weiterhin arbeitsunfähig. Wichtig für den Anspruch auf Lohnfortzahlung bzw. Krankengeld ist die Vorlage einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.

Dauer einer psychosomatischen Reha

Eine psychosomatische Reha wird in der Regel für fünf Wochen genehmigt. Da es sich um komplexe Erkrankungen handelt, sind Verlängerungen bis zu sechs, manchmal auch sieben Wochen möglich bzw. sogar notwendig. Eine längere Behandlung stellt nicht zwangsläufig eine effektivere Behandlung dar.

Eine Frau sitzt in sich zusammengefallen auf dem Boden und hält sich eine Hand vor die Stirn. Sie scheint in einer depressiven Stimmungslage zu sein.
Durch ein Aufenthalt in einer Rehaklinik können Krankheitsfolgen überwunden werden und die Betroffenen dabei unterstützen im Alltag zurechtzukommen.

Wie läuft eine psychosomatischen Reha ab?

Der Aufenthalt beginnt mit einer eingehenden Untersuchung, auf deren Grundlage die genauen Ziele für die Zeit der Rehabilitation festgelegt werden. Außerdem erhalten Sie den Therapieplan, aus dem hervorgeht, welche Behandlungen Sie wann in Anspruch nehmen können.

Im Zentrum der Therapie stehen psychotherapeutische Gespräche und die Begleitung durch Fachärzte:innen für Psychiatrie und Psychosomatik. Für viele Betroffene kann eine medikamentöse Behandlung gute Ergebnisse erzielen.

Der Aufenthalt in einer Rehaklinik bietet die ideale Möglichkeit, um die Wirkung bisher eingenommene Medikamente zu überprüfen und Dosis und Wirkstoffe gegebenenfalls anzupassen.

Aktive Mitarbeit der Patient:innen

Eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg der psychosomatischen Rehabilitation ist die aktive Mitarbeit der Patient:innen. Die Patient:innen müssen selbst aktiv an ihrer Genesung mitwirken, damit die therapeutischen Maßnahmen ihre volle Wirkung entfalten können.

Die therapeutischen Gespräche, ob in der Einzeltherapie oder in der Gruppe, können nur dann einen heilsamen Einfluss haben, wenn die Betroffenen offen für die Behandlung sind und bereitwillig an sich arbeiten. In der Einzelpsychotherapie ermöglicht der vertrauliche Austausch eine tiefere Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen, während die Gruppenpsychotherapie den Vorteil bietet, dass man von den Erfahrungen und dem Austausch mit anderen Betroffenen profitieren kann.

Die aktive Beteiligung der Patient:innen geht jedoch über die therapeutischen Sitzungen hinaus. Eine erfolgreiche Rehabilitation umfasst auch Maßnahmen zur körperlichen Fitness, zur sozialen Wiedereingliederung und oft eine stufenweise Rückkehr in den Beruf. Zusätzlich gehört der Erwerb von Wissen über gesunde Ernährung oder das Sozialleistungssystem zu den wichtigen Bausteinen der Reha. Die professionelle Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen und die aktive Mitarbeit der Patient:innen sind entscheidend, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken und eine erfolgreiche Genesung zu ermöglichen.

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Sie haben das Recht, sich Ihre ambulante oder stationäre Rehaklinik selbst auszusuchen. Geben Sie Ihre Wunschklinik bereits bei der Beantragung der Reha an.

Mehr zum Wunsch- und Wahlrecht

Therapien in der psychosomatischen Reha

Die psychosomatische Rehabilitation bietet ein breites Spektrum an Therapieformen, die individuell auf die Bedürfnisse der Patient:innen abgestimmt werden. Im Mittelpunkt steht die Psychotherapie, die sowohl in Einzel- als auch in Gruppensitzungen stattfindet. In den Einzeltherapien arbeiten die Patient:innen vertrauensvoll mit ihren Therapeut:innen zusammen, um tiefere Einblicke in ihre emotionalen und psychischen Belastungen zu gewinnen und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Gruppentherapien hingegen fördern den Austausch mit anderen Betroffenen, was oft als sehr entlastend empfunden wird. Der Kontakt zu Menschen mit ähnlichen Problemen stärkt das Gefühl des Verstandenwerdens und motiviert, an der eigenen Gesundung zu arbeiten.

Ergänzend zur Psychotherapie kommen Achtsamkeitstrainings und kreative Therapien wie Kunst- und Musiktherapie zum Einsatz, die es den Patient:innen ermöglichen, emotionale Blockaden auf nonverbaler Ebene zu lösen. Auch Bewegungstherapien wie Physiotherapie und Sport spielen eine zentrale Rolle. Sie tragen nicht nur zur Linderung körperlicher Beschwerden bei, sondern helfen auch, innere Spannungen abzubauen. Gerade bei psychosomatischen Erkrankungen, bei denen die Grenzen zwischen psychischen und körperlichen Symptomen oft fließend sind, ist die Aktivierung der körperlichen Ressourcen von großer Bedeutung. Darüber hinaus bieten viele Rehabilitationskliniken Entspannungstechniken wie Yoga oder Progressive Muskelrelaxation an, die den Stressabbau unterstützen und langfristig zu einer stabileren psychischen Verfassung führen können.

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hat z. B. für die Rehabilitation bei Depressionen Reha-Therapiestandards (RTS) festgelegt. Diese beinhalten u. a.:

  • Einzelpsychotherapie von mindestens 30 Minuten pro Woche
  • Gruppenpsychotherapie von mindestens 210 Minuten pro Woche
  • Aktivitätsaufbau (Soziotherapie und Gruppenarbeit) von mindestens 60 Minuten pro Woche
  • Entspannungsverfahren von mindestens 30 Minuten pro Woche
  • Bewegungstherapie an mindestens drei Tagen pro Woche mit insgesamt 210 Minuten

Wesentlich sind auch Gesundheitsbildung, Psychoedukation, kreative Therapien und arbeitsweltbezogene Therapien, um die Patient:innen ganzheitlich zu unterstützen. Darüber hinaus sind Leistungen zur sozialen und beruflichen Integration sowie die Vorbereitung auf weiterführende Maßnahmen vorgesehen, um eine nachhaltige Genesung und Wiedereingliederung zu ermöglichen.

Gibt es die Möglichkeit Begleitpersonen mitzubringen?

Bei einer Reha ist es grundsätzlich möglich, Begleitpersonen mitzunehmen. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, übernimmt die Krankenkasse oder die Rentenversicherung auch die Kosten für Begleitpersonen.

Da nicht alle Kliniken die Mitnahme von Begleitpersonen, speziell Kinder oder pflegebedürftige Angehörige erlauben, sollten Sie sich bei Auswahl einer Rehaklinik darüber informieren, ob die Möglichkeit dazu besteht. In einigen Rehakliniken gibt es die Möglichkeit, die psychosomatische Reha mit Hund oder Katze anzutreten. Nehmen Sie am besten Kontakt zum zuständigen Kostenträger auf und fragen nach, ob die Kosten übernommen werden können oder ob Zusatzkosten auf Sie zukommen.

Die Mitnahme von Begleitpersonen kann aus persönlichen Gründen unumgänglich oder auch förderlich für den Genesungsprozess sein. Für andere Patient:innen ist es wichtig, eine Zeit räumlich und persönlich Abstand zu gewinnen und sich auf die Therapie zu konzentrieren.

Nachsorge im Anschluss an die psychosomatische Rehabilitation

Wenn die psychosomatische Rehabilitation zu Ende geht, stellt sich für viele Patient:innen die Frage: Wie geht es nach der Reha weiter? Um den Erfolg der Rehabilitationsbehandlung zu stärken und fortzuführen, wurden verschiedene Angebote zur Nachsorge entwickelt. Diese Angebote können bei der Stabilisierung des Behandlungserfolges und der Umsetzung ins Alltagsleben hilfreich und unterstützend sein.

  • Psy-RENA: Die DRV bietet das Programm Psy-RENA an. Dieses beinhaltet 25 wöchentliche Gesprächstermine, die in einer Gruppe von acht bis zehn Personen stattfinden. In besonderen Fällen können auch bis zu acht Einzelgespräche geführt werden.

Eine Nachsorge kann auch in digitaler Form stattfinden:

  • DE-RENA: DE-RENA ist ein digitales Reha-Nachsorgeprogramm für Patient:innen mit depressiven Störungen. Es begleitet Patient:innen nach der Reha auf ihrem Weg zurück in den Alltag und unterstützt sie dabei, die in der Klinik erzielten Fortschritte zu Hause aufrechtzuerhalten.
  • LiVi-RENA: LiVi-RENA ist eine digitale Gruppennachsorge, die sich konzeptionell an Psy-Rena anlehnt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass sie rein online stattfindet.

Nicht wenige Patient:innen erhalten im Rahmen der psychosomatischen Rehabilitation die Empfehlung zur Durchführung einer Einzelpsychotherapie, wie sie von den Krankenkassen finanziert wird. Diese kann eine gute Ergänzung der Nachsorge nach einer Rehabilitationsbehandlung sein.

Selbsthilfegruppen bieten eine weitere wertvolle Möglichkeit der Nachsorge. In diesen Gruppen treffen sich Menschen mit ähnlichen Erfahrungen und Krankheitsbildern, um sich gegenseitig zu unterstützen. Sie können dabei helfen, nach der Reha in schwierigen Lebenssituationen Stabilität zu finden und das Erlernte langfristig zu festigen. Selbsthilfegruppen bieten ein geschütztes Umfeld, in dem sich Betroffene austauschen, ermutigen und Lösungsstrategien für den Alltag entwickeln können. Für viele Patient:innen sind sie eine wichtige Säule, um den Behandlungserfolg nachhaltig zu sichern und den Umgang mit psychosomatischen Beschwerden langfristig zu erleichtern.

Fazit

Insgesamt bietet die psychosomatische Reha eine wertvolle Möglichkeit für Menschen, die unter der Wechselwirkung von psychischen und körperlichen Beschwerden leiden. Ein maßgeschneidertes Therapieangebot mit psychotherapeutischen, körperlichen und kreativen Elementen hilft den Betroffenen, ihre Symptome zu verstehen und aktiv an ihrer Genesung zu arbeiten. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Fachleuten unterstützt die Patient:innen nicht nur bei der Bewältigung ihrer Erkrankungen, sondern fördert auch die Entwicklung von Strategien zur Verbesserung ihrer Lebensqualität. Eine erfolgreiche psychosomatische Rehabilitation kann somit entscheidend dazu beitragen, dass die Betroffenen gestärkt in ihren Alltag zurückkehren und ein erfülltes Leben führen können.

Häufige Fragen zur Psychosomatischen Reha

Wann hat man Anspruch auf eine psychosomatische Reha?

Ein Anspruch auf eine stationäre oder ambulante psychosomatische Reha besteht, wenn eine psychosomatische Erkrankung diagnostiziert wurde und die Behandlung medizinisch notwendig ist. Die stationäre Reha empfiehlt sich vor allem bei schwereren Erkrankungen, die ambulante Reha bei leichteren Fällen oder wenn eine Behandlung im gewohnten Umfeld möglich ist. Die Kosten werden in beiden Fällen von der Rentenversicherung oder der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Wie lange dauert eine psychische Reha?

Eine psychosomatische Reha wird in der Regel für fünf Wochen bewilligt. Nicht selten kommt es zu Verlängerungen, d. h. nach ärztlicher Beurteilung wird die Behandlung um ein bis zwei Wochen verlängert.

Welche Diagnosen für psychosomatische Reha?

Typische Diagnosen, die in der psychosomatischen Rehabilitation behandelt werden, sind das depressive Erschöpfungssyndrom, leichte und mittelgradige Depressionen, Angststörungen, das so genannte Burn-out, aber auch Anpassungsstörungen an aktuelle Lebensumstände (oder deren Veränderung). Auch Trauer und Verbitterung können bei längerer Dauer zu psychischen Erkrankungen führen.

Wie sinnvoll ist eine psychosomatische Reha?

Eine psychosomatische Reha ist in vielerlei Hinsicht sinnvoll, denn sie zielt darauf ab, den engen Zusammenhang zwischen seelischen und körperlichen Beschwerden zu verstehen und zu behandeln. Durch eine interdisziplinäre Therapie, die psychotherapeutische, körperliche und kreative Ansätze kombiniert, können Betroffene lernen, ihre Symptome zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Darüber hinaus fördert die Reha die Selbstreflexion und die Entwicklung individueller Bewältigungsstrategien, was langfristig zu einer besseren Integration in den Alltag und zur Rückkehr ins Berufsleben beiträgt.

Quellen

Portrait von Dr. Martina Henkel
Fachärztin für Psychiatrie, Fachärztin für Neurologie

Chefärztin Psychosomatik