DE-RENA - Digitale Nachsorge bei Depressionen

Zuletzt aktualisiert: 19.06.2024 | Lesedauer: ca. 6 Min.

DE-RENA ist ein durch eine Smartphone-App unterstütztes Reha-Nachsorgeprogramm für Patient:innen mit depressiven Störungen nach Abschluss einer Rehabilitation. Ziel des Nachsorgeangebots DE-RENA ist es, den Transfer der in der Reha erlernten Verhaltensstrategien und Einstellungen in den Alltag zu unterstützen, Rückfällen vorzubeugen und die Nachhaltigkeit der Therapieerfolge zu steigern.

Für wen ist die DE-RENA Nachsorge geeignet?

Was die Pandemie vorangetrieben hat, hat sich wie in vielen anderen Bereichen mittlerweile nicht nur etabliert, sondern als sehr nützlich erwiesen. So können durch die digitale Rehanachsorge nun auch Patient:innen erreicht werden, denen eine Nachsorge vor Ort nicht möglich ist, weil sie zum Beispiel folgendes von einer Nachsorge abhält:

  • keinen Platz in Wohnort Nähe finden
  • Mobilitätseingeschränkt sind
  • aus beruflichen oder familien Gründen

Im Fall einer Nachsorge bei Depressionen wird die konventionelle Methode der vor Ort Nachsorge als Psy-RENA bezeichnet, dessen digitale Version die DE-RENA darstellt.

Wie funktioniert die digitale Nachsorge bei Depressionen?

Zentrales Element der DE-RENA-Nachsorge ist die Tagesplanung und -bewertung mittels App unter Berücksichtigung der von den Patient:innen angestrebten Balance ihrer Lebensbereiche.

Neben ihrem Selbstmanagement mit der DE-RENA-App, werden die Patient:innen durch telefonische Kontakte mit ihrer Therapeutin oder ihrem Therapeuten als persönlichem Nachsorge-Coach unterstützt.

Aufgrund der erschwerten Versorgung durch die Pandemie ist DE-RENA seit Juni 2021 auch für niedergelassene Nachsorgetherapeut:innen verfügbar, die als Coach ihre Patient:innen betreuen können. Dabei sind mehrere telefonische Kontakte zwischen Coach und Patient:in vorgesehen, in der Regel monatlich.

Eine Kontaktaufnahme mit dem Coach für einen zusätzlichen Telefontermin ist bei Bedarf natürlich möglich. Umgekehrt kann der Coach bei auffälligen Verläufen den Patienten/die Patientin kontaktieren und seine Unterstützung anbieten.

Wer kommt für die Kosten der DE-RENA auf?

Die Kosten für Ihre Nachsorge übernimmt die Deutsche Rentenversicherung (DRV). Eine Zuzahlung muss in der Regel nicht geleistet werden.

Unter der Lupe: Die DE-RENA App

1. Festlegung der Lebensbereiche & Aktivitäten:

Bereits in der Klinik legen die Patient:innen, angeleitet durch ihre Nachsorgetherapeut:in, in der App diejenigenLebensbereiche fest, die sie nach der Entlassung in ihrem Alltag berücksichtigen und in Balance halten wollen.

Mehrere Screenshots aus der App DE-RENA.

Diesen Lebensbereichen können sie konkrete Aktivitäten und Vorsätze zuordnen, die sie im Alltag umsetzen möchten. Zusätzlich können sie Hindernisse, sogenannte „Stolpersteine“ aufnehmen, die bei der Umsetzung der formulierten Vorsätze auftreten könnten. Diese persönlichen Stolpersteine werden mit entsprechenden Lösungsstrategien in der App hinterlegt, um die Patient:innen auch auf schwierige Situationen im Alltag vorzubereiten.

Ein möglicher Stolperstein könnten geschäftliche Telefonate sein, die schnell noch von zuhause geführt werden, obwohl der Vorsatz gefasst war, die Zeit ganz präsent und mit voller Aufmerksamkeit mit der Familie zu verbringen. Eine denkbare Lösungsstrategie wäre, das Diensthandy zu Hause nicht einzuschalten.

2. Anlegen einer Musterwoche:

Im zweiten Schritt planen die Patient:innen mit der Kalenderfunktion der App eine Musterwoche als Vorlage. Sie legen dabei fest, wie sie ihre Lebensbereiche im Alltag nach der Klinik verteilen möchten. Dieser Schritt erfolgt ebenfalls noch in der Klinik und fördert die Eigeninitiative und Selbstverantwortung bzw. die Selbststeuerungskompetenz der Patient:innen.
Die Patient:innen bekommen dabei auch eine grafische Darstellung der Balance ihrer Lebensbereiche in der Musterwoche. Die Verteilung zeigt ihnen, welche Lebensbereiche in der Planung großen Stellenwert einnehmen und welche eventuell zu kurz kommen. Dieses Feedback können die Patient:innen nutzen, um Anpassungen in ihrer Planung und Verteilung gleich zu Beginn vorzunehmen.

3. Tägliche Planung:

Die tägliche Planung mit der Kalenderfunktion der App funktioniert genau wie beim Anlegen der Musterwoche, indem die Patient:innen Zeitfenster für die einzelnen Lebensbereiche festlegen. Die Patient:innen planen in der App ein wenig anders als in herkömmlichen Kalender-Apps, in der immer nur einzelne Termine verplant werden können.
Denn für die Tagesplanung in der App kann die Vorlage aus der Musterwoche ganz einfach übernommen, ein Tag individuell angepasst oder frei aufgesetzt werden. Sie können den einzelnen Zeitfenstern, die sie in den Tag eingeplant haben, konkrete Aktivitäten zuweisen, die sie umsetzen wollen. Auch Vorsätze und Stolpersteine, die Sie dabei im Auge behalten wollen, sind leicht zuzuordnen.

4. Eigene Bewertung:

Am Ende des Tage bewerten die Patient:innen ihren Tagesplan im Detail: Sie bewerten ihr Befinden in den einzelnen Zeitfenstern und die Umsetzung ihrer Vorsätze. Sie geben an, ob Stolpersteine aufgetreten sind und wie gut es ihnen gelungen ist, sie mit ihren Strategien zu bewältigen.
Sie erhalten dabei eine unmittelbare und fortlaufende Rückmeldung zur Balance ihrer Lebensbereiche und zu ihren Bewertungen. Zusätzlich füllen die Patient:innen alle 14 Tage über die App einen Depressionsfragebogen aus.

Mehrere Screenshots aus der App DE-RENA.

5. Eigene Kontrolle:

Verschiedene Entwicklungsverläufe werden in der App visuell und übersichtlich dargestellt: Wie hat sich das Tagesbefinden entwickelt? Wie hat sich das Befinden in einzelnen Lebensbereichen verändert? Wie kommt die Patient:in mit der Umsetzung der gesetzten Vorsätze voran?
Die Patient:innen bekommen fortlaufende Rückmeldungen darüber, wo sie gerade in ihrer Entwicklung stehen, sie werden für Fortschritte bestärkt und auf Schwierigkeiten hingewiesen. Sie behalten sich selbst und ihr Verhalten im Blick.

6. Studie bestätigt den Erfolg der  digitalen Nachsorge

Implementierbarkeit, Akzeptanz und Wirkung von DE-RENA wurde in einer von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) geförderten Studie untersucht. Die Studie wurde in der MEDIAN Klinik für Psychosomatik Bad Dürkheim sowie einer DRV eigenen Rehaklinik durchgeführt.
Die Studie zeigt, dass sich das DE-RENA-Nachsorgekonzept gut in die Abläufe und Angebote der Kliniken implementieren lässt. Außerdem wurde eine hohe Akzeptanz bei Patient:innen und Therapeut:innen verzeichnet.

Die Rehabilitand:innen konnten mit DE-RENA ihre in der Klinik erreichten Fortschritte aufrechterhalten und weiter ausbauen. Diese positiven Ergebnisse führten dazu, dass die Deutsche Rentenversicherung DE-RENA im Januar 2020 als Regelangebot in der Nachsorge anerkannt hat. Dadurch können Reha-Kliniken ihr Nachsorgeprogramm über das standardisierte Antrags- und Abrechnungsverfahren mit der DRV um das Konzept der digitalen Rehabilitation erweitern.

Bei Interesse zu DE-RENA können Sie sich unter www.de-rena.de weiter zu diesem digitalen Nachsorgekonzept informieren.

DE-RENA für Kliniken
Portrait von Stefan Schmädecke.
Psychologischer Psychotherapeut

Leitender Psychologe