Depressionen sind eine ernstzunehmende Erkrankung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt, Depressionen seien weltweit die häufigste Ursache für gesundheitliche Beeinträchtigung. Das Gesundheitssystem in Mitteleuropa stellt den Betroffenen wirksame und umfassende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.
Auf dieser Seite erhalten Sie Informationen über die Erkrankung der unipolaren Depression. Finden Sie heraus, welche Symptome, Ursachen und Therapiemöglichkeiten es gibt. Und erfahren Sie mehr darüber, wie eine anschließende Rehabilitation betroffenen Menschen den Wiedereinstieg in den Alltag ermöglicht.
Gefühle - auch negative - gehören zum Leben. Nicht jedes emotionale Tief ist eine Depression. Die Diagnosestellung einer depressiven Störung erfolgt durch Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen. Die International Classification of Diseases (ICD-10), der Diagnose-Katalog der Weltgesundheitsorganisation, legt die entsprechenden Kriterien fest. Unter den Kodierungen F32 und F33 sind die sogenannten „Depressiven Episoden“ zusammengefasst.
Zu den drei Hauptsymptomen gehören:
Zu den häufigen Zusatzsymptomen zählen unter anderem:
Depressionen können auch körperliche Beschwerden auslösen, für die sich keine organischen Ursachen finden lassen. Man spricht in diesem Fall von somatischen Symptomen.
Typische körperliche Symptome sind beispielsweise:
Liegen bei Ihnen oder einer Ihnen nahestehenden Person mehrere der Haupt- und Nebensymptome vor, kann eine Depression die Ursache sein. Eine ärztliche Abklärung der Symptome ist in diesem Fall ratsam.
Von einer unipolaren Depression spricht man, wenn einzelne oder wiederkehrende depressive Phasen auftreten. Je nachdem, wie ausgeprägt die Symptome sich zeigen und den Alltag der Betroffenen beeinträchtigen, unterscheidet man leichte, mittelgradige und schwere depressive Episoden.
Bitte beachten Sie: Die Beschwerden müssen über mindestens zwei Wochen bestehen, um auf eine Depression hinzudeuten. Darüber hinaus ist es zu empfehlen, auf eine eigene Diagnosestellung weitgehend zu verzichten und stattdessen ärztliche, fachärztliche oder psychotherapeutische Expertise in Anspruch zu nehmen.
Neben den depressiven Episoden kommt es zeitweise auch zu manischen Episoden, die mit gehobener Stimmung, einem starken Tatendrang, Ruhelosigkeit und unvernünftiger Risikobereitschaft einhergehen können.
Unter einer Dysthymie versteht man eine etwas leichter ausgeprägte Form einer depressiven Störung, die mindestens zwei Jahre andauert. Obwohl die Symptome vergleichsweise weniger stark ausgeprägt sind, kann die Erkrankung durch ihre Dauer sehr belastend sein. Tritt während der Dysthymie zusätzlich eine depressive Episode auf, so spricht man von einer sog. „Double Depression“.
Bei einigen Menschen tritt die depressive Symptomatik besonders in den dunklen Herbst- und Wintermonaten auf. Im Frühling verschwindet sie dann wieder („Winterdepression“).
Nach einer Geburt erleben manche Mütter starke Stimmungsschwankungen und Niedergeschlagenheit. Daraus kann sich eine sogenannte postpartale bzw. postnatale Depression („Wochenbettdepression“) entwickeln.
Depressionen werden häufig nicht oder spät erkannt. Dies liegt u.a. daran, dass die Erkrankung sehr verschiedene Ausprägungen annehmen kann. Vielen Menschen fällt es schwer, über psychische Probleme zu sprechen, weshalb sie sich davor scheuen, sich anderen Menschen – also auch Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen - anzuvertrauen.
Betroffene Personen sollten nicht zögern, sich an Hausärzt:innen, Psychiater:innen oder Psychotherapeut:innen zu wenden, wenn der Verdacht auf eine Depression besteht, weil eine möglichst frühzeitige Diagnosestellung die Behandlung erleichtert, einem chronischen Verlauf vorbeugen und weitere psychische sowie soziale Begleiterscheinung verhindern kann.
Hausärzt:innen sind häufig die erste Anlaufstelle. Depressionen gehören zu den fünf häufigsten Krankheiten, die in hausärztlichen Praxen behandelt werden. Sie können durch körperliche Untersuchungen organische Ursachen wie beispielsweise Schilddrüsenerkrankungen als mögliche Ursache ausschließen. Auch eine medikamentöse Behandlung oder supportive Gespräche können Hausärzt:innen übernehmen.
In Ergänzung verfügen auch Fachärzt:innen für Psychiatrie und Psychotherapie, für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Psychologische Psychotherapeuten bei der Diagnostik und Therapie von depressiven Störungen über viel Erfahrung.
Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen werden bei dem Verdacht auf eine Depression zunächst mit einer ausführlichen Erhebung der Krankheitsvorgeschichte beginnen und dann auch auf die aktuelle Lebenssituation der betroffenen Person erfassen.
Folgende Fragestellungen kommen dabei u.a. in Betracht:
Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe geht davon aus, dass rund acht Prozent aller Personen in Deutschland zwischen 18 und 79 Jahren im Laufe eines Jahres an einer Depression erkranken. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Im europäischen Vergleich ist der Anteil von
Depressionen in Deutschland relativ hoch. In der EU erkranken durchschnittlich 6,6% der Bevölkerung an einer Depression. Ob die Zahl der Betroffenen seit Jahren steigt, wird in der Forschung teilweise kontrovers diskutiert.
Tatsache ist: die moderne Hirnforschung und gesamtgesellschaftliche Entwicklungen führten dazu, dass die Sensibilität gegenüber psychischen Erkrankungen stieg. Depressive Menschen nehmen dadurch vermehrt ärztliche und psychotherapeutische Hilfe in Anspruch und sprechen inzwischen auch eher im persönlichen Umfeld über ihre Erkrankung.
Es handelt sich ursächlich um ein sog. multifaktorielles Geschehen, bei dem unterschiedliche Faktoren wie Vererbung, Lebensgeschichte, Persönlichkeitsstruktur, Störungen des Gehirnstoffwechsels etc. eine Rolle spielen.
Ärzt:innen, Fachärzt:innen und Psychotherapeut:innen behandeln depressive Episoden mit unterschiedlichen evidenz-basierten, d. h. wissenschaftlich auf ihre Wirksamkeit hin untersuchten Therapieformen. Gemeinsam mit den Betroffenen bespricht der oder die behandelnde Ärzt:in die passenden Behandlungsschritte.
Bei leichten Depressionen ist es durchaus möglich, dass der oder die Ärzt:in beobachtet, ob die Beschwerden zeitnah von selbst abklingen. Dafür gibt es regelmäßige Gesprächstermine, um den oder die Patienten:in zu unterstützen und die Symptome engmaschig zu überwachen.
Bei einer mittelgradig depressiven Episode setzt die Medizin überwiegend auf psychotherapeutische und/oder medikamentöse Therapieverfahren. Es gibt verschiedene von den gesetzlichen Krankenversicherungen anerkannte Formen der Psychotherapie wie beispielsweise die kognitive Verhaltenstherapie, die Psychoanalyse, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder die systemische Therapie. Welche Form jeweils geeignet ist, sollten Betroffene gemeinsam mit den behandelnden Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen entscheiden.
Zur medikamentösen Therapie können stimmungsaufhellende Wirkstoffe (umgangssprachlich Antidepressiva genannt) eingesetzt werden. Bei schweren depressiven Episoden kommen beide Verfahren in Kombination zum Einsatz und häufig ist eine stationäre Behandlung erforderlich.
Depressionen können ambulant, teil- oder vollstationär in Psychosomatischen oder Psychiatrischen Krankenhäusern und in Psychosomatischen Rehabilitationskliniken behandelt werden. Letztere kommen zum Einsatz, wenn durch die Erkrankung bereits Auswirkungen auf die sog. Teilhabe eines Menschen eingetreten sind, wie beispielsweise längere Zeiten von Arbeitsunfähigkeit.
Depressionen sind grundsätzlich heilbar. Wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet, nehmen viele Menschen nach der Krankheit ihr bisheriges Leben wieder auf.
Psychosomatische Rehabilitationskliniken
leisten einen wesentlichen Beitrag bei der Überwindung von Krankheitsfolgen und unterstützen die Betroffenen dabei, wieder zurück in ihren Alltag zu finden. Viele dieser Rehabilitationskliniken werden im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung tätig.
Laut Sozialgesetzbuch IX besteht Anlass für eine stationäre Rehabilitation, wenn:
Die Ziele einer medizinischen Rehabilitation bei Depression bestehen darin, die Symptome der depressiven Störung deutlich zu mindern und neue Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Darüber hinaus geht es darum, die psychosoziale und berufliche Leistungsfähigkeit der Patient:innen wiederherzustellen und das Risiko für einen kurzfristigen Rückfall oder eine spätere Wiedererkrankung zu minimieren.
Dies geschieht durch eine intensive Kombination aus Psychotherapie, medikamentöser Therapie, Sport- und Physiotherapie, Ergotherapie, Sozialberatung etc. Je nach Klinik gibt es viele weitere Angebote wie gestalterische Aktivitäten, Vorträge und kulturelle Angebote zur Freizeitgestaltung.
Wenn Sie einen Antrag auf Rehabilitation stellen, sollten Sie Ihr Vorhaben mit Ihren behandelnden Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen abstimmen. Diese werden Sie in der Regel bei Ihrem Vorhaben unterstützen. Für den Antrag benötigen Sie Kopien aller vorhandenen Arztbriefe und Behandlungsunterlagen. Diese reichen Sie zusammen mit Ihrem Antrag und einer Stellungnahme des/der behandelnden Ärzt:in bei Ihrer Rentenversicherung oder Ihrer Krankenkasse ein (Kostenträger der Rehabilitation ). Der Kostenträger prüft, ob die Rehabilitationsmaßnahme in Ihrem Fall sinnvoll und notwendig ist.
Bei einer Depression handelt es sich um eine schwerwiegende aber vergleichsweise gut behandelbare psychische Erkrankung. Wichtig ist, dass Betroffene Hilfe in Anspruch nehmen, und ihre Symptome ernst genommen werden. In vielen Fällen kann eine Rehabilitation im Anschluss an die Akutbehandlung helfen, einen guten Umgang mit der Erkrankung zu finden. Weiterführende Informationen sind in der „S3-Leitlinie/NVL Unipolare Depression, 2. Auflage“ nachzulesen.
Anlaufstellen für Betroffene mit Depressionen sind:
Chefarzt der Fachklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Alpenblick