Anpassungsstörungen

Zuletzt aktualisiert: 17.06.2024 | Lesedauer: ca. 6 Min.

Anpassungsstörungen sind psychische Gesundheitsstörungen infolge belastende Lebensumstände oder Veränderungen. Dies kann zum Beispiel der Verlust eines geliebten Menschen, eine Trennung, ein Jobverlust oder eine schwere Krankheit sein.

Die Symptome können u.a. ausgeprägte emotionale Belastung, Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen oder Verhaltensprobleme umfassen. In der Regel treten Symptome einer Anpassungsstörung innerhalb von drei Monaten nach dem belastenden Ereignis auf und halten für maximal sechs Monate an, es sei denn, die Stressoren bestehen weiterhin.

Behandlungsmöglichkeiten umfassen Psychotherapie, Unterstützung durch soziale Netzwerke und gegebenenfalls medikamentöse Therapien.

Lesen Sie im folgenden Artikel die wichtigsten Informationen zu Anpassungsstörungen sowie über die Reha bei Anpassungsstörungen nach.

Wie kommt es zu einer Anpassungsstörung?

Die Entstehung einer Anpassungsstörung ist oft das Ergebnis eines scheinbar unlösbaren seelischen Konflikts. Dieser Konflikt kann viele Formen annehmen, von anhaltendem Stress am Arbeitsplatz bis hin zum Verlust eines geliebten Menschen oder der Diagnose einer schwerwiegenden Krankheit.

Die Störung verfestigt sich, wenn die individuellen Ressourcen nicht ausreichen, um die negativen Einflüsse abzuwehren. Während wir alle mit Herausforderungen des Lebens konfrontiert sind, entwickeln nicht alle Menschen daraus eine Anpassungsstörung. Diese tritt vor allem dann auf, wenn die individuellen und sozialen Rahmenbedingungen einen Nährboden dafür bieten.

Für manche Menschen führen diese belastenden Situationen zu einem seelischen Ungleichgewicht, das ihr Leben stark erschüttert. Sie können monatelang oder sogar jahrelang unter dieser Last leiden und isolieren sich oft von ihren Mitmenschen. Die soziale Ausgrenzung verstärkt den Stress und erschwert die Bewältigung der Situation zusätzlich.

Die Erkrankung kann relativ leicht diagnostiziert werden, denn sie zeigt sich durch emotionale Beeinträchtigungen, die vor dem Ereignis kein Thema waren. Trotzdem sind ihre Symptome vielfältig.

Menschen mit Anpassungsstörung sind immer sehr angespannt, oft ärgerlich und haben ausgeprägte Ängste. Oft haben sie Schmerzen, obwohl ihnen organisch nichts fehlt. Sie sind schnell erschöpft und verhaltensauffällig, zeigen zum Beispiel ungewohnte Aggressivität.

Familienangehörige sollten verstärkt auf psychosoziale Veränderungen nach Schicksalsschlägen achten, denn die Betroffenen nehmen die Veränderungen in ihrem Verhalten kaum wahr. Dauern die Verhaltensänderungen länger als 5 bis 6 Wochen an, ist in der Regel ärztliche oder therapeutische Hilfe notwendig, um u.a. eine Chronifizierung dieser Gesundheitsstörung zu verhindern.

Welche Symptome deuten auf eine Anpassungsstörung hin?

Anzeichen einer Anpassungsstörung zeigen sich durch eine Vielzahl von emotionalen Beeinträchtigungen, die vor dem einschneidenden Ereignis nicht vorhanden waren. Typische Symptome treten zeitnah nach belastenden Ereignissen wie Trennung, Unfall oder Verlust auf. Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • Unzufriedenheit
  • Unausgeglichenheit
  • Sorgen
  • diffusen Ängsten
  • depressiven Stimmungen.

Menschen mit einer Anpassungsstörung sind oft sehr angespannt, reagieren schnell gereizt und kämpfen mit starken Ängsten.

Häufig klagen sie über körperliche Beschwerden, obwohl keine organischen Ursachen vorliegen. Zudem zeigen sie häufig Verhaltensauffälligkeiten wie ungewohnte Aggressivität und sind schnell erschöpft.

Da Betroffene oft selbst die Veränderungen in ihrem Verhalten nicht bemerken, ist es wichtig, dass Familienangehörige verstärkt auf psychosoziale Veränderungen achten. Wenn Verhaltensänderungen nach einem einschneidenden Erlebnis länger als 5 bis 6 Wochen anhalten, ist ärztliche Hilfe erforderlich.

Ein Mann leidet an Anpassungsstörung und hält sich vor lauter Lärm die Ohren zu, während er schreit, da es kaum erträglich ist.

Wie werden Anpassungsstörungen behandelt?

Die Behandlung von Anpassungsstörungen erfolgt individuell, da die Krankheit eine Vielzahl von Symptomen aufweist. Es kann sinnvoll sein, körperliche Untersuchungen durchzuführen, um andere Krankheiten auszuschließen. Generell zielt die Therapie darauf ab, die körperlichen und psychischen Symptome zu reduzieren oder zu beseitigen. Bei depressiven Symptomen haben sich Sport, Bewegung an der frischen Luft und die Aktivierung des sozialen Lebens bewährt.

Problemlösungsstrategien können helfen, besser mit den auslösenden Faktoren umzugehen und kritische Situationen wie Suizidgedanken zu vermeiden. Entspannungstechniken wie autogenes Training und progressive Muskelentspannung sowie psychotherapeutische Maßnahmen sind ebenfalls sinnvoll.

Die Therapie kann sowohl stationär als auch ambulant erfolgen. In einer stationären Behandlung stehen Patient:innen viele verschiedene Therapieangebote innerhalb eines festen Zeitraums zur Verfügung, und er gewinnt Abstand zum auslösenden Ereignis. Bei besonders schweren Symptomen können vorübergehend Medikamente verabreicht werden, wobei jedoch die Psychotherapie im Vordergrund steht.

Wie sieht eine Reha bei Anpassungsstörungen aus?

Die Rehabilitation bei Anpassungsstörungen zielt darauf ab, den erreichten Gesundheitszustand zu stabilisieren und die Betroffenen wieder erfolgreich in die Gesellschaft zu integrieren. Besonders im stationären Bereich sind Rehabilitationsmaßnahmen von Bedeutung und weisen eine vielversprechende Prognose auf, da die Betroffenen vor dem Auftreten der Symptome in der Regel ein normales Leben führten. Mit entsprechender Fachkenntnis kann dieses Leben wieder reaktiviert werden.

In Fachkliniken mit Schwerpunkt auf Psychiatrie und Psychosomatik stehen vielfältige Therapieangebote zur Verfügung, die bei der Bewältigung von Ängsten und Depressionen helfen. Die Behandlungsmethoden sind facettenreich und zielen darauf ab, die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen zu berücksichtigen.

Die Kosten für eine Rehabilitationsmaßnahme bei Anpassungsstörungen werden in der Regel von der Deutschen Rentenversicherung übernommen. Diese Maßnahmen dauern durchschnittlich fünf Wochen und können bei Bedarf und Sinnhaftigkeit verlängert werden.

Häufige Fragen zu Anpassungsstörungen

Wie äußert sich eine Anpassungsstörung?

Eine Anpassungsstörung zeigt sich durch emotionale Beeinträchtigungen wie Unzufriedenheit, Ängste, depressive Verstimmungen und Verhaltensauffälligkeiten nach einem belastenden Ereignis. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, sich den neuen Lebensumständen anzupassen und zeigen ein gesteigertes Stressniveau.

Wie lange dauert eine Anpassungsstörung?

Die Dauer einer Anpassungsstörung kann variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Schwere des auslösenden Ereignisses und der individuellen Bewältigungsstrategien des Betroffenen. In der Regel dauert sie jedoch mehrere Monate an, kann aber auch länger andauern.

Ist eine depressive Anpassungsstörung eine Depression?

Eine depressive Anpassungsstörung ist keine eigenständige Depression, sondern eine spezifische Form der Anpassungsstörung. Sie wird durch depressive Symptome wie Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit charakterisiert, die als Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis auftreten.

Was tun bei einer Anpassungsstörung?

Bei einer Anpassungsstörung ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dazu gehören psychotherapeutische Maßnahmen wie Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie oder kognitive Verhaltenstherapie. Auch Sport, Bewegung an der frischen Luft und Entspannungstechniken wie Yoga können hilfreich sein. In einigen Fällen kann auch die vorübergehende Verabreichung von Medikamenten erwogen werden.

Portrait von Dr. med. Thomas Broese
Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik