In einer zunehmend globalisierten Welt spielt Mehrsprachigkeit in vielen Lebensbereichen eine wichtige Rolle, so auch im Gesundheitswesen. In Rehakliniken, wo eine vertrauensvolle Kommunikation zwischen Patient:innen und medizinischem Personal entscheidend ist, können Sprachbarrieren eine erhebliche Herausforderung darstellen. Um diese zu überwinden und eine optimale Versorgung zu gewährleisten, bieten viele ambulante und stationäre Rehakliniken mehrsprachige Unterstützung an. Dadurch haben Patient:innen die Möglichkeit, sich in ihrer Muttersprache verstanden und gut aufgehoben zu fühlen, was zu einem positiven Rehabilitationserlebnis beiträgt. In diesem Ratgeber beleuchten wir die verschiedenen Sprachangebote in Rehabilitationskliniken und ihre Bedeutung für eine effektive Therapie.
Durch Migration ist die Gesellschaft in Deutschland zunehmend multikulturell und mehrsprachig geworden, was sich auch in den Rehakliniken widerspiegelt. Mit einem Viertel der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist die sprachliche und kulturelle Vielfalt in den Kliniken gewachsen. Zu dieser Gruppe gehören Menschen, die selbst nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurden, sowie deren Kinder. Diese multikulturelle Realität spiegelt sich nicht nur in der Patientenpopulation wider, sondern auch beim medizinischen Personal, das zunehmend aus verschiedenen Ländern kommt und eigene Sprachkenntnisse mitbringt. Darüber hinaus haben auch deutsche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch internationale Erfahrungen, z. B. Auslandsaufenthalte oder interkulturelle Trainings, ihre Sprachkompetenz erweitert, was die Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten weiter verbessert.
Der Gesundheitstourismus nach Deutschland hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Im Jahr 2022 ließen sich rund 182.200 Patient:innen aus dem Ausland in Deutschland behandeln, was einem Anstieg von 17,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Getragen wird dieser Trend vor allem von Patient:innen aus Kuwait, Usbekistan und Kasachstan, aber auch aus Nachbarländern wie Polen und Dänemark. Für die deutsche Gesundheitswirtschaft bedeutete dies einen Umsatz von rund 880 Millionen Euro, was die Bedeutung des Medizintourismus unterstreicht.
Für viele Rehakliniken ist dies ein Grund, multilinguales Personal anzubieten, um die Bedürfnisse internationaler Patient:innen zu erfüllen. Insbesondere Kliniken in Regionen wie Bayern, Baden-Württemberg und den nordöstlichen Bundesländern haben von diesem Wachstum stark profitiert. Durch diese Entwicklungen wird das Personal in den Kliniken nicht nur mehrsprachig, sondern auch multikulturell, um den Erwartungen der Patient:innen gerecht zu werden und eine qualitativ hochwertige Betreuung in ihrer Muttersprache zu gewährleisten.
Einige Rehakliniken in Deutschland bieten speziell geschultes Personal an, das die Gebärdensprache beherrscht, um gehörlosen oder hörbehinderten Patient:innen eine barrierefreie Kommunikation zu ermöglichen. Damit wird sichergestellt, dass ärztliche Gespräche und therapeutische Behandlungen ohne sprachliche Barrieren stattfinden können. Durch diese Inklusion wird sichergestellt, dass auch Menschen mit Hörbehinderungen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Rehabilitation haben.
Die Verständigung zwischen gehörlosen oder hörbehinderten Patient:innen und dem medizinischen Personal gestaltet sich häufig schwierig, insbesondere in Arztpraxen oder Krankenhäusern. Wenn das medizinische Personal zumindest rudimentäre Kenntnisse der Gebärdensprache hat, wird die Kommunikation erheblich erleichtert. Die Gebärdensprache ist ein wesentlicher Bestandteil des barrierefreien Zugangs zur medizinischen Versorgung. Je kompetenter die Ärzt:innen und das Personal darin sind, desto besser kann die Versorgung gehörloser und hörgeschädigter Patient:innen gewährleistet werden.
In Deutschland leben derzeit rund 80.000 gehörlose und ein Vielfaches an hörgeschädigten Menschen, Tendenz steigend. Für viele Gehörlose ist es eine Erleichterung, wenn sie in Reha-Kliniken auf Mitarbeiter:innen treffen, die die Grundzüge der Gebärdensprache beherrschen. Dies gilt auch für Patient:innen mit Cochlea-Implantaten, da der Irrglaube verbreitet ist, sie könnten normal hören und verstehen. Oft ist die Gebärdensprache auch für CI-Träger:innen eine wertvolle Unterstützung.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass Angehörige, die zum Dolmetschen mitgebracht werden, oft nicht in der Lage sind, adäquat zu übersetzen, was zu Missverständnissen in Bezug auf Diagnosen, Medikamenteneinnahme oder ärztliche Empfehlungen führen kann. Die Schulung des Personals in Gebärdensprache stellt daher einen wichtigen Schritt dar, um sicherzustellen, dass diese Patient:innen die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten.
Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) wird von rund 200.000 Menschen in Deutschland verwendet. Sie ist eine visuell-manuelle Sprache mit eigener Grammatik und Wortschatz. Gebärdensprachen unterscheiden sich von Land zu Land und sind eng mit der jeweiligen Kultur der Gehörlosen verbunden.
Die Kommunikation in der Muttersprache ermöglicht es den Patient:innen, ihre Beschwerden klar zu formulieren und alle relevanten Informationen besser zu verstehen. Dies trägt nicht nur zu ihrem Wohlbefinden bei, sondern verbessert auch die Behandlungsergebnisse, da Missverständnisse vermieden werden. Gerade bei längeren Rehaaufenthalten ist es wichtig, dass die Patient:innen ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens entwickeln, das durch sprachliche Nähe gefördert wird.
Die sprachliche Vielfalt ermöglicht es Ärzt:innen, Pflegekräften und Therapeut:innen, medizinische Fachgespräche in unterschiedlichen Sprachen zu führen, was für die Betreuung von Patient:innen mit Migrationshintergrund von großer Bedeutung ist. Ein solches Sprachangebot baut nicht nur Kommunikationsbarrieren ab, sondern fördert auch die emotionale und psychische Stabilität der Patient:innen, indem es ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Verstandenwerdens vermittelt.
Darüber hinaus schafft die multikulturelle Zusammensetzung des Personals ein einladendes Umfeld, in dem sich Patient:innen unabhängig von ihrer Herkunft gut aufgehoben fühlen. In einem solchen unterstützenden Umfeld wird das Vertrauen in die Behandlung gestärkt, was sich positiv auf die Genesung auswirken kann. Letztlich trägt das Sprachangebot in Rehakliniken nicht nur zur Verbesserung der medizinischen Versorgung bei, sondern fördert auch eine inklusive und respektvolle Atmosphäre, in der sich jeder Patient:in wertgeschätzt fühlt.
Sprachbarrieren in Rehakliniken können erhebliche Herausforderungen für die Kommunikation zwischen medizinischem Personal und Patient:innen darstellen. Eine effektive Kommunikation ist entscheidend für den Behandlungserfolg, da sie es den Patient:innen ermöglicht, ihre Beschwerden klar zu artikulieren, während Ärzte und Therapeuten die notwendigen Informationen für Diagnose und Therapie bereitstellen.
Wenn Patient:innen nicht in ihrer Muttersprache kommunizieren können, besteht die Gefahr, dass sie wichtige Details über ihre Symptome oder Bedenken nicht richtig mitteilen. Dies kann zu Missverständnissen führen, die die Behandlungsqualität gefährden und das Vertrauen der Patient:innen in die medizinische Versorgung verringern.
Umgekehrt kann eine unzureichende Sprachkompetenz des medizinischen Personals dazu führen, dass die Patient:innen Erklärungen zu Diagnosen, Behandlungsplänen und Therapiefortschritten nicht vollständig verstehen. Dies kann zu Verwirrung, Angst oder einer unsicheren Haltung gegenüber der Behandlung führen, was den Heilungsprozess beeinträchtigen kann. Für Patient:innen ist es wichtig, Fragen zu stellen und Bedenken zu äußern, aber dies ist oft nicht möglich, wenn sie sich sprachlich nicht sicher fühlen.
Um Patient:innen eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu bieten, sind in ambulanten und stationären Rehakliniken häufig Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten beschäftigt, die mehrere Sprachen beherrschen. So können medizinische Fachgespräche und Therapien effektiv durchgeführt werden.
Allerdings ist die sprachliche Versorgung je nach Einrichtung unterschiedlich. In manchen Kliniken gibt es nur eine Person, die die jeweilige Sprache spricht, was stark von der Verfügbarkeit und dem Fachgebiet abhängt. Während einige Mitarbeiter Muttersprachler sind, haben andere nur grundlegende Sprachkenntnisse erworben.
Eine kontinuierliche Kommunikation rund um die Uhr in einer anderen Sprache kann in den meisten Fällen nicht gewährleistet werden. Dies kann dazu führen, dass Patient:innen zu bestimmten Zeiten Unterstützung benötigen, die möglicherweise nicht in ihrer Muttersprache bereitgestellt werden kann. Trotz dieser Herausforderungen bleibt es das Ziel, eine verständliche und präzise Kommunikation zu ermöglichen, so dass auch komplexe medizinische Sachverhalte für die Patient:innen nachvollziehbar sind.
In selteneren Fällen wird auch in Rehabilitationskliniken mit Dolmetscher:innen gearbeitet. Teilweise übernehmen Angehörige die Übersetzungsarbeit, wenn sie als Begleitpersonen während der Rehabilitation anwesend sind. Auf diese Weise wird versucht, Sprachbarrieren so weit wie möglich zu überwinden und die Qualität der Betreuung zu verbessern.
DAS REHAPORTAL hat ermittelt, welche Sprachkompetenzen in ambulanten und stationären Rehakliniken vorhanden sind. Voraussetzung für das Sprachangebot ist, dass das medizinische Personal - muttersprachlich oder erlernt - so kompetent ist, dass medizinische Fachgespräche problemlos geführt werden können. In der Regel sprechen ein Arzt, eine Pflegekraft und ein Therapeut die jeweilige Sprache, wodurch die Kommunikation zwischen Patient:innen und Fachpersonal sichergestellt ist. Im Folgenden sind die einzelnen Sprachen und die entsprechenden Reha aufgeführt, die über diese Sprachkompetenz verfügen.
Mit über 310 Millionen Muttersprachler:innen ist Arabisch eine der weltweit meistgesprochenen Sprachen, insbesondere in Ländern wie Ägypten, Saudi-Arabien und Irak. Es gibt zahlreiche regionale Dialekte, während das Hocharabisch als Standardsprache gilt. Die arabische Schrift und Sprache haben eine reiche kulturelle und religiöse Bedeutung.
Englisch ist mit rund 1,5 Milliarden Sprechern weltweit die am weitesten verbreitete Sprache. Ursprünglich aus England stammend, hat sich die Sprache durch Kolonialisierung und Handel zur globalen Lingua Franca entwickelt. Sie gehört zur westgermanischen Sprachgruppe und verwendet das lateinische Alphabet.
Französisch ist mit über 220 Millionen Sprechende weltweit eine wichtige internationale Sprache. Sie wird in Frankreich, weiten Teilen Afrikas, Kanada und der Karibik gesprochen. Französisch gehört zur romanischen Sprachfamilie und hat einen großen Einfluss auf internationale Diplomatie und Kultur.
Hindi ist die am zweithäufigsten gesprochene Sprache der Welt, mit über 600 Millionen Sprechende, vor allem in Indien. Die Sprache gehört zur indoiranischen Sprachfamilie und verwendet die Devanagari-Schrift. Hindi spielt eine zentrale Rolle in der Kultur und Medienlandschaft Südasiens.
Italienisch wird von etwa 85 Millionen Menschen weltweit gesprochen, vor allem in Italien, der Schweiz und Teilen Südamerikas. Es gehört zur romanischen Sprachfamilie und entwickelte sich aus dem Vulgärlatein. Italienisch ist bekannt für seine kulturellen Beiträge in den Bereichen Musik, Kunst und Literatur.
Kurdisch wird von etwa 30 Millionen Menschen gesprochen, vor allem in der Türkei, im Irak, im Iran und in Syrien. Die Sprache gehört zur indoiranischen Sprachgruppe und hat mehrere Hauptdialekte, darunter Kurmanci und Sorani. Kurdisch verwendet sowohl lateinische als auch arabische Schriftzeichen.
Polnisch wird von etwa 50 Millionen Menschen weltweit gesprochen, vorwiegend in Polen. Es gehört zur westslawischen Sprachfamilie und verwendet das lateinische Alphabet. Polnisch ist für seine komplizierte Grammatik und seine Rolle als Kultursprache in Mittel- und Osteuropa bekannt.
Russisch wird von etwa 260 Millionen Menschen weltweit gesprochen, vor allem in Russland und den ehemaligen Sowjetstaaten. Es gehört zur ostslawischen Sprachfamilie und verwendet das kyrillische Alphabet. Russisch ist eine der sechs offiziellen Sprachen der Vereinten Nationen.
Spanisch ist mit über 500 Millionen Sprechende weltweit die zweithäufigste Sprache nach Mandarin. Sie gehört zur romanischen Sprachfamilie und wird in Spanien, großen Teilen Lateinamerikas sowie in den USA gesprochen. Spanisch verwendet das lateinische Alphabet und ist eine wichtige Weltsprache in Handel, Kultur und Diplomatie.
Türkisch wird von etwa 88 Millionen Menschen gesprochen, hauptsächlich in der Türkei und Zypern. Es gehört zur oghusischen Gruppe der Turksprachen und verwendet das lateinische Alphabet. Die moderne türkische Sprache wurde in den 1920er Jahren durch Reformen unter Atatürk stark modernisiert.
Ukrainisch wird von etwa 40 Millionen Menschen gesprochen, hauptsächlich in der Ukraine. Es gehört zur ostslawischen Sprachfamilie und verwendet das kyrillische Alphabet. Ukrainisch hat eine lange literarische Tradition und ist eng mit Russisch und Weißrussisch verwandt, unterscheidet sich aber stark in Aussprache und Vokabular.
Vietnamesisch wird von etwa 86 Millionen Menschen gesprochen, vor allem in Vietnam. Es gehört zur austroasiatischen Sprachfamilie und verwendet das lateinische Alphabet mit diakritischen Zeichen, um Töne darzustellen. Vietnamesisch ist eine Tonsprache, was es besonders schwierig für Lernende macht, aber auch seine musikalische Klangqualität ausmacht.
Die Mehrsprachigkeit in Rehakliniken wird immer wichtiger, um eine barrierefreie Kommunikation zwischen Patient:innen und medizinischem Personal sicherzustellen. Dies betrifft sowohl Patient:innen mit Migrationshintergrund als auch internationale Medizintouristen. Ein breites Sprachangebot fördert Vertrauen und Wohlbefinden und trägt wesentlich zum Rehabilitationserfolg bei. Besonders hervorzuheben sind ambulante und stationäre Rehakliniken mit Gebärdensprachkompetenz, die gehörlosen und hörgeschädigten Patient:innen eine gleichwertige Behandlung ermöglichen. Sprachliche Vielfalt in Rehakliniken optimiert die medizinische Versorgung und fördert eine inklusive und respektvolle Atmosphäre, in der sich alle Patient:innen gut verstanden und betreut fühlen.
Leiter Projektmanagement und Finanzen
DAS REHAPORTAL