Chefärztin im Fachbereich Hörstörungen, Tinnitus und Schwindel
Vamed Rehaklinik Bad Berleburg
Schwindel ist eine unangenehme Empfindung, die mit Störungen des Gleichgewichts, der Bewegungskoordination und der Orientierung im Raum einhergeht. Bei starkem Schwindel kann eine Fallneigung mit Sturzgefahr auftreten.
Aufgrund der Vielzahl möglicher Schwindelursachen stellt die Diagnose oft eine Herausforderung dar. Nicht immer lässt sich eine eindeutige Ursache feststellen – was eine gezielte Schwindeltherapie erschwert. In solchen Fällen können sich Beschwerden verfestigen und chronisch werden, was zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen kann. Umso wichtiger ist eine frühzeitige und umfassende Diagnostik – sowie ein individuell angepasstes Gleichgewichtstraining als Teil der Therapie. Besonders in einer Rehabilitation kann Schwindel wirksam behandelt werden.
Lesen Sie im folgenden Artikel alles über Schwindel und wie dieser vor Ort und in einer Reha therapiert wird.
Schwindel, auch Vertigo genannt, ist ein weit verbreitetes Symptom, das bei nahezu jedem 10. Menschen einmal im Leben auftritt und mit zunehmendem Alter häufiger wird. Schwindel kann sehr unterschiedlich empfunden werden – in Form von Dreh-, Schwank- oder Liftschwindel oder auch als ein Benommenheitsgefühl mit Kreislaufstörungen sowie „Nebel im Kopf“. Im medizinischen Sinne stellt Schwindel ein Ausdruck unseres Gehirns dar, dass eine Störung des Gleichgewichtssystems vorliegt. Häufig ist die Ursache harmlos und kann gut behandelt werden, manchmal kann selbst bei ausführlicher Diagnostik keine exakte Diagnose ermittelt werden.
Schwindel kann viele verschiedene Ursachen haben – von harmlosen Auslösern bis hin zu komplexen Erkrankungen. Häufig liegt die Ursache im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs, doch auch das Gehirn, das Herz-Kreislauf-System oder der Stoffwechsel können eine Rolle spielen.
Zu den häufigsten körperlichen Ursachen zählen:
Oft sind einmalige, kurzzeitige Schwindelanfälle auf harmlose Auslöser wie Kreislaufschwäche (niedriger Blutdruck) zurückzuführen und klingen rasch wieder ab. Problematisch hingegen sind wiederkehrende und anfallsartige Schwindelattacken oder das Auftreten weiterer Symptome wie Gangunsicherheit oder Fallneigung. Diese können den Alltag erheblich beeinträchtigen – sowohl körperlich als auch psychisch.
Daher ist eine frühzeitige, gezielte Diagnostik entscheidend, um die genaue Ursache zu erkennen und eine passende Schwindelbehandlung einzuleiten.
Nicht jeder Schwindel ist gleich – je nach Ursache und Symptomverlauf unterscheiden Fachleute verschiedene Schwindelformen, die jeweils unterschiedlich behandelt werden. Nach Erhebungen der Schwindelambulanzen in München (Strupp et al., 2021) und Essen (Obermann et al., 2013) stellen die unten aufgeführten Erkrankungen die häufigsten Ursachen für Schwindelbeschwerden dar.
Der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel ist die häufigste Form von Schwindel. Er entsteht, wenn sich kleine Kristalle (Otolithen) im Gleichgewichtsorgan lösen und in die Bogengänge des Innenohrs gelangen. Dort stören sie die Reizverarbeitung bei bestimmten Kopfbewegungen.
Typisch sind kurze, drehende Schwindelattacken, zum Beispiel beim Umdrehen im Bett oder beim Aufstehen. Die Beschwerden klingen meist schnell ab, sobald die Kopfhaltung verändert wird. Mit gezielten Lagerungsübungen lässt sich der Lagerungsschwindel in der Regel gut behandeln – häufig verschwinden die Beschwerden bereits nach wenigen Anwendungen.
Wenn eines der beiden Gleichgewichtsorgane im Innenohr plötzlich ausfällt oder nicht mehr richtig funktioniert, kommt es häufig zu starkem Drehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen. Weitere neurologische Symptome wie Lähmungen oder Sehstörungen treten dabei in der Regel nicht auf.
Meist ist die Übelkeit nach wenigen Tagen vorüber. Die Gangunsicherheit und Fallneigung können jedoch länger bestehen bleiben. Hierbei ist es wichtig, das Gehirn möglichst frühzeitig an die neue Situation (Ausfall des Gleichgewichtsorgans) zu gewöhnen. Dies gelingt durch spezifische Gleichgewichtsübungen. Manchmal kommt es nur sehr zögerlich zur Gewöhnung des Gehirns an die neue Situation, sodass ein chronischer Dauerschwindel mit Gangunsicherheit und Fallneigung resultiert.
Die Ursachen für eine Störung des Gleichgewichtsorgans sind nicht gänzlich bekannt, infrage kommen Entzündungen des Gleichgewichtsnervens, des Gleichgewichtsorgans oder Verletzungen nach Sturz. Auch eine Entzündung des Mittelohrs kann sich auf das Gleichgewichtsorgan ausdehnen, da diese gemeinsam in dem Knochen hinter dem Ohr (Felsenbein) eingebettet sind.
Eine Besonderheit der Störung der Gleichgewichtsorgane stellt die Menière Erkrankung (Morbus Menière) dar. Dabei kommt es in unregelmäßigen Abständen zu wiederkehrenden Drehschwindelattacken mit begleitender Hörminderung und Tinnitus . Die Beschwerden halten wenige Minuten bis Stunden (24-48 Stunden) an. Zwischen den Attacken erholen sich Gehör und Gleichgewicht meist wieder. Da diese Anfälle nicht vorhersehbar sind, führt die Erkrankung sehr häufig zur sozialen Isolation und erheblichen Minderung der Lebensqualität (u.a. wegen Angst vor Schwindelattacken in der Öffentlichkeit und sozialen Situationen).
Ziel der Behandlung ist es, die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren. Neben Medikamenten kommen auch Ernährungsumstellungen, Entspannungsverfahren und bei Bedarf Rehabilitation zum Einsatz.
Die Symptome der vestibulären Migräne ähneln sehr stark der einer Menière Erkrankung. Dabei kommt es zu anfallsartigen Drehschwindelattacken mit Übelkeit und Erbrechen. Auch eine Hörstörung sowie Sehstörung, Tinnitus und Kopfschmerzen können begleitend auftreten. Häufig besteht schon eine Migränehistorie.
Treten bei einer Schwindelattacke noch weitere Symptome wie Lähmungen, Seh- und Sprechstörungen auf, sollte notfallmäßig ein Schlaganfall ausgeschlossen werden. Gutartige Tumoren, insbesondere solche, die am Gleichgewichtsnerv oder im Kleinhirn wachsen, können ebenfalls zu (Dreh-) Schwindel mit Gangstörung führen, sind aber insgesamt eine seltene Schwindelursache.
Gefühlsstörungen der Nerven in den Füßen und Beinen (Polyneuropathie
), die bei Diabetes
und nach einer Chemotherapie
auftreten können, führen oft zu einem gestörten Gangbild mit erheblicher Unsicherheit und somit eines subjektiven Schwindelgefühls.
Der sogenannte funktionelle Schwindel hat keine organische Ursache, sondern resultiert aus einer psychiatrischen bzw. psychosomatischen Störung. Auch Herzerkrankungen oder Kreislaufstörungen wie Herzrhythmusstörungen oder niedriger Blutdruck können zu immer wiederkehrenden (kurzzeitigen) Schwindelbeschwerden führen.
Bei einem akuten und starken Schwindelanfall, der mit Übelkeit und Erbrechen einhergeht, erfolgt die erste Abklärung meist in einer Notaufnahme. Dort stehen oft verschiedene Fachdisziplinen zur Verfügung, um mögliche lebensbedrohliche Ursachen – wie z. B. einen Schlaganfall – rasch auszuschließen.
Zu Beginn ist eine ausführliche Anamnese entscheidend. Dabei wird erfragt:
Neben der allgemeinen körperlichen Untersuchung mit EKG, Blutdruckmessung und gegebenenfalls Blutentnahme werden die Gang- und Standfestigkeit überprüft sowie eventuelle spontane Augenbewegungen (Nystagmus) mithilfe einer speziellen Brille nachgewiesen. Verlaufen die Augenbewegungen horizontal bzw. rotierend, deutet dies auf eine Störung im Gleichgewichtsorgan hin. Störungen des Gleichgewichtsorgans können außerdem anhand des Kopf-Impuls-Testes (schnelle Drehbewegung des Kopfes durch die Untersucher mit Beobachtung der Augenbewegung) festgestellt werden. Bei Lähmungen, Sprech- und Schluckstörungen sowie weiteren neurologischen Symptomen sollte eine Magnetresonanztomografie (MRT) zum Ausschluss eines Schlaganfalls erfolgen. Bei Herz- und Kreislauferkrankungen erfolgt eine internistische und kardiologische Abklärung.
Eine der häufigsten Schwindelursache, nämlich der Lagerungsschwindel, kann durch gezielte Lagerungsmanöver (auch Befreiungsmanöver genannt), die in der Regel nur einige Male wiederholt werden müssen, sehr gut therapiert werden. Dazu erfolgen definierte Drehungen des Kopfes und Körpers (z. B. Manöver nach Epley, Sermont), sodass die schwindelauslösenden Kristalle in einen Bereich der Bogengänge „fließen“, in dem sie nicht mehr zu Beschwerden führen.
Ein akuter Ausfall eines oder beider Gleichgewichtsorgane geht in der Regel mit einer erheblichen Gang- und Standunsicherheit sowie Übelkeit und Erbrechen einher, sodass zunächst nur eine symptomatische Behandlung mit Medikamenten gegen die Übelkeit (u.a. Kortison) und Flüssigkeitszufuhr erfolgt. Möglichst zeitnah sollte dann jedoch mit einem Gleichgewichtstraining begonnen werden, damit das Gehirn schnellst möglich lernt, mit dieser veränderten Situation zurechtzukommen. Das Training beinhaltet verschiedene Augen- und Kopfbewegungen sowie Stand-, Gang- sowie Balanceübungen. Sehr hilfreich sind Sportarten mit komplexen Bewegungen wie Tischtennis, Badminton oder Tanzen. Je abwechslungsreicher ein Bewegungsablauf, desto besser.
Schwindelform / Ursache | Therapie | Besonderheiten / Hinweise |
Lagerungsschwindel | Lagerungsmanöver (z. B. Epley-, Semont-Manöver) | Schnelle Besserung möglich, wenige Wiederholungen reichen oft aus |
Akuter Ausfall des Gleichgewichtsorgans | Medikamentöse Behandlung (u. a. Kortison, Antiemetika), Flüssigkeitszufuhr, Gleichgewichtstraining | Frühzeitiges Training fördert Anpassung des Gehirns, Sportarten mit komplexen Bewegungen empfohlen |
Morbus Menière | Medikamente gegen Übelkeit, Histaminblocker (z. B. Betahistin), ggf. Gentamicin, Gleichgewichtstraining | Bei häufigen Anfällen: Gleichgewichtsorgan gezielt „ausschalten“ |
Zentraler Schwindel (z. B. Schlaganfall) | Blutverdünnung in der Akutphase, anschließendes Gleichgewichtstraining | MRT-Diagnostik notwendig; häufig neurologische Begleitsymptome |
Tumoren | Operation oder Bestrahlung, danach Gleichgewichtstraining | Bleibende Schäden möglich, Therapie je nach Lokalisation |
Herz-Kreislauf-Störungen | Medikamentöse Behandlung der Grunderkrankung | Z. B. bei Blutdruckproblemen oder Herzrhythmusstörungen |
Funktioneller Schwindel / keine organische Ursache | Gleichgewichtstraining, ggf. psychotherapeutische Unterstützung | Wichtig: Kombination aus körperlichem und psychischem Training kann Teufelskreis durchbrechen |
Die Menière-Erkrankung wird ebenfalls symptomatisch behandelt. In akuten Phasen helfen Medikamente gegen Übelkeit, dauerhaft können Histamin-Rezeptorblocker wie Betahistin die Häufigkeit und Intensität der Schwindelattacken verringern. In schweren Fällen kann das Gleichgewichtsorgan gezielt durch Gentamicin (ein Antibiotikum) ausgeschaltet werden. Auch hier ist Bewegungstherapie und Gleichgewichtstraining ein wichtiger Bestandteil der Langzeitbehandlung.
Liegt ein zentraler Schwindel, etwa durch einen Schlaganfall, vor, erfolgt zunächst eine Akutbehandlung, z. B. mit Blutverdünnern zur Wiederherstellung der Durchblutung. Danach steht auch hier das Gleichgewichtstraining im Fokus der Rehabilitation. Bei Tumoren im Bereich des Gleichgewichtsnervs oder des Gehirns können eine Operation oder Bestrahlung erforderlich sein. Bei bleibenden Schäden ist auch in diesen Fällen das Gleichgewichtstraining ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Herz-/ Kreislaufstörungen werden entsprechend medikamentös versorgt.
Kann keine eindeutige organische Ursache ermittelt werden, ist ein Gleichgewichtstraining immer sinnvoll und hilfreich. Bei zusätzlichen psychischen Belastungen unterstütz eine psychotherapeutische Behandlung.
Bleibt Schwindel über längere Zeit bestehen oder tritt immer wieder anfallsartig auf, kann das den Alltag stark beeinträchtigen – körperlich, emotional und sozial.
Typische Folgen einer chronischen Schwindelerkrankung sind:
Die ständige Angst vor neuen Schwindelattacken und die notwendige Konzentration auf das Gleichgewicht führen bei vielen Betroffenen zu einer deutlichen Leistungseinbuße im Beruf und Alltag.
Um einen Weg aus der Vereinsamung, dem Vermeidungsverhalten und den Ängsten zu finden, ist es sinnvoll, im Rahmen einer Rehamaßnahme mit bewegungstherapeutischen Maßnahmen, insbesondere einem spezifischen Gleichgewichtstraining, psychotherapeutischer Begleitung sowie Aufklärung die Schwindelbeschwerden diese zu verbessern oder im besten Falle sogar wieder eine komplette Beschwerdefreiheit zu erreichen.
Wenn Schwindelbeschwerden länger anhalten oder den Alltag stark einschränken, kann eine auf Schwindel spezialisierte Rehabilitationsmaßnahme sinnvoll sein. Besonders bei Störungen der Gleichgewichtsorgane – etwa nach dem Ausfall eines oder beider Gleichgewichtsorgane oder bei einer Menière-Erkrankung – kann die Reha gezielt zur Linderung chronischer Beschwerden, zur Verbesserung der Gangstabilität und zur Steigerung der Lebensqualität beitragen. Auch psychische Begleiterscheinungen wie Angst oder Unsicherheit lassen sich in einem strukturierten Rahmen wirkungsvoll behandeln.
In einer Reha-Klinik stehen unterschiedliche Fachdisziplinen zur Verfügung – darunter Physiotherapie, Psychotherapie, Ergotherapie und gegebenenfalls HNO oder Neurologie. Die Therapie erfolgt in einem individuellen, interdisziplinären Programm, das auf die jeweilige Ursache und Ausprägung des Schwindels abgestimmt wird.
Ein zentraler Bestandteil ist das Gleichgewichtstraining, mit dessen Hilfe das Gehirn lernt mit der neuen Situation (ein oder zwei ausgefallene Gleichgewichtsorgane) zurechtzukommen. Augen und Körpersensoren in Muskeln, Gelenken und Haut übernehmen dann schrittweise die Aufgaben des ausgefallenen Gleichgewichtsorgans – so lassen sich Gangunsicherheit, Fallneigung und Sehstörungen nach und nach ausgleichen. Zu den Übungen in unterschiedlichen Schweregraden gehören
Zusätzlich zum Gleichgewichtstraining ist eine psychologische oder psychotherapeutische Begleitung notwendig, da es bei chronischem Schwindel gehäuft zu psychologischen Belastungen, wie Ängsten, Verunsicherung und Depressivität kommt. Auch der Austausch mit anderen betroffenen Patient:innen führt zur verbesserten Erkrankungsakzeptanz und erleichtert den Umgang mit den Beschwerden.
Entspannungsübungen führen ebenfalls zu Angstabbau und helfen bei der Genesung.
Sollten sich berufliche Tätigkeiten, wie z.B. Dachdecker, Bus -oder Lkw-Fahrer, nicht mit chronischen Schwindelbeschwerden ausüben lassen, erfolgt während der Rehabilitationsmaßnahme eine sozialmedizinische und sozialrechtliche Beratung zu beruflichen Perspektiven und gegebenenfalls weiteren Unterstützungsmöglichkeiten.
Bei weiteren neurologischen Defiziten (z.B. Lähmung von Arm und/oder Bein) kann eine verbesserte Beweglichkeit durch physiotherapeutische Übungen erreicht werden.
Bei einer akuten Schwindelsymptomatik sollten lebensbedrohliche Ursachen zeitnah ausgeschlossen werden. Ein Gleichgewichtstraining sowie komplexe Sportarten (Tischtennis, Badminton, Tanzen) helfen bei Störungen der Gleichgewichtsorgane sowie bei chronischem Schwindel und Schwindel unbekannter Ursache. Bei chronischen Schwindelbeschwerden mit zusätzlichen psychischen Folgen und eingeschränkter Teilhabe hilft eine Rehamaßnahme mit einen umfassenden therapeutischen Angebot mit Gleichgewichtstraining, psychologischer Betreuung mit Angstabbau und Entspannungstraining sowie ärztlicher Betreuung und Beratung.
Schwindel ist eine unangenehme Empfindung, die mit Störungen des Gleichgewichts, der Bewegungskoordination und der Orientierung im Raum einhergeht. Er äußerst sich u.a. durch Gangunsicherheit mit Fallneigung, empfundenes Drehen oder Schwanken der Umgebung oder auch Benommenheitsgefühl.
Schwindel kann als Dreh-, Schwank- oder Liftgefühl empfunden werden.
Am häufigsten wird Schwindel durch Störungen der Gleichgewichtsorgane verursacht. Aber auch neurologische Störungen, Herzkreislauf- und Augenerkrankungen können Schwindelverursacher sein.
Schwindel entsteht durch Störungen in der Gleichgewichtsregulation. Die Gleichgewichtsorgane, die Augen und Sensoren in Muskeln, Gelenken und Haut senden dem Gehirn Informationen über die Orientierung im Raum sowie die Bewegungen des Körpers. Bei Störung oder Ausfalls eines oder mehrerer dieser „Meldesysteme“ kann das Gehirn die fehlerhafte Information nicht sinnvoll verarbeiten, weshalb ein „Chaos“ entsteht und die Bewegungsabläufe sowie die Standfestigkeit gestört sind.
Durch eine ausführliche Befragung der Betroffenen über Art, Dauer und Auslösbarkeit des Schwindels kann eine erste Ursacheneingrenzung erreicht werden. Des Weiteren erfolgen Tests zur Gang- und Standsicherheit sowie Untersuchungen von spontanen Augenbewegungen, die durch ein gestörtes Gleichgewichtsorgan verursacht werden. Bei zusätzlichen neurologischen Beschwerden sollte außerdem eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Schädels erfolgen. Herz-Kreislauf Störungen werden kardiologisch abgeklärt.
Bei akutem, heftigem Schwindel mit Übelkeit und Erbrechen erfolgt zunächst nur eine medikamentöse Therapie der Übelkeit. Ein Gleichgewichtstraining sowie komplexe Sportarten (Tischtennis, Badminton, Tanzen) helfen bei Störungen der Gleichgewichtsorgane sowie bei chronischem Schwindel und Schwindel unbekannter Ursache. Neurologische Ursachen sowie Herzkreislauferkrankungen müssen spezifisch therapiert werden (z.B. Blutverdünnung bei einem Schlaganfall).
Chronischer Schwindel führt durch Vermeidungsverhalten, eingeschränktem Bewegungsradius und Verunsicherung zu sozialem Rückzug sowie möglichen psychischen Störungen wie Depression und Angst- und Panikstörung.
Bei chronischem Schwindel ist eine umfangreiche Unterstützung, Aufklärung und Therapie notwendig, um die fehlerhaften Bewegungsabläufe und Sinneseindrücke sowie die psychischen Auswirkungen des Schwindels zu behandeln. Neben einem spezifischen Gleichgewichtstraining sowie weiteren bewegungstherapeutischen Maßnahmen, erhalten die Betroffenen Unterstützung bei dem Krankheitsverständnis und der Akzeptanz sowie psychologischen Begleiterkrankungen. Auch der Austausch mit anderen gleichbetroffenen Menschen hilft in der Bewältigung der Auswirkungen des Schwindels.
Wichtig ist, sich kein Vermeidungsverhalten anzugewöhnen, dies führt meist zur Verstärkung der Beschwerden. Ein Gleichgewichtstraining ist nie falsch. Anleitung hierzu findet man im Internet oder durch spezialisierte Therapeuten. Komplexe Sportarten wie Tischtennis, Badminton oder Tanzen verbessern ebenfalls die koordinative Kompetenz.