Chemotherapie

Zuletzt aktualisiert: 04.09.2024 | Lesedauer: ca. 11 Min.

Chemotherapie bezeichnet die medikamentöse Behandlung einer Krebserkrankung mit Zellgiften, sogenannten Zytostatika. Dabei verabreichen Mediziner:innen Zytostatika in Form von Tabletten, Injektionen oder Infusionen. Wegen der möglichen teilweise auch schwerwiegenden Nebenwirkungen darf die Chemotherapie nur nach ausführlicher Aufklärung und mit ausdrücklicher Zustimmung der Patient:in erfolgen.

Lesen Sie im Folgenden alle wichtigen Informationen zur Chemotherapie und was Patient:innen nach einer Chemotherapie in einer Reha erwartet.

Wirkungsweise einer Chemotherapie

Anders als bei einer Operation oder Bestrahlung wirkt die Chemotherapie systemisch, betrifft also den ganzen Körper. Da sich die Wirkstoffe über das Blut in allen Organen verteilen, können sie verstreute Tumorzellen und Fernmetastasen im Wachstum hemmen oder zum Absterben bringen. Allerdings werden auch normale sich teilende Körperzellen der Haut, der Schleimhäute und des Knochenmarks betroffen. Daher die typischen Nebenwirkungen der Therapie wie Haarausfall und Nagelveränderungen, Übelkeit und Druchfall sowie Blutbildveränderungen.

Wenn die präoperative Diagnostik zeigt, dass ein lokal fortgeschrittenes Tumorstadium vorliegt oder möglicherweise benachbarte Organe vom Tumor infiltriert sind, kann, abhängig von der Tumorart, eine sogenannte neoadjuvante Chemotherapie, die vor der Operation gegeben wird, sinnvoll sein. Ziel der neoadjuvanten Chemotherapie ist es, den Tumor soweit zu verkleinern, dass die folgende Operation technisch besser durchgeführt werden kann und die angestrebte vollständige Entfernung des Tumors aus dem Körper besser gelingt.

Auch nach der Operation kann eine sich anschließende sogenannte adjuvante Chemotherapie sinnvoll sein. Sie wird bei großen lokal fortgeschrittenen Tumoren oder bei Lymphknotenbefall empfohlen, um das Risiko eines Rückfalls der Erkrankung zu mindern.

Im fortgeschrittenen Tumorstadien mit Bildung von Fernmetastasen, die durch eine alleinige operative Therapie nicht mehr sinnvoll behandelt werden können, kann durch Gabe einer kurativen oder palliativen Chemotherapie oft ein Rückgang des Tumors erreicht werden.

Damit möglichst viele Tumorzellen in allen Entwicklungsstadien getroffen werden, kombinieren Mediziner:innen meist mehrere Zytostatika in einem Therapieprotokoll. Eine kurative Therapie strebt die vollständige Heilung mit Eliminierung aller Tumorzellen an, die sogenannte komplette Remission.

Die palliative Chemotherapie wird durchgeführt, um zumindest das weitere Wachstum bereits vorhandener Metastasen zu verhindern, im günstigen Fall sogar den Tumor für einen längeren Zeitraum durch Zelltod vieler Tumorzellen zum Rückzug zu bringen, eine sogenannte partielle Remission. In Fällen, in denen eine Heilung nicht mehr möglich ist, hat die moderne Palliativmedizin eine Lebensverlängerung bei guter Lebensqualität zum Ziel.

Viele Patienten bekommen die Zytostatika in Form von Infusionen. Ein dauerhafter Venenzugang (Port) macht die Behandlung für sie erträglicher. Er wird unter die Haut gepflanzt und erleichtert die Gabe der Medikamente für Patient:innen erheblich.

Frau mit Kopfbedeckung berührt einen Infusionsständer mit Blick aus dem Fenster ins Grüne und erholt sich von Chemotherapie.

Die Erfolgsaussichten einer Chemotherapie

Klinische Studien belegen zwar die Verlässlichkeit der Behandlung in einem größeren Patientenkollektiv, doch niemand kann vorhersagen, wie die einzelne Patient:in darauf anspricht. Die Erfolgsquote einer Chemotherapie hängt von so vielen verschiedenen genetischen und biologischen Faktoren ab, dass keine allgemeingültigen Aussagen zur individuellen Erfolgsquote einer Chemotherapie getroffen werden können.

Risiken und Nebenwirkungen einer Chemotherapie

Die Risiken und Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind vielfältig und zeigen sich bei jedem Menschen unterschiedlich. Es steht außer Frage, dass eine Chemotherapie den Körper belastet, da auch gesunde sich teilende Körperzellen vor allem der Haut, der Schleimhäute, des blutbildenen Knochenmarks und des Nervensystems von den toxischen Wirkungen der Zytostatika getroffen werden. Typische Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schleimhaut-Entzündungen
  • Nagelveränderungen und Haarausfall
  • Blutbildveränderungen
  • sowie bei bestimmten Platin-haltigen Zytostatika Sensibilitätsstörungen der Hände und Füße.

Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind zwar unangenehm, aber meist vorübergehend und müssen in Relation zum Risiko des Fortschreitens der Erkrankung ohne Chemotherapie gesehen werden.

Die Chemo wirkt einige Zeit im Körper. Nach der Behandlung produziert das Knochenmark innerhalb weniger Wochen wieder neue Blutzellen und der Allgemeinzustand verbessert sich zusehends. Die Ärzt:in wird die Patient:in vor Beginn der Chemotherapie über die zu erwartenden Nebenwirkungen und den Umgang mit ihnen aufklären. Um etwaige Übelkeit und Erbrechen zu lindern, werden bei den entsprechenden Zytostatika prophylaktisch schützende Medikamente gegeben.

Reha-Maßnahmen nach einer Krebserkrankung

Die Deutschen Rentenversicherung (DRV) bietet für Krebspatient:innen onkologische Nachsorgeleistungen im Anschluss an die Erstbehandlung bei einer Tumorerkrankung. Ziel einer onkologischen Reha ist es, die körperlichen, seelischen und sozialen Folgen der Krankheit abzumildern und gegebenenfalls zu beheben. 

Patient:innen haben of mit Haarverlust, Gewichtsverlust, allgemeiner Schwäche, Dekonditionierung und Veränderung des Blutbildes zu kämpfen. Auch Hautveränderungen infolge von Bestrahlungen bedürfen der Behandlung und werden in der Reha berücksichtigt.

Die Ziele der Reha nach einer Chemotherapie

Je nach Art der Tumorerkrankung sind die Folgeerscheinungen sehr unterschiedlich. Deshalb müssen die Reha-Ziele und der Ablauf einer onkologischen Reha in Absprache zwischen Ärzt:innen und Patient:innen immer an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Physiotherapie und ErgotherapieKonditionierungKraftaufbautrainingErkrankungsspezifische Informationen zum Krankheitsbild, der Diagnostik, Therapie und Nachsorge sowie Ernährungsberatung sind für alle Patient:innen sinnvoll und hilfreich.

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Durch ein individuelles Reha-Therapie Konzept bekommt jede Patient:in die für sie medizinisch notwendigen Leistungen. Daher ist es wichtig im Vorfeld eine Rehaklinik zu finden, die genau die für Sie notwendigen Therapien bietet. Auf DAS REHAPORTAL können Sie die Filter genau nach Ihren Bedürfnissen einstellen.

In einer Reha nach einer Operation bei Brustkrebs stehen z.B. besonders die Beweglichkeit des Armes und der Lymphabfluss im Vordergrund. Nach einer Kehlkopfentfernung hat die Sprachtherapie beim Logopäden Priorität.

Psychologische Hilfen als Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung und sozialtherapeutische Hilfen zur Planung einer eventuellen beruflichen Wiedereingliederung und zur Vorbereitung der Reintegration in die häusliche Umgebung nehmen in der onkologischen Reha einen sehr großen Stellenwert ein.

Eine Patientin mit Kopfbedeckung liegt in einem Krankenhausbett, schaut zusammen mit einem Arzt Unterlagen an, welche für die Chemotherapie relevant sind.
© Rido / Fotolia

Formen der onkologischen Reha nach Chemotherapie

Onkologische Reha-Maßnahmen können ganztägig ambulant oder stationär durchgeführt werden. Ihre Dauer hängt von Diagnose, Indikation und Behandlungsverlauf ab, beträgt in der Regel 21 Tage. Bis zu einem Jahr nach der abgeschlossenen Erstbehandlung können Patient:innen onkologische Reha-Maßnahmen in Anspruch nehmen. Danach kann je nach Schweregrad der Folgestörungen auch eine zweite Rehabilitation bewilligt werden.

Idealerweise erfolgen diese Maßnahmen unmittelbar nach abgeschlossener Primärtherapie, meist einem stationären Krankenhausaufenthalt oder einer abgeschlossenen Strahlentherapie oder Chemotherapie. Schon im Krankenhaus erhalten Sie vom dortigen Sozialdienst die notwendigen Formulare, die Sie gemeinsam mit dem Behandlungsteam ausfüllen. Der Antrag wird zusammen mit einer Verordnung und einem ausführlichen Begleitschreiben an den Träger weitergeleitet. Wurde bereits eine Chemotherapie begonnen, ist das kein Hindernis für eine Reha.

Wie lange dauert eine onkologische Reha nach Chemotherapie?

Der Rentenversicherungsträger entscheidet über Umfang, Art, Dauer und Durchführung der Reha-Maßnahme. Er empfiehlt auch geeignete Einrichtung und entscheidet darüber, ob die Patient:in aus medizinischen Gründen eine Begleitung braucht. Wunschkliniken können jedoch nach dem Wunsch- und Wahlrecht angegeben werden. Es ist durchaus möglich, sich selbst um eine Rehabilitation zu kümmern und die Leistungen anschließend mit der Rentenversicherung abzurechnen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn die Bewilligung unerwartet lange dauert und hierfür kein plausibler Grund angegeben wurde. Diese Variante macht jedoch nur Sinn, wenn Sie schon im Vorfeld überblicken können, welche Behandlungen notwendig sind. Ansonsten könnte es sein, dass Ihnen einige Kosten nicht erstattet werden.

Wer eine onkologische Reha beantragt, muss diese Voraussetzungen erfüllen:

  1. Es muss eine entsprechende Diagnose vorliegen
  2. Die Erstbehandlung (Operation/Strahlenbehandlung) muss abgeschlossen sein
  3. Die körperlichen, seelischen und sozialen Beeinträchtigungen müssen therapierbar sein
  4. Der Patient ist belastbar genug für die Reha-Maßnahme

Rehabilitationsmaßnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung können die meisten Versicherten in Anspruch nehmen. Für wenige Personengruppen gelten Ausnahmen: Wer während seiner Berufstätigkeit Anwartschaften auf eine spätere Versorgung erworben hat (Beamter), ist nicht anspruchsberechtigt. Das gleiche gilt für Menschen, die eine gleichwertige Leistung von einem anderen Rehabilitationsträger erhalten können, zum Beispiel durch die gesetzliche Unfallversicherung.

Das Leben nach der Behandlung

Nach einer Krebstherapie ist es wichtig, die Lebensweise anzupassen. Körperliche Aktivität ist sinnvoll, genau wie, den gewohnten Alltag bald wieder aufzunehmen. Zwei bis dreimal wöchentlich eine halbe Stunde Sport treiben ist ratsam. Sport ist gesund und hellt zudem die Stimmung auf. So verbessern Sie ihre Lebensqualität und schützen sich vor Rückfällen. 

Bewegen Sie sich möglichst viel an der frischen Luft und achten Sie auf eine gesunde Ernährung. Idealerweise stehen frisches Obst und Gemüse täglich auf dem Speiseplan. Der Verzehr fertig zubereitete Lebensmittel, Fast Food und Alkohol sollte wenn möglich, minimiert werden. Aufs Rauchen sollte gänzlich verzichtet werden. 

Fazit

Chemotherapie ist eine grundlegende Behandlungsmethode gegen Krebs, die auf die Vernichtung von Krebszellen im ganzen Körper abzielt. Trotz ihrer Wirksamkeit bei der Bekämpfung vieler Krebsarten, kann sie mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein, welche die Lebensqualität der Patienten deutlich beeinträchtigen können. 
Daher ist eine sorgfältige Überwachung und umfassende Nachsorge essentiell. Die onkologische Rehabilitation spielt eine wichtige Rolle dabei, Patient:innen zu helfen, sich von den physischen und psychischen Folgen einer Krebstherapie zu erholen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Somit ist eine Chemotherapie zwar eine Herausforderung, bietet jedoch auch wichtige Chancen für eine erfolgreiche Krebsbehandlung und anschließende Erholung.

Häufige Fragen zur Chemotherapie

Wann ist der schlimmste Tag nach der Chemo?

Der schlimmste Tag nach einer Chemotherapie variiert von Person zu Person, aber viele berichten, dass die intensivsten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Müdigkeit und Schmerzen oft ein bis drei Tage nach der Behandlung ihren Höhepunkt erreichen. Die genaue Zeit hängt von der Art der verabreichten Chemotherapeutika und der individuellen Reaktion des Körpers darauf ab.

Was genau passiert bei einer Chemotherapie?

Bei einer Chemotherapie werden Medikamente, bekannt als Zytostatika, verwendet, um Krebszellen zu töten oder ihr Wachstum zu hemmen. Diese Medikamente zirkulieren im Blutkreislauf, erreichen so alle Körperbereiche und können sowohl lokale als auch metastasierte Tumorzellen angreifen. Allerdings beeinflussen sie auch schnell teilende gesunde Zellen, was zu verschiedenen Nebenwirkungen führen kann.

Wie lange dauert in der Regel eine Chemotherapie?

Die Dauer einer Chemotherapie hängt vom spezifischen Krebstyp, dem Stadium der Erkrankung, dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und dem spezifischen Behandlungsplan ab. In der Regel umfasst eine Chemotherapie mehrere Zyklen, die sich über einige Monate erstrecken können, wobei jeder Zyklus aus einer Behandlungsphase und einer Erholungsphase besteht.

Wie viel Prozent überleben eine Chemotherapie?

Die Überlebensrate nach einer Chemotherapie variiert stark je nach Krebsart, Stadium der Erkrankung, Alter und Gesundheitszustand des Patienten sowie anderen Faktoren wie der Reaktion auf die Behandlung. Allgemeine Überlebensstatistiken können irreführend sein, da sie sehr spezifisch für den jeweiligen Kontext sind. Für genaue Prognosen ist es am besten, sich mit einem Onkologen zu beraten, der die individuellen Umstände des Patienten berücksichtigen kann.

Quellen

Deutsche Krebsgesellschaft: Patientenratgeber Chemotherapie, zuletzt aufgerufen am 2.7.2024

Deutsche Krebsgesellschaft: Nebenwirkungen einer Chemotherapie in den Griff kriegen, zuletzt aufgerufen am 2.7.2024

Portrait von Dr. Bettine Bilsing
Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie, Palliativmedizin, Schmerztherapie und Sozialmedizin

Chefärztin der Abteilung für Onkologie und Pulmologie