Atherosklerose

Portrait von Dr. Ulrich Seitzer.
Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie

Chefarzt Innere Medizin und Kardiologie

Zuletzt aktualisiert: 26.06.2024 | Lesedauer: ca. 10 Min.

Atherosklerose, auch Arteriosklerose genannt und im internationalen Klassifikationssystem der Krankheiten unter dem ICD-Code I70 geführt, ist eine fortschreitende Erkrankung, die durch die Ansammlung von Fetten, Cholesterin und anderen Substanzen an den Innenwänden der Arterien gekennzeichnet ist.

Diese Ablagerungen, auch als Plaques bekannt, können zu einer Verdickung und Versteifung der Gefäßwände führen und den Blutfluss erheblich beeinträchtigen. Besonders anfällig für diese Art der Verkalkung sind die arteriellen Beingefäße, die Gabelung der Halsschlagader und die Herzkranzgefäße, wobei die Erkrankung das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht.

Lesen Sie in folgenden Artikel wichtige Informationen zur Atherosklerose und wie diese in einer Reha behandelt wird.

Was versteht man unter Atherosklerose?

Im Volksmund wird die Atherosklerose auch als Arterienverkalkung bezeichnet. Bei den Einlagerungen handelt es sich jedoch keinesfalls um Kalk. Jedoch können die sogenannten atherosklerotischen Plaques Kalziumsalze enthalten, die zur Gefäßverhärtung beitragen.

Im Krankheitsverlauf verdicken und verhärten die arteriellen Blutgefäße zunehmend. Dadurch wird der Querschnitt der Arterien eingeschränkt - der Durchlass durch die “Rohre” wird kleiner. Zudem verlieren die eigentlich flexiblen Gefäße an Elastizität.

In der Folge sind der Blutfluss, die Durchblutung und damit auch die Sauerstoffversorgung der betroffenen Bereiche eingeschränkt. Bei einem Riss der sklerotischen Arterien können Blutgerinnsel entstehen, die das Gefäß komplett verschließen. Medizinische Notfälle wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sind die Folge.

Darstellung des Herz-Kreislaufsystems im Menschen mit Fokus auf den Brustkorb
Atherosklerose: Der Prozess der Arterienverengung und Plaquebildung

Ist die Atherosklerose gleichzusetzen mit einer Arteriosklerose?

In der Pathologie, einem Fachbereich der Medizin, wird der Begriff Arteriosklerose für eine Reihe von Erkrankungen der Arterien genutzt. Der wichtigste und am häufigsten vorkommende Vertreter dieser Erkrankungsgruppe ist die Atherosklerose. Auch die primäre Mediaverkalkung gehört zu den Arteriosklerosen.

Diese Unterscheidung hat sich jedoch weder im klinischen noch im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt. Deshalb wird der Begriff Arteriosklerose häufig synonym zu der Bezeichnung Atherosklerose verwendet.

Wie entsteht eine Atherosklerose?

Die genaue Entstehung der Atherosklerose ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutlich sind Schäden der inneren Arterienschicht Ausgangspunkt des Krankheitsgeschehens. Über diese kleinsten Verletzungen gelangt Cholesterin in die Gefäßwände. Das kann zu Entzündungsreaktionen und Oxidationen führen. Dabei entstehen Plaques, auch Atherome genannt.

Diese atherosklerotischen Plaques verbinden sich im Krankheitsverlauf und bilden so eine Schicht, die zunehmend das Blutgefäß verengt und in seiner Funktion einschränkt.

Was sind Ursachen und Risikofaktoren für Atherosklerose?

Ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Atherosklerose ist das Alter. So finden sich ab dem 80. Lebensjahr bei nahezu allen Menschen atherosklerotische Veränderungen. Auch das männliche Geschlecht und die familiäre Neigung zur Atherosklerose gelten als unbeeinflussbare Risikofaktoren.

Zu den vermeidbaren Risikofaktoren gehören hingegen Bewegungsmangel und Übergewicht . Erhöhte Cholesterinwerte im Blut (Hypercholesterinämie) sowie die Stoffwechselerkrankungen Diabetes mellitus und Gicht erhöhen ebenso das Erkrankungsrisiko.

Menschen mit hohem Blutdruck haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für atherosklerotische Gefäßveränderungen.

Darstellung eines inneren Blutgefäßes mit verengten Querschnitt und Plaquebildung durch Atherosklerose
Risikofaktoren wie Übergewicht oder Diabetes mellitus können zu verengte Arterien und Plaquebildung führen.

Welche Symptome deuten auf Atherosklerose hin?

Über viele Jahre zeigt die Atherosklerose keine Symptome und bleibt deshalb häufig unbemerkt. Erst bei hochgradigen Gefäßeinengungen oder bei Gefäßverschlüssen kommt es zu Funktionseinschränkungen bzw. zum Infarkt und damit auch zu Beschwerden.

Die Symptome hängen vor allem davon ab, in welchem Bereich sich die Erkrankung manifestiert. Sind vorwiegend die Herzkranzgefäße betroffen, entwickelt sich eine Koronare Herzkrankheit (KHK) mit

  • Herzrhythmusstörungen,
  • Kurzatmigkeit oder
  • Brustenge (Angina pectoris)
  • bis hin zum Herzinfarkt .

Eine mögliche Folge der chronischen Durchblutungsstörung ist auch die chronische Herzinsuffizienz. Die nachlassende Pumpleistung des Herzens äußert sich zum Beispiel durch Wassereinlagerungen (Ödeme), Kurzatmigkeit oder Atemnot sowie eine nachlassende Leistungsfähigkeit.

Gefäßverengungen des Gehirns können nicht nur einen Schlaganfall hervorrufen, sondern auch zu Demenz führen. Ebenso können sich Gefäßaussackungen, sogenannte Aneurysmen, bilden, die beim Platzen zu lebensbedrohlichen Blutungen führen.

Durchblutungsstörungen der Beine oder Arme wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) sind eine weitere Folge der Atherosklerose. Die Betroffenen haben zunächst Schmerzen beim Gehen oder in späteren Stadien auch in Ruhe. Bei ausgeprägten Durchblutungsstörungen kann das Gewebe aufgrund der fehlenden Sauerstoffversorgung komplett zerstört werden (Nekrose).

Wie wird Atherosklerose behandelt?

Bei bestehender Atherosklerose sollten Sie zunächst zur Prävention weiterer Ablagerungen Risikofaktoren ausschließen. Versuchen Sie Ihr Körpergewicht zu reduzieren, wenn Sie übergewichtig sind. Ein Verzicht auf das Rauchen ist ebenso anzuraten wie die Senkung zu hoher Cholesterinwerte durch entsprechende Medikamente.

Zu den medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten gehören ferner Arzneimittel zur Senkung der Triglyceride im Blut sowie blutverdünnende Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel. Diese sollen die Bildung von Blutgerinnseln verhindern und den Blutfluss in den Arterien verbessern.

Bei stark verengten Gefäßen können invasive Eingriffe nötig sein. Patient:innen mit verengten Herzkranzgefäßen erhalten beispielsweise einen Bypass , bei einer atherosklerotisch verengten Beinarterie erweitert der Chirurg das betroffene Gefäß.

Was wird bei Atherosklerose in einer Reha gemacht?

Größere chirurgische Eingriffe erfordern einen anschließenden Aufenthalt in einer Reha-Klinik. Aber auch bei atherosklerotischen Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall ist die Rehabilitation wichtig. In der Reha nehmen die Patient:innen unter anderem an Bewegungstherapien oder Ernährungsberatungen teil. Ärztliche Schulungsangebote gehören häufig ebenso zum Therapieangebot wie die psychologische Betreuung.

Die Rehabilitation nach größeren chirurgischen Eingriffen im Zusammenhang mit Atherosklerose ist entscheidend, um den Fortschritt der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Patient:innen zu verbessern. Die Atherosklerose ist eine Erkrankung, die langfristige Anpassungen und Überwachungen erfordert. Hier ist ein Beispielablauf für eine solche Rehamaßnahme:

Wissensvermittlung über die Erkrankung

In der Reha lernen die Patient:innen über Atherosklerose, ihre Ursachen und die Auswirkungen auf den Körper. Wichtig ist das Verständnis dafür, wie die Verengung der Blutgefäße das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere schwere Gesundheitsprobleme erhöht. Patient:innen erhalten zudem Informationen zu diätetischen und lebensstilbedingten Veränderungen, die zur Verlangsamung der Krankheitsprogression beitragen können.

Medikamentöse Therapie

Da Atherosklerose häufig mit anderen kardiovaskulären Risikofaktoren einhergeht, ist die korrekte Medikation entscheidend. Betroffene werden über die Bedeutung ihrer Medikamente aufgeklärt, einschließlich solcher zur Senkung des Cholesterinspiegels, des Blutdrucks und zur Blutverdünnung. Die Reha bietet einen guten Rahmen, um Nebenwirkungen zu besprechen und die Compliance zu fördern.

Einschätzung der körperlichen Belastbarkeit

Die Patient:innen lernen, ihre körperliche Belastbarkeit zu beurteilen und auf Zeichen wie Brustschmerzen oder übermäßige Erschöpfung zu achten. Sie werden angeleitet, wie sie ihre Aktivitäten sicher steigern können, ohne sich zu überfordern.

Training

Ein zentrales Element der Reha bei Atherosklerose ist das körperliche Training, das darauf abzielt, die Herz-Kreislauf-Gesundheit zu verbessern. Angeleitetes Training hilft, die Ausdauer und die Gesamtkondition zu steigern, was wiederum dazu beiträgt, das Fortschreiten der Atherosklerose zu verlangsamen.

Berufliche und soziale Integration

In der Reha gibt es auch Unterstützung, wenn die Krankheit berufliche Anpassungen erforderlich macht. Beratungen zu Umschulungen oder Anpassungen des Arbeitsplatzes können Teil der Reha sein, um den Patient:innen zu helfen, trotz ihrer Erkrankung aktiv und produktiv zu bleiben.

Insgesamt bietet die Rehabilitation für Patient:innen mit Atherosklerose eine wichtige Plattform, um die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse zu erwerben, die sie benötigen, um ihre Gesundheit zu managen und ihre Lebensqualität zu maximieren.

Wie lässt sich einer Atherosklerose vorbeugen?

Eine konsequente blutdrucksenkende Behandlung sowie der strikte Verzicht auf das Rauchen sind wichtige Maßnahmen zur Prävention. Menschen mit Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus oder Gicht müssen mithilfe einer Diät und gegebenenfalls auch einer medikamentösen Therapie richtig eingestellt werden.

Pflegen Sie außerdem einen gesunden Lebensstil! Regelmäßige Bewegung, vor allem Ausdauersport und moderater Kraftsport, wirken sich ebenso positiv auf die Gefäßgesundheit aus wie eine ausgewogene Ernährung mit einem hohen Gemüseanteil und vorwiegend pflanzlichen Fetten und Ölen.

Über die Freisetzung von Botenstoffen und bestimmten Blutzellen kann Stress die Entstehung von atherosklerotischen Plaques begünstigen. Maßnahmen zur Stressbewältigung wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung gehören deshalb ebenfalls zu den sinnvollen Präventionsmaßnahmen.

Fazit

Atherosklerose ist eine fortschreitende Erkrankung, die erhebliche Gesundheitsrisiken birgt und intensives Management erfordert. Eine umfassende Aufklärung über die Erkrankung, eine konsequente medikamentöse Therapie und angepasstes körperliches Training sind essentiell, um den Verlauf der Atherosklerose zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Rehabilitation spielt eine zentrale Rolle, indem sie nicht nur die körperliche, sondern auch die psychosoziale Gesundheit unterstützt und Betroffene auf die Wiedereingliederung in ihren Alltag vorbereitet. Präventive Maßnahmen, wie eine gesunde Lebensweise und die Reduktion von Risikofaktoren, sind zudem entscheidend, um das Fortschreiten der Atherosklerose zu verlangsamen und neue Herz-Kreislauf-Ereignisse zu vermeiden.

Häufige Fragen zu Atherosklerose

Was ist der Unterschied zwischen Atherosklerose und Arteriosklerose?

Atherosklerose ist eine spezifische Form der Arteriosklerose, die sich durch die Ansammlung von Plaques aus Fetten, Cholesterin und anderen Substanzen an den Innenwänden der Arterien auszeichnet. Arteriosklerose hingegen ist ein allgemeiner Begriff, der jegliche Versteifung und Verdickung der Arterienwände beschreibt, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Atherosklerose.

Was sind die Symptome von Arteriosklerose?

Arteriosklerose verursacht oft lange Zeit keine Symptome und wird gewöhnlich erst erkennbar, wenn sie die Blutzirkulation erheblich einschränkt. Typische Symptome sind Brustschmerzen oder Angina, Schmerzen in den betroffenen Gebieten während der Bewegung, Kurzatmigkeit und in fortgeschrittenen Fällen Symptome eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls.

Wie kommt es zu Atherosklerose?

Atherosklerose entwickelt sich durch die Anhäufung von Fett, Cholesterin und anderen Substanzen an den Wänden der Arterien, was zu Plaquebildung führt. Diese Plaques können die Arterien verengen, den Blutfluss behindern und zu Entzündungen führen. Risikofaktoren sind hoher Blutdruck, hoher Cholesterinspiegel, Rauchen, Diabetes und genetische Prädisposition.