Das Metabolische Syndrom, auch Wohlstandssyndrom oder in der Fachsprache auch atherometabolisches Syndrom (athero: Schlagader betreffend, metabolisch: Stoffwechsel betreffend) genannt, ist eine Erscheinung der Zivilisation. Häufig wird das metabolische Syndrom daher auch als "Zivilisationskrankheit" bezeichnen.
Lesen Sie im folgenden Artikel alles wichtigen Informationen rund um diese Erkrankung.
Zivilisationskrankheiten treten als Folge des modernen Lebensstils, wie er in Industrieländern verbreitet ist, auf. Zu diesen Lebensbedingungen gehören unter anderem:
Das Wohlstandssyndrom setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, wie:
Im Zentrum dieser Stoffwechselstörung steht die mangelnde Wirkung des Hormons Insulin. Sie ist häufig Ursache für Fettleibigkeit, erhöhte Blutfettspiegel und Bluthochdruck. Zu Beginn des „atherometabolischen Syndroms“ kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse. Die Bauchspeicheldrüse will damit den Wirkungsverlust des Insulins an den Organen kompensieren. Schlafmangel bzw. häufige Schlafunterbrechungen, z. B. wegen Schmerzen, führen bereits zu einer Wirkungsverminderung des Insulins. Aber auch zu hoher Zucker- und Fettkonsum sowie Bewegungsmangel vermindern dessen Wirksamkeit und lassen die Insulinspiegel steigen. Erhöhte Insulinspiegel führen wiederum zu vermehrtem Hungergefühl und damit zu vermehrter Nahrungsaufnahme und Übergewicht. Ein Teufelskreis entsteht.
Die Insulinresistenz ist häufig der erste Schritt zur Entstehung eines Typ II Diabetes, früher auch „Alterszucker“ genannt. Diese Form des Diabetes kommt inzwischen auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor.
Bei der Insulinresistenz kann die Bauchspeicheldrüse durch die Ausschüttung immer größerer Insulinmengen den Blutzucker über viele Jahre stabil halten, so dass der vom Arzt gemessene Blutzucker im Normbereich bleibt. Die Betroffenen werden nicht vom Körper vor den Gefahren des erhöhten Insulinspiegels gewarnt, da er keine Beschwerden auslöst und das bestehende Übergewicht häufig verharmlost wird. Aber auch schlanke Menschen können eine Insulinresistenz entwickeln. Bei ihnen sammelt sich das Fett nicht am Bauch, sondern um die inneren Organe herum an.
Nicht bei jedem Patienten mit metabolischem Syndrom entwickelt sich später ein Diabetes, aber das Risiko ist deutlich erhöht. Bis zum Ausbruch eines Typ II Diabetes können 15 bis 20 Jahre vergehen. Während dieser Latenzzeit entstehen bereits viele Krankheiten, die zunächst unerkannt bleiben oder nicht mit der wahren Ursache, dem erhöhten Insulinspiegel, in Verbindung gebracht werden, z. B. Entzündungen in den Wänden der Herzkranzgefäße, die im weiteren Verlauf zu Verengungen führen, oder Nervenstörungen an den Füßen (Periphere Polyneuropathie).
Der erhöhte Insulinspiegel entsteht wegen eines Wirkungsverlustes des Hormons Insulin (Insulinresistenz). Dieser Wirkungsverlust des Insulins bezieht sich vor allem auf den Zuckerstoffwechsel in den Zellen, der nicht mehr normal reguliert werden kann. Der Blutzuckerspiegel bleibt zunächst normal. Insulin hat aber neben der Regulation des Zuckerstoffwechsels noch viele andere Aufgaben im Körper, deren Abläufe trotz Insulinresistenz nicht gestört sind, sondern durch die hohen Spiegel übermäßig aktiviert werden. Diese Überaktivierung des Insulinsystems hat fatale Folgen:
Es beginnt eine chronische Entzündung wie z. B. die Arteriosklerose.
Hohe Insulinspiegel
Aber auch die verminderte Wirkung von Insulin auf den Zuckerstoffwechsel, wie sie bei Insulinresistenz auftritt, hat problematische Folgen.
Der Insulinspiegel eines Patienten kann direkt im Blut gemessen werden. Dies ist aber nicht immer notwendig. Hohes Körpergewicht, insbesondere vermehrtes Bauchfett, erhöhte Fettspiegel im Blut (Triglyceride), erhöhte Harnsäurewerte oder Gichtanfälle in der Vorgeschichte und mangelnde Bewegung deuten bereits auf ein hohes Risiko für das atherometabolische Syndrom hin. Wird nichts dagegen unternommen, kann es zu einem Herzinfarkt, zur Herzschwäche, zum Schlaganfall oder zu Durchblutungsstörungen in anderen Organen kommen. Diesen Krankheiten gehen häufig nur geringe Beschwerden voraus, oder sie treten aus völligem Wohlbefinden plötzlich auf.
Bei den ernsten Folgen des atherometabolischen Syndroms handelt es sich häufig um Herzinfarkt oder Herzschwäche. Nach einem Herzinfarkt werden üblicherweise eine Wiedereröffnung der betroffenen Arterie (Stentimplantation ) oder, wenn nötig, eine Bypassoperation vorgenommen. Danach schließt sich eine Behandlung in einer Rehabilitationsklinik an. Noch im Akutkrankenhaus wird mit einer Medikamentenbehandlung begonnen. In der Rehabilitationsklinik wird dann nach den individuellen Risikofaktoren, die für die Entstehung der jeweiligen Erkrankung mitverantwortlich ist, gefahndet.
Sehr häufig liegt ein atherometabolisches Syndrom mit Insulinresistenz und normalen Blutzuckerspiegeln, oder eine Vorstufe des Diabetes (Prädiabetes) mit leicht erhöhten Blutzuckerspiegeln, oder ein bereits bekannter Diabetes mit deutlich erhöhten Blutzuckerspiegeln vor. Auch Bluthochdruck und hohe Blutfettspiegel, Übergewicht und eine verminderte Nierenleistung können bestehen. Wichtig ist, dass der Patient über seine individuellen Risikofaktoren aufgeklärt wird, damit er die notwendigen Maßnahmen verstehen und motiviert ergreifen kann.
Man kann den Bluthochdruck , die erhöhten Blutfette, die erhöhten Blutzuckerspiegel und die erhöhte Gerinnungsneigung zwar jeweils mit Tabletten senken, aber die eigentliche Ursache, die Insulinresistenz und die damit verbundenen hohen Insulinspiegel, sei es das eigene oder gespritztes Insulin, lässt sich nur sehr eingeschränkt mit Medikamenten beeinflussen. Daher ist es so wichtig, dass der Patient aktiv mithilft, sein Risiko für weitere Folgeerkrankungen zu senken.
Die wichtigste Maßnahme ist die Bewegung. Dabei geht es nicht darum, eine anstrengende Sportart auszuüben, sondern mehr Bewegung in den Alltag zu bringen. Nach einem Herzinfarkt oder einer Herzoperation, und besonders bei vorliegender Herzschwäche wird der Patient in der Rehabilitationsklinik langsam an das für ihn passende Bewegungs- bzw. Trainingsausmaß herangeführt. Bewegung hilft das körpereigene aber auch das gespritzte Insulin wirksamer zu machen und damit den Bedarf zu senken.
Zur Bewegungstherapie in der Rehabilitation gehören:
Eine weitere Maßnahme zur Insulinsenkung ist eine Ernährungsanpassung an den individuellen Stoffwechsel. Das bedeutet, die Lebensmittel, die besonders viel Insulinausschüttung verursachen, einzuschränken bzw. dem jeweiligen Aktivitätsgrad anzupassen. Dazu gibt es verschiedene Vorträge, Ernährungsberatungen und praktische Übungen in der Lehrküche der Reha-Klinik.
Eine wichtige weitere Maßnahme ist der Stressabbau. Hier können Autogenes Training, Muskelentspannung nach Jakobson, sog. „Waldbaden“, Yoga, Schlafberatung, Achtsamkeitsübungen und begleitende psychologische Gespräche helfen.
Zu den weiteren Angeboten in der Rehabilitation gehört auch die Nichtraucherberatung. Nikotin führt zur Abschwächung der Insulinwirkung und damit zur Insulinresistenz. Raucher haben ein deutlich erhöhtes Risiko Diabetes zu entwickeln, das Risiko steigt mit der Anzahl der gerauchten Zigaretten.
Eine Lebensstiländerung kann das Risiko für das atherometabolische Syndrom deutlich senken. Mehr Bewegung und die richtige Ernährung können die Vorstufe des Diabetes, die Insulinresistenz, rückgängig machen und einen späteren Diabetes verhindern. Bei bewusster Lebensführung kann auch das Fortschreiten einer Herz-oder anderen Gefäßerkrankung deutlich abgebremst werden. Die beschriebenen Maßnahmen können auch den Blutdruck und das Gewicht positiv beeinflussen und Medikamente können reduziert werden.
In der Rehabilitation stehen Aufklärung über die individuellen Risikofaktoren und aufgetretenen Erkrankungen, Anleitung zum Erreichen der gesteckten Ziele, Einübung der notwendigen Lebensstiländerungen sowie allgemeine Entspannung, Erholung und Verarbeitung der operativen Eingriffe im Mittelpunkt.
Das metabolische Syndrom, oft auch als Zivilisationskrankheit bezeichnet, zeigt, wie tiefgreifend der moderne Lebensstil unsere Gesundheit beeinflusst. Durch eine Kombination aus Überernährung, mangelnder Bewegung, Stress und weiteren ungünstigen Lebensgewohnheiten entwickelt sich eine Reihe von Stoffwechselstörungen, die das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ II und weitere gesundheitliche Probleme signifikant erhöhen.
Die Insulinresistenz steht dabei im Zentrum des Syndroms und trägt zur Entwicklung von Fettleibigkeit, Bluthochdruck und hohen Blutfettwerten bei. Diese pathologische Kaskade fördert wiederum den Teufelskreis aus erhöhtem Insulinbedarf und gesteigertem Hungergefühl, was letztendlich zu weiterer Gewichtszunahme führt. Das Verständnis dieser Zusammenhänge ist entscheidend, um präventive Maßnahmen wie eine verbesserte Ernährung, gesteigerte körperliche Aktivität und Stressreduktion zu fördern, die das Fortschreiten des Syndroms verlangsamen und die Lebensqualität verbessern können.
Das metabolische Syndrom ist ein Komplex verschiedener Erkrankungen, der in der Regel Übergewicht, Insulinresistenz oder Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und hohe Blutfettwerte umfasst. Diese Faktoren erhöhen gemeinsam das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere gesundheitliche Probleme.
Gegen das metabolische Syndrom helfen vor allem eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und Gewichtsreduktion. Medizinische Behandlungen können zudem erforderlich sein, um die einzelnen Komponenten wie Bluthochdruck oder erhöhte Blutzuckerwerte zu kontrollieren.
Bei metabolischem Syndrom wird empfohlen, sich vorrangig von pflanzenbasierten Lebensmitteln, Vollkornprodukten, fettarmen Proteinen und ungesättigten Fetten zu ernähren. Zuckerhaltige Getränke, verarbeitete Lebensmittel und gesättigte Fette sollten vermieden werden, um das Risiko weiterer Gesundheitsprobleme zu minimieren.
Das tödliche Quartett, auch bekannt als metabolisches Syndrom, bezieht sich auf die Kombination von Bauchfettleibigkeit, hohen Triglyceridwerten, niedrigem HDL-Cholesterin und hohem Blutdruck. Diese Faktoren erhöhen signifikant das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes.
Dem metabolischen Syndrom kann vor allem durch eine gesunde Lebensweise entgegengewirkt werden, einschließlich einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger körperlicher Betätigung und der Aufrechterhaltung eines gesunden Körpergewichts. Außerdem ist es wichtig, regelmäßige ärztliche Kontrollen wahrzunehmen, um Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Chefärztin für Orthopädie