Chefarzt Orthopädie
Rehabilitationsklinik Miriquidi
Kälteanwendungen werden seit langem als Hausmittel zur Linderung verschiedener Beschwerden eingesetzt, insbesondere mittels Eisbeutel zur Reduktion von Schmerzen und Schwellungen bei Sportverletzungen. Durch sogenannte Kälteschocks soll der Körper widerstandsfähiger und das Immunsystem gestärkt werden.
Eine besonders intensive Form der Kälteanwendung stellt die Ganzkörper-Kryotherapie in der Kältekammer dar. Diese Methode wird zur Linderung von Schmerzen, Unterstützung bei rheumatologischen, orthopädischen und neurologischen Erkrankungen sowie zur Verbesserung psychischer Beschwerden genutzt.
Lesen Sie im folgenden Text alles über den Nutzen von Kältetherapien und wie diese in der Reha eingesetzt wird.
Eine Kältekammer, auch als Kryosauna, Eissauna oder Eisbox bezeichnet, ermöglicht eine Ganzkörperkältetherapie bei extrem niedrigen Temperaturen. Die Behandlung, auch als Kryotherapie bekannt, hat ihren Ursprung im Griechischen: „Kryo“ bedeutet „Eis“ oder „Frost“. Dabei werden gezielt Temperaturen von bis zu -110 Grad Celsius auf den gesamten Körper oder Teile des Körpers angewendet, um therapeutische Effekte zu erzielen.
In einer Kältekammer verweilen Anwender:innen in der Regel zwei bis vier Minuten, da längere Behandlungszeiten aufgrund der extremen Kälte nicht erforderlich sind. Es gibt zwei Arten von Kältekammern:
Kältekammern kommen nicht nur in Rehabilitationskliniken zum Einsatz, sondern auch in Therapiezentren, bei Wellnessanbietern und im Profisport, wo sie vor allem zur Unterstützung der Regeneration genutzt werden.
Die Kältetherapie wurde ursprünglich vom japanischen Rheumatologen Toshiro Yamauchi entwickelt, um entzündliche Erkrankungen wie Rheuma zu behandeln. Heute findet sie Anwendung in der Rheumatologie , Orthopädie , Neurologie , Sportmedizin und Physiotherapie, insbesondere bei Beschwerden, die mit Entzündungen und chronischen Schmerzen einhergehen.
Die Kältetherapie kann bei verschiedenen Erkrankungen und Beschwerden unterstützend wirken:
Zunehmend wird die Kältetherapie auch bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen eingesetzt. Studien und Erfahrungsberichte zeigen, dass die extremen Temperaturen die Ausschüttung von Endorphinen und Adrenalin fördern, die als natürliche Stimmungsaufheller wirken können.
Erste Studien zeigen, dass sich depressive Symptome bei Patient:innen, die regelmäßig eine Kältetherapie nutzten, um bis zu 30 % verbessern können. Viele berichten außerdem von einem gesteigerten Energielevel und besserer Schlafqualität.
Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse ist die Kältetherapie keine alleinige Behandlungsmethode für psychische Erkrankungen. Die Effekte sind vielversprechend, aber noch nicht ausreichend belegt, um als evidenzbasierte Empfehlung zu gelten. Sie kann jedoch eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Therapien darstellen, insbesondere wenn sie von ärztlichem Fachpersonal begleitet wird.
Bei bestimmten Erkrankungen, wie Asthma bronchiale, ist eine ärztliche Rücksprache notwendig, da solche Diagnosen in einigen Fällen als Kontraindikation gelten können. Eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung durch Fachärzt:innen ist hierbei essenziell.
In der medizinischen Rehabilitation unterstützt die Kältetherapie:
Die Kältetherapie, auch Kryotherapie genannt, setzt gezielt Kälte ein, um dem Körper Wärme zu entziehen und bestimmte Prozesse zu aktivieren. Dabei kommt es zu einer sogenannten thermalen Schockreaktion, bei der der Körper reflexartig Schutzmaßnahmen ergreift, um Schmerzen zu reduzieren und sich vor der Kälte zu schützen.
Der schmerzlindernde Effekt der Kältetherapie hält zunächst etwa 30 Minuten an. Bei wiederholter Anwendung kann die Wirkung jedoch bis zu drei Stunden anhalten. Langfristige Verbesserungen, wie eine nachhaltige Schmerzreduktion und eine geringere Einnahme von Schmerzmitteln, können durch eine Serie von etwa 20 Anwendungen erreicht werden.
Während eines Reha-Aufenthalts kann die Kältekammer-Therapie von den behandelnden Ärzt:innen individuell verordnet werden. Vor Beginn der Therapie werden bei Bedarf zusätzliche Untersuchungen durchgeführt, beispielsweise ein EKG, um sicherzustellen, dass die Behandlung für Patient:innen geeignet ist.
Die Kältetherapie ähnelt in ihrer Vorbereitung einem Saunagang – nur mit entgegengesetzter Temperatur. Der Patient oder die Patientin betreten die Kältekammer in Badekleidung. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Schutz der sogenannten Akren, also der körperfernen Bereiche wie Nase, Ohren, Hände und Füße, die besonders kälteempfindlich sind. Zum Schutz werden deswegen das Tragen folgender Dinge empfohlen:
Trotz der extrem niedrigen Temperaturen wird die trockene Kälte als weniger intensiv empfunden als beispielsweise beim Eisbaden oder in einer Eistonne.
Unmittelbar nach der Behandlung erfolgt eine intensive Bewegungstherapie. Diese nutzt die schmerzlindernden und entzündungshemmenden Effekte der Kälte sowie die verbesserte Beweglichkeit der Gelenke optimal aus. Viele Rehakliniken stellen Ihnen vor der ersten Anwendung ein Merkblatt zur Verfügung, das alle wichtigen Hinweise zusammenfasst.
Die Kältekammer-Therapie ist nicht für alle Patient:innen geeignet. Die extrem niedrigen Temperaturen können eine erhebliche Belastung für den Körper darstellen, weshalb bei bestimmten gesundheitlichen Einschränkungen und Erkrankungen von einer Anwendung abzuraten ist.
Zu den wichtigsten Ausschlusskriterien gehören:
Besondere Vorsicht ist auch bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen geboten, wie z.B. einem sogenannten „Raucherbein“ oder Diabetes, da diese Krankheiten das Risiko von Komplikationen erhöhen können.
Darüber hinaus ist die Kältekammer ungeeignet für Menschen mit Platzangst, da die enge Kammer möglicherweise Panik auslösen kann. Schwangeren wird ebenfalls von der Nutzung abgeraten, um Risiken für Mutter und Kind zu vermeiden.
Die Kältekammer spielt eine zunehmend zentrale Rolle in der medizinischen Rehabilitation und wird besonders nach orthopädischen Eingriffen, bei chronischen Schmerzen oder entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Die extreme Kälte fördert die Durchblutung und reduziert gezielt Entzündungen und Schwellungen. In der Rehabilitation nach Operationen, wie etwa Gelenk- oder Hüftprothesen , ermöglicht die Kältetherapie eine schnellere Regeneration der Muskulatur und die Verbesserung der Gelenkfunktion. Sie trägt dazu bei, dass Patient:innen schneller ihre Bewegungsfähigkeit zurückgewinnen und die Lebensqualität steigern können.
Besonders bei der Behandlung von chronischen Schmerzsyndromen, etwa bei Arthrose oder rheumatischen Erkrankungen, hat sich die Kältekammer als wertvolle Therapieergänzung in der Reha etabliert.
Die Kälte lindert nicht nur akute Schmerzen, sondern hilft auch, die muskuläre Spannung zu reduzieren und die Gelenksteifigkeit zu verringern. Dies ermöglicht eine intensivere und effektivere Bewegungstherapie, die für die nachhaltige Schmerzlinderung und den Erhalt der Mobilität von entscheidender Bedeutung ist.
In vielen Rehakliniken wird die Kältekammer-Therapie als Teil eines umfassenden Therapieplans eingesetzt, der zusätzlich Physiotherapie, Bewegungstherapie und andere rehabilitative Maßnahmen umfasst. Studien zeigen, dass die regelmäßige Anwendung der Kältetherapie die Heilung und Schmerzlinderung beschleunigen kann, insbesondere bei Patient:innen mit chronischen Rückenschmerzen oder nach Gelenkersatzoperationen. Ein integrierter Ansatz, der Kältebehandlung und Bewegungstherapie kombiniert, stellt sicher, dass Patient:innen die bestmöglichen Ergebnisse für ihre Genesung erzielen.
Die Ganzkörper-Kryotherapie in einer Kältekammer ist eine therapeutische Methode zur Linderung von Schmerzen, Entzündungen und zur Förderung der Regeneration. Sie wird bei rheumatischen, orthopädischen und neurologischen Erkrankungen eingesetzt. Durch die gezielte Kälteeinwirkung von -110 Grad Celsius können die Durchblutung gefördert, die Muskelspannung reduziert und das Schmerzempfinden gesenkt werden.
Diese intensive Therapie kann auch helfen, chronische Beschwerden zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern, indem sie das Immunsystem unterstützt und die Ausschüttung von Endorphinen anregt. Bei gesundheitlichen Einschränkungen ist jedoch eine vorherige ärztliche Abklärung ratsam, um Risiken zu vermeiden und die Therapie optimal auf die individuellen Bedürfnisse abzustimmen.
Wissenschaftliche Studien zum Thema Kältetherapie fallen insgesamt eher kritisch aus. Viele Studien kommen zwar zu positiven Ergebnissen, jedoch mangelt es den meisten Studien an Aussagekraft.
Bei der Kryotherapie in der Kältekammer betreten Sie zunächst einen Vorraum, wo Sie sich in Badekleidung umziehen und Ihre Extremitäten (Hände, Kopf, Mund) durch Handschuhe, Mütze oder Stirnband und Mundschutz vor Erfrierungen schützen. In der Vorkammer werden Temperaturen von -60 bis -70 Grad Celsius erreicht, danach geht es in die Hauptkammer mit etwa -110 Grad Celsius. Der Aufenthalt in der Hauptkammer dauert maximal vier Minuten. Im Anschluss folgt entweder eine Bewegungstherapie zur Nutzung der schmerzlindernden Effekte oder eine Ruhephase.
Die Anzahl der Behandlungen variiert je nach Beschwerden und Therapieziel. Für eine langfristige Schmerzlinderung und nachhaltige Ergebnisse sind in der Regel mindestens 20 Anwendungen notwendig. Bei akuten Beschwerden können auch weniger Sitzungen ausreichen.
Eine Sitzung in der Kältekammer dauert üblicherweise zwischen 2 und 4 Minuten. Die genaue Dauer hängt von Ihrem Alter, Gesundheitszustand und Ihrer persönlichen Fitness ab.
Während eines stationären Aufenthalts in einer Rehaklinik ist die Kältekammer-Therapie in der Regel im Therapieplan enthalten. Bei ambulanten Behandlungen können zusätzliche Kosten entstehen, die je nach Klinik oder Anbieter variieren.
Die Kältekammer-Therapie kann unangenehm sein, aber sie sollte nicht schmerzhaft werden. Zu Beginn könnte es schwerfallen, ruhig zu atmen, doch das bewusste Einatmen durch die Nase und Ausatmen durch den Mund hilft, den Kältereiz besser zu tolerieren. Nach einigen Atemzügen wird die Kälte oft weniger intensiv wahrgenommen. Viele empfinden den Aufenthalt in der Hauptkammer bei -110 Grad als angenehmer als den ersten Moment in der Vorkammer. In der Regel entsteht ein leichtes Kribbeln, das jedoch nicht schmerzhaft sein sollte. Nach der Therapie kommt es häufig zu einem angenehmen Gefühl durch die Ausschüttung von Endorphinen.
Die Kältekammer-Therapie kann in vielen Fällen eine sinnvolle Ergänzung zur Schmerzlinderung sein und den Bedarf an Schmerzmitteln verringern, jedoch ist sie keine alleinige Lösung. In einigen Fällen kann die Therapie den Schmerz deutlich lindern, aber die Einnahme von Schmerzmitteln sollte weiterhin unter ärztlicher Anleitung erfolgen, besonders bei starken Schmerzen oder bei chronischen Erkrankungen.