PROMs bei neurologischen Erkankungen

Zuletzt aktualisiert: 15.10.2024 | Lesedauer: ca. 4 Min.

In der Pilotstudie „Ergebnismessung in der Neurologie“ im Zeitraum von Juli 2021 bis September 2022  haben deutschlandweit 17 Rehakliniken freiwillig teilgenommen. Es wurden über 2000 Patient:innen mit der Indikation Schlaganfall befragt. Dabei wurde die Veränderung der Krankheitssymptomatik bzw. der subjektiv empfundenen Lebensqualität auf Basis von Patient Reported Outcome Measures (PROMs)  erhoben.

Zusammenfassung der Fakten zu einer PROMs Studie in der Neurologie. Es gibt Informationen zu teilgenommenen Rehakliniken, Befragungszeitraum, Erhebungszeitpunkte, Indikatoren und Instrumente, Projektbeteiligte und Ergebnisse.

Ziele der Pilotstudie Neurologie

In diesem Pilotprojekt zur neurologischen Rehabilitation wurden Effektstärken verschiedener PROMs zur Messung des Behandlungserfolgs verwendet. Ziele der Pilotstudie waren die Überprüfung der Instrumente

  • PROMIS-10 und
  • VR-12 (zusätzliche Nutzung in 5 Einrichtungen)

in Bezug auf die Messung der patientenberichteten Ergebnisqualität in der Rehabilitation sowie die Ermittlung von Unterschieden im Outcome zwischen den teilnehmenden Rehakliniken.

Auf eine Verwendung von krankheitsspezifischen PROMs wurde in dieser Pilotstudie verzichtet. ICHOM empfiehlt zum Zeitpunkt der Pilotstudie die ausschließliche Verwendung eines generischen Instruments, da nach einem Schlaganfall die Wiederherstellung mehrerer Bereiche angestrebt wird:

  • Stimmung
  • kognitive Funktion
  • Schmerz
  • Mobilität
  • Ernährung
  • Selbstversorgung
  • Körperpflege
  • soziale Teilhabe
  • Kommunikationsfähigkeit

Ergebnisse der Pilotstudie

Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigen, dass Patient:innen mit stärkeren Beeinträchtigungen deutliche Verbesserungen erfuhren, während sich der Gesundheitszustand bei den anderen Gruppen kaum veränderte oder verschlechterte. Es zeigt sich in der Pilotphase, dass verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel Ausgangsbelastung, häusliches Umfeld und Befragungszeitpunkt, systematische Verzerrungen verursachen können. Die Ergebnisse können in einen Index zusammengeführt werden, der sich zum Public Reporting bei DAS REHAPORTAL eignet.

Der PROMIS-10 und der VR-12 messen konzeptuell vergleichbare Dimensionen der physischen und psychischen gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Nachdem der VR-12 bereits in vorangegangenen Pilotstudien in den Reha Fachabteilungen Orthopädie, Psychosomatik und Onkologie erfolgreich eingesetzt werden konnte, wurde er als optionaler PROM in die Studie mitaufgenommen, um die Messeigenschaften hinsichtlich der Änderungssensitivität beider Instrumente vergleichen zu können.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Gesundheitszustände der behandelten Patient:innen zu Beginn der Rehabilitation stark unterschiedlich waren. Ein Drittel der Patient:innen wies zu Beginn der Rehabilitation erhebliche Beeinträchtigungen auf, ein weiteres Drittel befand sich in einem durchschnittlichen Gesundheitszustand ohne nennenswerte Einschränkungen und ein weiteres Drittel war in einem überdurchschnittlich guten Gesundheitszustand.

Aufgrund geringer Veränderungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zwischen Aufnahme- und Katamnesezeitpunkt sowie hoher T-Werte im PROMIS-10 zum Aufnahmezeitpunkt wurde eine gezielte Untersuchung bezüglich des Vorliegens von Deckeneffekten durchgeführt. Die Ursachen für die Deckeneffekte können in Unterschieden in der Patientenselektion, im Befragungssetting, in der Zuweisungsselektion sowie in der Selbstselektion begründet sein. Es wird empfohlen, in zukünftigen Studien den VR-12 dem PROMIS-10 vorzuziehen, insbesondere wenn Deckeneffekte zu erwarten sind.

Riskoadjustierung

Das Verfahren der Risikoadjustierung ermöglicht faire Vergleiche der Ergebnisqualität zwischen Rehabilitationseinrichtungen, indem patientenbezogene Merkmale, die einen Einfluss auf die Outcomes haben können, bei der Analyse der Unterschiede zwischen den Einrichtungen berücksichtigt werden.

Die Ergebnisse legen nahe, dass bei Berücksichtigung der spezifischen Merkmale von Patient:innen keine signifikanten Unterschiede im Behandlungsergebnis zwischen den teilnehmenden Rehabilitationseinrichtungen bestehen. Dies ist grundsätzlich positiv zu betrachten, sofern die Behandlungsqualität generell hoch ist.

Limitationen

Die Ergebnisse der Studie sind mit einigen Einschränkungen verbunden. Die Rücklaufquote sowie die Vollständigkeit der Angaben zu Patient:innenmerkmalen zeigen in den einzelnen Einrichtungen eine hohe Variabilität. Zudem ist zu berücksichtigen, dass nur eine begrenzte Zahl an Einrichtungen an der Studie teilnahm. 

Zusammenfassender Index

Um den Vergleich der Ergebnisqualität zwischen den Rehakliniken intuitiver zu gestalten, wurde der Qualitätsindex ProQI (Patient Reported Outcome Quality Index) genutzt. Dieser Index ermöglicht es, die Behandlungserfolge der verschiedenen Rehakliniken direkt miteinander zu vergleichen. Die Berechnung des ProQI  erfolgt instrumenten- und indikationsspezifisch, wobei die indikationsspezifischen PROMs doppelt gewichtet werden. Der Gesamt-ProQI wird als Mittelwert über die indikationsspezifischen ProQIs gebildet und auf einen Wertebereich von 0 bis 100 skaliert, um eine intuitive Interpretation zu ermöglichen.

Zusammenfassung der Auswertung des ProQI in der Neurologie

Public Reporting der Studienergebnisse

Der Qualitätsindex ProQI wird als Teil des Public Reportings des REHAPORTALS veröffentlicht. Die Einzelergebnisse des Pilotprojektes und der daran teilnehmenden Rehakliniken sind online für Patient:innen einsehbar. 

Portrait von Gina-Sophie Labahn.
M.Sc. Public Health and Administration

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
DAS REHAPORTAL

Portrait Anu Wank

Studentische Mitarbeiterin
DAS REHAPORTAL