Wissenschaftliche Grundlagen von PROMs

Zuletzt aktualisiert: 30.10.2024 | Lesedauer: ca. 6 Min.

Diese Einführung bietet einen Einblick in die Patient Reported Outcome Measures (PROMs), einem wichtigen Instrument in der Gesundheitsforschung und -praxis. Sie behandelt Themen wie die Definition von PROMs, ihre Bedeutung im Kontext von Value-Based Healthcare (VBHC) und für das Public Reporting, die Standards hinter den Fragebögen sowie die verschiedenen Arten von PROMs, die in der klinischen Praxis und Forschung verwendet werden. PROMs ermöglichen es den Patient:innen, ihre eigenen Gesundheitserfahrungen und Lebensqualität zu erfassen und bieten wertvolle Einblicke für Ärzt:innen und Forschende, um die Auswirkungen von Krankheiten und Behandlungen besser zu verstehen. Darüber hinaus sind PROMs auch für das Public Reporting von Ergebnissen in der Gesundheitsversorgung von großer Bedeutung, da sie eine transparente Darstellung der Leistungsqualität ermöglichen.

Was sind PROMs?

Patient Reported Outcomes Measures (PROMs) sind Fragebögen, die von Patient:innen selbst ausgefüllt werden, um Informationen über ihren Gesundheitszustand, ihre Symptome und ihre Lebensqualität zu erfassen (1). PROMs unterstützen Ärzt:innen und Forschenden, den Einfluss von Krankheiten und Behandlungen auf die Patientenergebnisse besser zu verstehen. Sie ermöglichen es den Patient:innen, ihre eigenen Erfahrungen in die medizinische Entscheidungsfindung einzubringen und die Qualität der Versorgung zu verbessern (2).

Aus diesen Gründen hat DAS REHAPORTAL 2018 begonnen, PROMs für eine objektive und vergleichbare Ergebnismessung in der Rehabilitation zu nutzen. PROMs werden in der Bewertung der Rehakliniken in den Fachbereichen Orthopädie , Psychosomatik , Onkologie und Neurologie eingesetzt.

Wo stehen PROMs im Kontext von Value-Based Healthcare?

Die Nutzung von PROMs ist ein zentrales Element von Value-Based Healthcare (VBHC). VBHC ist ein Konzept im Gesundheitswesen, das darauf abzielt, den Wert der erbrachten medizinischen Leistungen für die Patienten zu maximieren. Es basiert auf dem Ansatz von Michael E. Porter und Elizabeth O. Teisberg. Der Erfolg des Gesundheitssystems soll nicht nur anhand von Kosten und Effizienz gemessen werden, sondern vor allem an den Ergebnissen und dem Nutzen für die Patient:innen (2, 3).

Leitgedanken von VBHC:

  • Patientenzentrierter Ansatz:
    Bedürfnisse und Präferenzen der Patient:innen stehen im Mittelpunkt, was eine individuelle und maßgeschneiderte Versorgung ermöglicht.
     
  • Qualitätsverbesserung:
    Durch transparente Leistungsmaße soll die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessert werden.
     
  • Effizienzsteigerung:
    VBHC konzentriert sich auf die effiziente Nutzung von Ressourcen, um Kosten zu senken und gleichzeitig Qualität und Ergebnisse zu verbessern.
     
  • Anreize für Innovation:
    VBHC fördert Innovationen in der Gesundheitsversorgung, die zu besseren Ergebnissen für die Patient:innen führen.
     
  • Nachhaltige Gesundheitssysteme:
    VBHC trägt dazu bei, Gesundheitssysteme langfristig nachhaltiger zu gestalten, indem Ressourcen effektiv genutzt und die Bedürfnisse der Patient:innen erfüllt werden

Um Value Based Healthcare umzusetzen, werden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören beispielsweise die Festlegung von Qualitätsstandards und Leitlinien sowie die Einführung von Anreizsystemen für Ärzt:innen und Krankenhäuser, um qualitativ hochwertige Versorgung zu fördern. Zudem wird auch auf die Messung von Behandlungsergebnissen und Patient:innenerfahrungen zurückgegriffen. Die Nutzung von PROMs ist ein zentrales Element dafür.

Woher kommen die Fragebogen-Standards?

Bei der Auswahl von geeigneten PROMs für die Pilotstudien hat sich DAS REHAPORTAL an der Initiative International Consortium of Health Outcome Measurments (ICHOM) orientiert. ICHOM stellt sogenannte Standard Sets von Patient Reportes Outcomes (PROs) für häufigauftretende Erkrankungen zur Verfügung. Damit verfolgt ICHOM das Ziel, eine umfassende, standardisierte Ergebnismessung mit PROMs zu fördern. Der Einsatz von PROs ermöglicht einen Vergleich der patientenberichteten Ergebnisqualität zwischen einer Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten.

Welche PROMs-Arten gibt es?

Bei den PROMs werden zwischen indikationsspezifischen und generischen Instrumenten unterschieden.

Der Begriff „generisch“ kann im Zusammenhang mit PROMs auch als „allgemein“ übersetzt werden. Generische PROM-Instrumente (z. B. VR-12, EQ-5D) messen entsprechend die allgemeine gesundheitsbezogene Lebensqualität und können unabhängig von der Erkrankung eingesetzt werden. Auch der allgemeine Gesundheitszustand und das allgemeine emotionale Wohlbefinden sind häufig Bestandteil von generischen PROM-Instrumenten. Die Ergebnisse sind über verschiedene Patient:innen- oder Bevölkerungsgruppen hinweg vergleichbar (1).

Indikationsspezifische PROM-Instrumente sind Fragebögen, die nur für eine bestimmte Patient:innengruppe oder Patient:innen mit einer bestimmten Erkrankung relevant sind. Sie messen den Schweregrad einer spezifischen Erkrankung oder einen bestimmten Aspekt einer Erkrankung (1).

Klinische Studien nutzen häufig eine Kombination aus generischen und indikationsspezifischen PROMs, da sie sich gegenseitig ergänzen. Indikationsspezifische Instrumente haben eine höhere Aussagekraft, generische Instrumente dienen der besseren Vergleichbarkeit. Durch die Kombination beider Maße können sowohl die spezifischen Auswirkungen einer Krankheit als auch die allgemeine Gesundheit und Lebensqualität erfasst werden (1).

Neben dem REHAPORTAL forschen noch folgende Institutionen zu PROMs im Rehabereich:

  • Universität Greifswald: 
    The Greifswald Post COVID Rehabilitation Study and Research (PoCoRe)–Study Design, Characteristics and Evaluation Tools
    Online abrufbar:  PoCoRe-Study 
     
  • Hochschule Bonn-Rhein-Sieg , Sozial- und Arbeitsmedizinische Akademie Baden-Württemberg SAMA, Gesellschaft für Qualität im Gesundheitswesen GfQG, Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm, Deutsche Rentenversicherung:
    Erfassung der Ergebnisqualität stationärer medizinischer Rehabilitation - Entwicklung eines Outcome-Index als Basis für ein Pay-for-Performance und Fünf-Jahres-Vergleich mit regional erweiterter Fortführung der ,Reha-QM-Outcome-Studie‘.
    Online abrufbar: Requamo II

Quellenverezichnis

  1. Czypionka T., Achleitner SC. Patient Reported Outcome and Experience Measures. Fachzeitschrift Soziale Sicherheit. 2018(3):417-32. 

  2. Rüter F, Meier CA. Value-based Healthcare, PROMs und Shared Decision-Making. Wie hängt das zusammen? Therapeutische Umschau. 2022;79(8):359-63. DOI: 10.1024/0040-5930/a001375.

  3. Porter ME, Teisberg EO. Redefining health care: Creating Value-Based Competition on Results. Boston: Harvard Business School Press; 2006.

Portrait von Gina-Sophie Labahn.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
DAS REHAPORTAL

Portrait Anu Wank

Studentische Mitarbeiterin
DAS REHAPORTAL