Liegt eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse vor, spricht man von einer Pankreatitis. Man unterscheidet die akute und die chronische Pankreatitis. In diesem Text geht es um die Ursachen, Unterschiede, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten sowie Reha der Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Die von der Fachmedizin als Pankreas bezeichnete Bauchspeicheldrüse ist ein für den Stoffwechsel des Körpers wichtiges kleines Organ unmittelbar unterhalb des Zwerchfells, hinter dem Magen. Sie hat in etwa eine Länge von 15 bis 20 cm und lässt sich in drei Abschnitte unterteilen:
Die Aufgaben der Bauchspeicheldrüse sind sowohl die Produktion von Verdauungssäften, die für die Verarbeitung von Nahrung im Darm notwendig sind, also auch die Produktion der Hormone Insulin und Glukagon, die den Blutzuckerspiegel regulieren.
In Deutschland beträgt die Inzidenz der akuten Pankreatitis etwa 13 bis 43 Fälle pro 100.00 Einwohner jährlich. Im europäischen Vergleich weist Deutschland damit eine verhältnismäßig hohe Inzidenz auf. Typischerweise gibt es saisonale Schwankungen der Häufigkeit von akuten Bauchspeicheldrüsenentzündungen. So gibt es ein gehäuftes Auftreten der durch Alkoholkonsum ausgelösten Pankreatitis nach Festtagen.
Das Risiko an einer akuten Pankreatitis zu erkranken, steigt mit dem Alter an, weshalb allgemein betrachtet ein Großteil der Betroffenen mindestens 55 Jahre alt ist. An einer Pankreatitis erkranken Frauen tendenziell erst zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr, die Hauptursache sind Gallensteine. Bei Männern hingegen ist die Pankreatitis häufig die Folge eines übermäßigen Alkoholkonsums. Männliche Betroffene trifft eine Pankreatitis häufig deutlich früher (zwischen 30 und 45 Jahren).
Die Ursachen für eine akute Pankreatitis sind vielfältig, wobei die häufigste Ursache (etwa 40 % der Fälle) Gallensteine sind. Das Verdauungssekret aus der Bauchspeicheldrüse und die Gallenflüssigkeit fließen durch einen gemeinsamen Gang in der Gallenblase in den Dünndarm. Ist dieser Gang durch Gallensteine blockiert, kommt es zu einer Stauung der Flüssigkeiten, sodass die enthaltenen Verdauungsenzyme bereits in der Bauchspeicheldrüse aktiv werden und das Drüsengewebe angreifen. Durch die Schädigung des Gewebes reagiert das Immunsystem und es kommt zu einer Entzündungsreaktion.
Die zweithäufigste Ursache für eine akute Pankreatitis ist der regelmäßige Konsum von Alkohol bis hin zu Alkoholismus. Der Alkohol als Zellgift greift das Gewebe an und verursacht somit die Entzündungsreaktion. Wie genau der Alkohol die Drüse schädigt ist noch nicht abschließend geklärt. Diese Ursache ist für rund 35 % der Krankheitsfälle verantwortlich. Wird der Alkoholkonsum trotz Auftreten der Erkrankung nicht eingestellt, kann eine Chronifizierung der Beschwerden erfolgen.
Weitere, seltenere Auslöser sind:
Um die genauen Ursachen herauszufinden und anschließend eine optimale Behandlung festzulegen, ist eine genaue Anamnese (Besprechen der Vorgeschichte einer Krankheit) wichtig.
Eine akute Pankreatitis tritt häufig ohne Vorwarnung mit heftigen Bauchschmerzen im Oberbauch in Erscheinung, die auch in den Rücken oder andere Richtungen ausstrahlen können und mehrere Tage andauern.
Folgende Symptome können auf eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung hindeuten:
Diese Symptome deuten nicht alle zwingend auf eine Pankreatitis hin, da zum Beispiel auch ein Herzinfarkt als Ursache in Frage kommt. Eine weitere medizinische Abklärung durch Ärzt:innen ist daher für den weiteren Verlauf der Behandlung zwingend erforderlich.
Die akute Pankreatitis lässt sich nach der revidierten Atlanta-Klassifikation (RAC) oder nach der Determinanten-basierten Klassifikation (DBC) in verschiedene Schweregrade einteilen.
Schweregrad | Ausprägung | Sterblichkeitsrate |
---|---|---|
Mild |
|
0,1% |
Moderat |
|
2,1% |
Schwer |
|
52,2% |
Schweregrad | Ausprägung | Sterblichkeitsrate |
---|---|---|
Mild |
|
0,1% |
Moderat |
|
4% |
Schwer |
|
39,2% |
Kritisch |
|
54,1% |
Wenn der Verdacht auf eine Pankreatitis besteht, beginnt der Arzt oder die Ärztin zunächst mit einer ausführlichen Anamnese, bei der verschiedene Fragen zur Vorgeschichte und möglichen Auslösern gestellt werden:
Folgende Maßnahmen sind außerdem wichtig, um die Diagnose akute Pankreatitis zu erhärten:
Bei einem ersten Verdacht auf Pankreatitis kann ein Hausarzt oder eine Hausärztin aufgesucht werden. Sollte der Verdacht sich erhärten wird man von hier direkt an Fachärzt:innen für Innere Medizin und Gastroenterologie überwiesen. Steht die Diagnose akute Pankreatitis eindeutig fest, leiten die Ärzt:innen entsprechende Behandlungsmaßnahmen ein.
Eine akute Pankreatitis kann lebensbedrohliche Komplikation mit sich bringen und sollte deshalb im Krankenhaus behandelt werden. Maßnahmen, die helfen können, sind:
Eine akute Pankreatitis lässt sich in der Mehrheit der Fälle auch ohne eine Operation gut behandeln. Die Behandlung besteht im Wesentlichen im Verzicht auf Essen und Trinken, Flüssigkeitszufuhr über die Venen und Gaben von Schmerzmitteln. Nur rund 20 Prozent der Fälle einer akuten Pankreatitis gehen mit schweren Komplikationen einher, die Mehrheit der Patient:innen erholt sich innerhalb von zwei bis drei Wochen ohne bleibende Schäden. In schwereren Fällen kann es zu einer bakteriellen Infektion mit Eiterbildung kommen, was das Verlegen eines Spülkatheters und die Behandlung mit Antibiotika notwendig macht. Auch systemische Komplikationen wie akutes Lungenversagen oder eine Sepsis können auftreten und schlimmstenfalls tödlich enden.
Wird die Pankreatitis nicht behandelt, besteht die Gefahr der Chronifizierung der Erkrankung.
Bei einer chronischen Pankreatitis ähneln die Symptome denen einer akuten, allerdings mit besonders stark ausgeprägten Schmerzen im Oberbauch. Während eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung nach der Behandlung dauerhaft abklingt, treten die Symptome bei der chronischen Form immer wieder in Erscheinung. Die häufigsten Ursachen sind:
Unbehandelt stirbt bei einer chronischen Pankreatitis langfristig das Gewebe der Bauchspeicheldrüse ab und es bildet sich eine Fibrose (totes, vernarbte Gewebe ohne Funktion). Schlimmstenfalls kann sich aus einer chronischen Pankreatitis ein bösartiges Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) entwickeln.
Die wichtigste Behandlungsmaßnahme ist der dauerhafte Verzicht auf Alkohol und Rauchen. Für Abhängige empfiehlt sich dafür der Aufenthalt in einer Klinik zur Entgiftung.
Bei einem akuten Entzündungsschub leiden die Betroffenen meistens unter starken Schmerzen und erhalten deshalb Opioide zur Schmerzlinderung. Bei leichteren Schmerzen reicht eine Therapie mit anderen Schmerzmitteln wie Novaminsulfon aus. Personen mit chronischer Pankreatitis entwickeln außerdem häufig einen Diabetes mellitus , weshalb sie eine zusätzliche Insulintherapie benötigen. Komplikationen wie Verengungen vom Pankreasgang oder Gallenblasengang sowie Zysten können einen operativen Eingriff notwendig machen.
Auch eine Anpassung der Ernährung kann gute Erfolge bei der Bekämpfung der Erkrankung erzielen und Beschwerden lindern. Aufgrund der Erkrankung kann Fett weniger gut verstoffwechselt werden. Die Betroffenen sollten deshalb entweder auf eine fettarme Kost achten oder die Verdauung durch die Einnahme von Pankreasenzymen unterstützen. Außerdem ist in den meisten Fällen die Einnahme von bestimmten Vitaminen (Vitamin A, D, E, K) notwendig, da aufgrund der Fettverdauungsstörung häufig ein Mangel dieser fettlöslichen Vitamine besteht.
Die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung hält in der Regel mehrere Jahre an und geht mit weiteren Erkrankungen einher. Obwohl die Krankheit selbst nur selten tödlich endet, verkürzt sie die Lebenserwartung aufgrund der schweren Begleiterkrankungen. Häufig geht die Erkrankung mit chronischem Durchfall und einem starken Gewichtsverlust einher, wodurch der Körper zusätzlich geschwächt wird. Die 10-Jahres-Überlebensrate beträgt bei Betroffenen 70% (in der Allgemeinbevölkerung beträgt sie 93%). Die verminderte Lebenserwartung ist hauptsächlich auf das erhöhte Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs zurückzuführen.
Sowohl bei chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündungen als auch nach der Behandlung einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung im Krankenhaus kann eine gastroenterologische Reha bei der Genesung unterstützen.
Aufgrund häufig bestehender Begleiterkrankungen muss die Behandlung jeweils individuell auf die Patient:innen zugeschnitten werden. Die Bestandteile der Therapie werden je nach Krankheitsbild und Leistungsfähigkeit zusammengestellt und beinhalten Krankengymnastik, Entspannungsverfahren oder Ernährungsberatung. Auch die Einnahme von Medikamenten, Vitaminen und Enzymen kann im Umfeld einer Rehaklinik ideal angepasst werden.
Bei chronischer und akuter Pankreatitis handelt es sich um Krankheiten, die zwar ähnliche Symptome zeigen, sich hinsichtlich Ursachen, Dauer und Behandlungsmöglichkeiten jedoch teils deutlich unterscheiden. Der Verzicht auf Alkohol kann helfen, beiden Krankheitsformen vorzubeugen. Ist eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bereits entstanden oder haben Sie den Verdacht, dass Sie unter der Erkrankung leiden, sollten Sie in jedem Fall bei einem Arzt oder einer Ärztin vorstellig werden. Eine Reha kann ein wichtiger Bestandteil der Therapie sein, um einer erneuten Bauchspeicheldrüsenentzündung vorzubeugen bzw. einen chronischen Krankheitsverlauf zu verbessern.
Geschäftsführerin
DAS REHAPORTAL