Eierstockkrebs, auch Ovarialkarzinom (ICD-Code: C56) genannt, ist ein bösartigen Tumor an den Eierstöcken (Ovarien). In jedem Jahr erkranken etwa 7.000 bis 8.000 Frauen in Deutschland.
Typische Symptome treten bei dieser gynäkologischen Krebserkrankung leider nicht auf, deshalb werden etwa drei von vier Ovarialkarzinomen erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Von dieser Krebsart sind überwiegend ältere Frauen (über 60 Jahre) betroffen, aber jede 10. Frau ist jünger als 45 Jahre. Ungefähr jeder 10. Eierstockkrebs ist erblich bedingt.
Die Krankheitsursachen sind so gut wie unbekannt. Bei jeder 10. Frau sind genetische Faktoren und damit verbundene Mutationen (Veränderungen der Gene) die Ursache. Auch die Anzahl der Menstruationszyklen kann bei der Entstehung der Erkrankung eine Rolle spielen. Demnach gehen eine späte erste Menstruation und ein frühzeitiger Beginn der Wechseljahre seltener mit einem Tumor an den Eierstöcken einher. Auch die Einnahme hormonaler Kontrazeptiva (empfängnisverhütendes Mittel) vermindert das Risiko sehr deutlich. Andererseits sind Kinderlosigkeit, ungesunde Ernährungsweise sowie Übergewicht Risikofaktoren.
Symptome treten bei Eierstockkrebs erst in einem sehr späten Stadium in Erscheinung. Bei wiederholten und anhaltenden Beschwerden wie Verdauungsproblemen, Völlegefühl, Blähungen, häufigerem Wasserlassen und Bauchschmerzen empfielt es sich, die Ärztin oder den Arzt aufzusuchen. Auch eine Zunahme des Bauchumfangs, eine Gewichtsabnahme oder Erschöpfung gehören zu den unspezifischen Symptomen. Deshalb sind regelmäßige gynäkologische Untersuchungen - optimal alle 6 Monate - besonders wichtig.
Erste Hinweise auf Eierstockkrebs kann die gynäkologische Untersuchung ergeben, die gezielt durch einen Ultraschall (Sonographie) ergänzt wird. Außerdem sollte eine sorgfältige Abtastung des Bauches erfolgen. Ist ein Tumor nachweisbar, sind weiterführende Untersuchungen, beispielsweise in Form einer Computertomografie CT, einer Magnetresonanztomographie MRT oder einer Positronen-Emissions-Tomographie PET notwendig. Eine Spiegelung von Blase Zystoskopie oder Dickdarm Coloskopie liefert weitere wertvolle Hinweise. Eine entgültige Diagnosestellung ist jedoch erst während der Operation möglich. Die entnommene Gewebeprobe wird untersucht und es wird festgestellt, ob der Tumor gut- oder bösartig is
Idealerweise sollte die Behandlung von einer/einem Gynäkoonkolog:in in einem Zentrum mit einem interdisziplinären Team sowie regelmäßigen Tumorkonferenzen durchgeführt werden.
Die Krebstherapie umfasst in den meisten Fällen zwei Bereiche, das Entfernen des Tumors im Rahmen einer Operation und eine anschließende Chemotherapie . Die Operation hat das Ziel den Tumor vollständig zu entfernen. Das ist die wichtigste Voraussetzung für eine Heilung. Bei einem noch sehr kleinen Tumor im Anfangsstadium, der nur einen oder beide Eierstöcke befallen hat, kann der Eingriff möglichst gewebeschonend erfolgen. Am häufigsten wird jedoch die Gebärmutter sowie beide Eierstöcke und Eileiter entfernt. Bei einer weiteren Ausbreitung des Tumors ist die Entfernung des befallenen Bauchfells sowie weiterer betroffener Organe wie z. B. Teile des Darmes notwendig. Eine systematische Lymphknotenentfernung erfolgt nicht, es werden nur vergrößerte Lymphknoten entfernt.
Nach der OP hat die Chemotherapie das Ziel, ein Wachstum von eventuell noch vorhandenen Tumorzellen zu verhindern. Nur wenn die Erkrankung auf das Innere der Eierstöcke beschränkt ist, kann auf die Chemotherapie verzichtet werden. Chemotherapeutika, auch Zytostatika (Zellgifte) genannt, verhindern die Zellteilung und damit das Tumorwachstum. Die Chemotherapie umfasst regelhaft 6 Zyklen. Danach kann sich eine Erhaltungstherapie mit Antikörpern oder Tabletten anschließen.
Im Rahmen der Verlaufskontrolle werden sogenannte Tumormarker bestimmt (falls diese bei Diagnosestellung erhöht waren), um den Krankheitsverlaufs und das Therapieansprechen zu beurteilen. Die Tumormarker sind Eiweißmoleküle,die von den Krebszellen gebildet werden. Je niedriger sie sind, desto besser reagiert der Körper auf die Behandlung.
Der generelle Verlauf der Erkrankung hängt von der Ausdehnung des Tumors und der gelungenen, möglichst vollständigen Entfernung allen Tumorgewebes ab. Ist er klein und ausschließlich auf die Eierstöcke begrenz,t besteht eine sehr gute Prognose (Voraussage) für die Heilung. Bei fortgeschritten Tumoren kann die Lebenserwartung deutlich geringer sein. Das Ovarialkarzinom gehört aufgrund seiner meist späten Entdeckung zu den Krebserkrankungen mit der ungünstigsten Prognose im Vergleich mit anderen gynäkologischen Krebsarten. Dennoch konnte in den letzten Jahren durch neue innovative Medikamente auch die Prognose der fortgeschrittenen Stadien deutlich verbessert werden.
Im Rahmen der fünfjährigen Nachsorge ist eine regelmäßige Untersuchung wichtig, um einen Rückfall frühzeitig zu erkennen. Empfohlen wird folgendes Zeitschema:
Im Anschluss an die Therapie hilft eine rehabilitative Maßnahme bei der weiteren Genesung. Nach der intensiven Behandlung besteht vielfach ein hohes Maß an physischer und psychischer Erschöpfung. Dies gilt insbesondere dann, wenn sowohl ein umfangreicher Eingriff als auch eine langdauernde medikamentöse Therapie erfolgte, die dem Körper alle Kräfte abverlangt hat. Der/die behandelnde Ärzt:in informiert über die Details und gibt Unterstützung bei der Antragstellung. Formen der Rehabilitation sind die Anschlussheilbehandlung (AHB) nach Ende Primärbehandlung sowie Anschlußrehabiltationen nach einem oder zwei Jahren. Neben dem/der Ärzt:in sind der Sozialdienst der Klinik oder Reha-Servicestellen bei den Formalitäten behilflich.
Die Reha hat den Zweck zu konditionieren, zu stabilisieren und bei der Bewältigung der Krankheit zu unterstützen. Die Begleitung umfasst dabei sowohl medizinische, sozialmedizinische, ernährungstherapeutische als auch bei Bedarf psychologische Maßnahmen. Außerdem helfen Sport-, Physio- und Ergotherapie sowie Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, QiGong, Meditation, Yoga und progressive Muskelentspannung die körperliche und mentale Belastbarkeit nach und nach zu steigern. Auch der Austausch mit betroffenen Mitpatientinnen gilt als hilfreich im Umgang mit der eigenen Krankheitsbewältigung.
Es besteht die Möglichkeit die Reha sowohl stationär als auch ambulant durchzuführen. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Ein stationärer Aufenthalt bietet eine möglichst ungestörte Genesung. Eine ambulante Reha am Wohnort oder im Umkreis von ca. 20 km findet tagsüber statt. Nach Ende der täglichen Behandlungen ist man wieder im gewohnten Umfeld.
Der zeitliche Rahmen der Maßnahme liegt im Durchschnitt bei drei Wochen und ist bei ärztlicher Indikation um eine weitere Woche verlängerbar. Die Kosten
für anerkannte Reha-Einrichtungen übernehmen die Rentenversicherungsträger oder die Krankenkasse.
Eierstockkrebs zählt zu den Krebsarten, die weitgehend symptomarm verlaufen und meist erst sehr spät erkannt werden. Die Heilungschancen hängen sowohl stark vom Stadium der Erkrankung bei Diagnosestellung als auch von der durchgeführten Behandlung ab. Das Ziel ist die vollständige operative Entfernung des gesamten Tumorgewebes. Die sich anschließende Chemotherapie mit oder ohne Erhaltungstherapie ist die zweite Behandlungssäule. Alle Behandlungen sollten, falls irgend möglich, in einem Gynäkologischen Krebszentrum erfolgen. Im Rahmen der Nachsorge helfen Rehabilitationen im Umgang mit der Krankheit und unterstützen bei der Genesung mit dem Ziel der optimalen Teilnahme am familiären, gesellschaftlichen und beruflichen Leben.
Chefärztin Gynäkologische Onkologie