Prostata-OP

Zuletzt aktualisiert: 29.05.2024 | Lesedauer: ca. 12 Min.

Eine Prostata-Operation ist ein üblicher chirurgischer Eingriff bei Prostatakrebs oder auch einer gutartigen Vergrößerung der Prostata. Die Auswahl des Operationsverfahrens sollte je nach Art und Ausmaß der Erkrankung stattfinden. Neben der kompletten Entfernung der Prostata gibt es auch Verfahren, bei denen nur einzelne Bereiche chirurgisch entfernt werden.

Nach einer Prostata-Operation kann ein Aufenthalt in einer Reha sinnvoll sein, um die Regeneration zu unterstützen.

Lesen Sie im folgenden Artikel alle wichtigen Informationen zur Prostata-OP.

Bei welchen Krankheiten kommt eine Prostata-OP infrage?

Benignes Prostatasyndrom (BPS)

Wenn eine gutartige Vergrößerung der Prostata vorliegt, die Harnröhre dadurch übermäßig eingeengt ist und zusätzlich Symptome im unteren Harntrakt (LUTS) bestehen, bezeichnet man diese Kombination als benignes Prostatasyndrom.

Gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) und Lower Urinary Tract Symptoms (LUTS)

Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine gutartige Vergrößerung der Prostata, die vor allem bei älteren Männern auftritt. Gutartig bedeutet, dass sich die Zellzahl der Prostata erhöht, das Wachstum aber nicht so aggressiv und unkontrolliert und aggressiv verläuft wie bei einem bösartigen Tumor.

Häufig treten dabei Symptome im unteren Harntrakt wie beispielsweise häufiger Harndrang oder abgeschwächter Harnstrahl auf. Die Beschwerden werden unter dem englischen Begriff „Lower Urinary Tract Symptoms“ (LUTS) zusammengefasst.

Prostatakrebs

Bei Prostatakrebs handelt es sich um eine bösartige Veränderung der Prostata. Mit mehr als 60.000 neuen jährlichen Fällen in Deutschland ist es die häufigste Krebsart bei Männern. Mit fortschreitendem Wachstum kann der Tumor in benachbartes Gewebe einwachsen und Metastasen bilden. Im Anfangsstadium löst die Erkrankung häufig keine Beschwerden aus weshalb sie oft erst spät erkannt wird.

Wann ist eine Prostata-OP notwendig?

In der Regel besteht bei Männern, deren Prostata eine gutartige Vergrößerung aufweist, keine zeitlich dringliche Notwendigkeit, um eine Prostata-Operation durchzuführen. Daher können die meisten Personen in Ruhe die Vor- und Nachteile eines solchen Eingriffs abwägen.

Sich letztlich für eine Operation zu entscheiden, kann verschiedene Gründe haben:

  • sehr belastende Beschwerden, die sich durch konservative Behandlungsmethoden nicht zufriedenstellend lindern lassen
  • wiederkehrende Folgeerkrankungen, beispielsweise Blasensteine oder häufige Entzündungen der Harnwege
  • wenn eine konservative Behandlung mit Medikamenten aus medizinischen Gründen nicht durchgeführt werden kann.

In seltenen Fällen kann eine gutartige Vergrößerung der Prostata dazu führen, dass der Betroffene nicht mehr oder nur sehr wenig urinieren kann, da die Harnröhre von der Prostata abgedrückt wird. In diesem Fall ist eine Entleerung der Blase mithilfe eines Katheters notwendig. Im Anschluss hieran ist zudem eine Operation üblich.

Auch bei Prostatakrebs , der häufigsten Krebserkrankung bei Männern, ist neben der Operation die Strahlentherapie ein alternatives Verfahren zur Heilung der Erkrankung . Die radikale (komplette) Entfernung der Prostata und der Samenblasen kann eine Möglichkeit sein, die Erkrankung vollständig zu heilen. Die Erfolgschancen dafür sind größer, wenn die Ränder des entfernten Gewebes tumorfrei sind und sich noch keine Metastasen gebildet haben.

Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung bietet eine Hormonentzugstherapie oder eine Chemotherapie die Möglichkeit, das Tumorwachstum zu bremsen. Eine Heilung durch diese Therapien ist aber nicht möglich, lediglich können bei Patienten mit einem Prostatakarzinom die Lebenszeit verlängert sowie Schmerzen gelindert werden. Da solche Behandlungen auch mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden sind, muss die Behandlungsform bei Prostatakrebs auf die individuelle Situation des Patienten abgestimmt werden.

Schematische Darstellung und Anatomie der Prostata und des männlichen Fortpflanzungsystems.

Vor der OP

Wie vor jeder Operation findet am Tag vorher eine ausführliche Aufklärung über die Operation sowie eine gesonderte anästhesistische Aufklärung statt. Außerdem wird Blut abgenommen, um ein Blutbild zu erstellen und die Blutgruppe zu ermitteln.

Weitere OP-Vorbereitungen beinhalten die Rasur des Operationsgebietes sowie Abführmaßnahmen, um den Darm zu entleeren. Ab dem Abend vor der Operation sollte nicht mehr gegessen, getrunken oder geraucht werden. 
 

Welche Prostata-OP-Verfahren gibt es?

Je nach Anlass der Operation, dem Alter und Gesundheitszustand des Patienten sowie den Möglichkeiten der Klinik, kommen verschiedene Operationsverfahren infrage. Der Arzt oder die Ärztin erläutert die Vor- und Nachteile der verschiedenen Techniken und klärt, welcher Eingriff durchgeführt werden soll. 

Verfahren bei gutartiger Vergrößerung der Prostata

Mögliche Verfahren, die bei der Operation einer gutartigen Vergrößerung der Prostata eingesetzt werden, sind:

TURP - Transutherale Resektion der Prostata

Die sogenannte transurethrale Resektion der Prostata – kurz auch TURP genannt - ist das Standard-Operationsverfahren bei einer gutartigen Vergrößerung der Prostata. Bei diesem Eingriff führt der Operateur ein Resektoskop, also ein dünnes Röhrchen, in die Harnröhre ein und schiebt dieses vor bis zur Prostata.

In diesem dünnen Röhrchen befindet sich neben einer kleinen Kamera auch eine elektrische Drahtschlinge. Mithilfe dieser lässt sich das Prostatagewebe mechanisch abtragen. Da die Schlinge gleichzeitig erhitzt wird, können sich die Blutgefäße sehr schnell wieder verschließen. Zudem verfügt das Resektoskop über Ventile, mit deren Hilfe sich das entfernte Gewebe ausspülen lässt.

Eine TURP wird entweder unter ambulanter Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt und dauert rund 90 Minuten.

Weitere Verfahren

Neben der TURP gibt es weitere Operationsverfahren, die ebenfalls zu den Standard-Behandlungen zählen und vergleichbare Ergebnisse und Folgen wie eine klassische TURP aufweisen. Hierzu zählen:

  • die transurethrale Vaporesektion (TUVRP): Bei dieser Technik entfernt der Operateur oder die Operateurin das Prostatagewebe mit einer Elektroschlinge. Das verbliebende Gewebe wird daraufhin mithilfe einer speziellen Technik verdampft, wodurch das Risiko für Blutungen verringert wird. 
  • die Plasmakinetische Enukleation der Prostata (PkEP): Die PkEP findet in der Regel unter Vollnarkose und ähnlich wie eine TURP durch die Harnröhre statt. Statt mit einer Elektroschlinge wird hierbei aber eine Elektrode verwendet, die einen Plasmastrahl erzeugt und das überschüssige Prostatagewebe dadurch verdampft. 
  • die transurethrale Elektrovaporisation (TUEVP): Auch bei dieser Methode findet die Behandlung durch die Harnröhre und durch die Verdampfung des überschüssigen Gewebes statt. Das Verfahren nutzt dazu elektrischen Strom.
  • die photoselektive Vaporisation der Prostata (PVP): Bei einer PVP (auch Laservaporisation der Prostata genannt) verdampft der Behandler oder die Behandlerin das Gewebe ebenfalls durch die Harnröhre. Dabei kommt ein sogenannter KTP-Laser zum Einsatz.
  • weitere Laserverfahren: Es werden außerdem viele weitere Laser-Arten für verschiedene Prostata-OP’s verwendet. Je nach Eigenschaften des Lasers und der Art der Anwendung kann das überschüssige Gewebe entweder entfernt, verdampft oder verkocht werden.

Auch die transurethrale Inzision der Prostata (TUIP) hat sich als Prostata-Operation bewähren können. Hierbei kommt es zu keiner Entfernung von Prostatagewebe, sondern zu einer Entlastung der Harnröhre. Hierzu setzt der Chirurg einen oder mehrere Einschnitte am Übergang zwischen Prostata und Blasenhals. Dadurch lässt sich Raum für die beengte Harnröhre schaffen, was für den Patienten Erleichterung bringt.

Vorteilhaft an diesem Verfahren ist, dass einige Nebenwirkungen seltener zu beobachten sind. Eine TUIP ist jedoch nur für Patienten geeignet, bei denen die Prostata nicht allzu stark vergrößert ist. Zudem kann es vorkommen, dass der Eingriff nach einiger Zeit erneut durchgeführt werden muss.

Operationsverfahren bei Prostatakrebs

Bei Prostatakrebs findet eine radikale Prostatektomie statt. Diese kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden. Ist ein offener operativer Zugang nötig, setzt der Arzt oder die Ärztin meistens einen senkrechten Hautschnitt am Unterbauch oberhalb des Schambeins (retropubische RPE). Eine weitere Möglichkeit für ein offenes Verfahren ist der Zugangsweg vom Damm her (perineale Prostatektomie). Diese Verfahren werden allerdings zunehmend von laparoskopischen und roboterassistierten Behandlungen verdrängt.

Bei einem laparoskopischen Zugang handelt es sich um eine Schlüsselloch-Technik. Die benötigten Instrumente werden über mehrere kleine Hautschnitte in den Bauchraum eingeführt. Vorteile der Laparoskopie sind die deutlich kleineren Hautschnitte, schnellere Erholung, kleinere Narben und weniger Blutverlust. Eingriffe mit einem Operationsroboter führt nicht der Roboter selbst durch, sondern er übersetzt die Operationsschritte des Arztes oder der Ärztin und führt diese präziser aus, als es für einen Menschen möglich wäre. 

Welche Komplikationen sind möglich?

Vor allem bei einer vollständigen Entfernung der Prostata kann es zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen.

Harninkontinenz Insbesondere im Verlauf der ersten Monate nach dem operativen Eingriff kann es zu ungewolltem Urinabgang kommen, häufig beim Heben schwerer Lasten, beim Husten oder Nießen.
Erektile Dysfunktion Da in direkter Umgebung zur Prostata verschiedene Blutgefäße und Nerven liegen, die für eine Erektion notwendig sind, kann es nach einer radikalen Prostatektomie zu Erektionsstörungen bzw. Impotenz kommen. Mögliche Erektionsstörungen nach dem Eingriff lassen sich unter Umständen mithilfe von Medikamenten behandeln.
Kinderwunsch Eine vollständige Entfernung der Prostata führt dazu, dass auf natürliche Art keine Kinder mehr gezeugt werden können. Sollte die Familienplanung noch nicht abgeschlossen sein, sollte man vor dem Eingriff zum Beispiel in Erwägung ziehen, Spermien einfrieren zu lassen.
Trockener Samenerguss Eine retrograde Ejakulation, also ein trockener Samenerguss, ist eine häufige Nebenwirkung, die nach einer Operation der gutartigen Prostatavergrößerung zum Beispiel nach einer TURP auftreten kann. Die Samenflüssigkeit wird hierbei während des Ergusses nicht nach außen, sondern in die Harnblase abgegeben. Dieser Vorgang ist nicht gesundheitsschädlich und hat keine Auswirkungen auf einen befriedigenden Orgasmus, beeinträchtigt aber die Fruchtbarkeit.
TUR-Syndrom Ein TUR-Syndrom (Einschwemmung von Spülwasser in das Blutgefäßesystem) kann von einer transurethrale Resektion der Prostata ausgelöst werden. Hierbei leidet der Patient unter vorübergehender Verwirrtheit, Übelkeit oder Erbrechen. Vergleichsweise selten - in Studien waren etwa zwei bis drei Prozent der operierten Personen betroffen - kann es durch das TUR-Syndrom zu Herz-Kreislauf-Problemen kommen.

Nach der OP

Für den Krankenhausaufenthalt nach der Operation sollten etwa zwei bis sieben Tage eingeplant werden. Postoperativ wird, um den Heilungsprozess zu fördern, ein Blasenkatheter eingelegt, der den Urin direkt aus der Blase über einen dünnen Schlauch nach außen ableitet. Damit keine Infektionen entstehen, können außerdem Antibiotika verordnet werden. 

In den ersten 4-6 Wochen nach der OP sollte der Patient körperliche Anstrengung, ruckartige Bewegungen und schweres Heben vermeiden, damit keine Wundblutungen entstehen. Außerdem sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens 2l Tee oder stilles Wasser) geachtete werden. Bei plötzlichen Veränderungen des Harnstrahls, bei Blutungen, Fieber oder Schmerzen sollte unverzüglich ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. 

Weitere Betreuung

Insbesondere nach einer Prostata-Operation wegen Prostatakrebs spielt die Nachsorge eine große Rolle. Sie hat das Ziel, die Lebensqualität zu verbessern und ein erneutes Fortschreiten der Erkrankung rechtzeitig zu erkennen. Im Rahmen der Nachsorge können die Maßnahmen, die während der Reha begonnen wurden, beispielsweise für die Behandlung von Harninkontinenz und erektiler Dysfunktion fortgesetzt werden. 

Die Untersuchungen zur Tumornachsorge sollten direkt nach der Behandlung alle 6 bis 12 Wochen stattfinden. In den ersten 2 Jahren alle 3 Monate und in den folgenden beiden Jahren alle 6 Monate. Ab dem 5. Jahr dann nur noch alle 12 Monate. 

Reha nach einer Prostata-Operation

Grundsätzlich kann eine Regeneration nach einer Prostataoperation bzw. Prostataentfernung unter professioneller Anleitung schneller erfolgen. Eine solche Anleitung ist entweder ambulant oder stationär möglich. Die Kosten hierfür werden von den Kostenträgern übernommen.

Eine Reha hat das Ziel, die allgemeine Belastungsfähigkeit des Patienten zu verbessern und Beschwerden, die in Folge der Operation aufgetreten sind, zu lindern. Wenn der Betroffene eine stationäre Rehabilitation wünscht, kann diese etwa am dritten Tag nach der Prostata-Operation im Krankenhaus organisiert werden (Reha als Anschlussheilbehandlung). Mit den Reha-Maßnahmen kann einige Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus begonnen werden. In der Regel dauert die Reha etwa drei Wochen.

Maßnahmen, die im Rahmen einer Reha nach einer Prostata-OP oft angeboten werden:

  • sind Physiotherapie (Kontinenztraining)
  • Beratung bezüglich der erektilen Dysfunktion
  • psychologische Beratungen
  • Sporttherapien
  • sowie Ernährungs- und Gesundheitsberatungen.

Sollte der Patient nach dem operativen Eingriff unter Harninkontinenz leiden, können gezielte Maßnahmen dabei helfen, die Muskulatur im Beckenboden, die durch die Operation beeinträchtigt wurde, zu stärken. Dafür wird in der Regel ein spezielles Kontinenztraining für Männer, eventuell mit Unterstützung von Messgeräten, welche die Beckenbodenaktivität anzeigen und an den Patienten zurückspiegeln (Biofeedback), eingesetzt.

Dadurch lässt sich die Kontrolle über die Blasenfunktion schneller wieder erlangen. Die Wiedererlangung der Harn-Kontinenz ist ein wesentlicher Punkt bei der Rehabilitation. Entsprechende Maßnahmen können auch ambulant in einer physiotherapeutischen Praxis erfolgen, die auf diese Form der Rehabilitation geschult ist.

Portrait von Dr. Olaf Sawal
Facharzt für Urologie und Sozialmedizin

Chefarzt