Bei einer Sepsis reagiert der Körper mit einer schweren, das Blut überschwemmenden Entzündung auf eine Infektion. Eine Schnittverletzung kann ebenso zu einer Sepsis führen wie ein Insektenstich, eine Verbrennung oder Lungenentzündung. Auslöser sind in den meisten Fällen Bakterien, seltener Viren sowie Candida (Pilze) oder Einzeller. Dabei ist nicht jeder Befund von Bakterien im Blut gleichbedeutend mit einer Sepsis. Erst wenn der Körper nicht mehr aus eigener Kraft in der Lage ist, die Erreger zu bekämpfen, kommt es zu einer Blutvergiftung.
Ohne rechtzeitige Behandlung bricht bei einer schweren Sepsis das gesamte Immunsystem zusammen. Bei einem toxischen septischen Schock fallen gleichzeitig mehrere Organe aus (Multiorganversagen) und der Blutdruck fällt massiv ab. Ist eine Sepsis bis zu diesem Stadium fortgeschritten, führt sie in 50 Prozent aller Fälle zum Tod. Eine rechtzeitige medikamentöse und/oder chirurgische Behandlung ist daher für eine erfolgreiche Behandlung wichtig.
Im Anfangsstadium ist eine Sepsis nicht leicht von einer allgemeinen Entzündung des Körpers ohne Blutvergiftung zu unterscheiden. Symptome eines SIRS (Systemic Inflammatory Response Syndrome) können Vorboten einer Blutvergiftung sein, sind aber noch keine eigentliche Sepsis. Zu den Symptomen von SIRS gehören
Stellt der behandelnde Arzt die oben aufgeführten Symptome fest, muss noch keine Blutvergiftung vorliegen. Erst wenn sich die Entzündung auf den ganzen Körper ausbreitet, spricht die Medizin von einer einfachen Sepsis.
Liegt eine komplexe systemische Immunreaktion in Form einer Sepsis vor, ist eine zunächst harmlos erscheinende Entzündung der Auslöser. Das kann eine Lungenentzündung oder andere Infektion ebenso sein wie eine eitrige Wunde. Nicht automatisch entsteht daraus eine sogenannte Blutvergiftung und in den meisten Fällen wird das Immunsystem des Körpers alleine mit den Eindringlingen fertig. Ein aus den verschiedensten Ursachen geschwächtes Immunsystem kann den Erregern nicht genügend Widerstand entgegensetzen.
Ist die Sepsis auf dem Weg, dann ist rasches Handeln unabdingbar für die Heilung. Unbehandelt wird eine Blutvergiftung sehr schnell lebensgefährlich. Dabei unterschätzen Betroffene häufig die drohende Lebensgefahr, obwohl die Sepsis nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs auf Platz 3 der Todesursachen in Deutschland liegt. Rund 150.000 Menschen erleiden pro Jahr eine Blutvergiftung, wovon die Hälfte tödlich verläuft. Bei den ersten Symptomen und dem Verdacht auf eine Sepsis ist daher unverzüglich ärztliche Hilfe zu suchen, auch wenn es sich letztendlich um SIRS handelt.
Auch bei leichten Beschwerden wie allgemeines Unwohlsein, erhöhte Temperatur und schnelle Atmung sollten Betroffene ihren Zustand nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn im Ernstfall handelt sich dabei nicht um eine harmlose Erkältung oder leichte Infektion, sondern eine schwerwiegende Blutvergiftung. Der behandelnde Arzt unterscheidet dabei zwischen einer leichten, mittelschweren und schweren Sepsis.
Eine rasche und zu einer zeitnahen Behandlung führende Diagnose ist unter Umständen lebensrettend, denn unerkannt und zu spät behandelt kann sich eine Sepsis innerhalb weniger Stunden dramatisch verschlimmern. Bei einer schweren Sepsis versagen mehrere Organe wie Herz und Lunge, Leber und Nieren gleichzeitig und die Überlebenschancen sinken dramatisch. Der Faktor Zeit und das richtige Deuten der Symptome sind daher maßgeblich für die erfolgreiche Behandlung.
Wirkt der Patient verwirrt, rast der Puls bei beschleunigter Atmung und plötzlich steigender oder sinkender Temperatur, dann könnte eine Sepsis vorliegen. Ernsthaft auf eine Sepsis hindeutende Kriterien sind
Eine schnelle Abklärung durch den Arzt ist sehr wichtig, da auch andere Erkrankungen die Auslöser der verschiedenen Symptome sein können.
Eindeutige und überschätzte Warnsignale – von Flecken auf der Haut bis zum gefürchteten „roten Strich“
Medizinischen Laien führen als Anzeichen einer Blutvergiftung gerne den berühmten roten, von einer Wunde zum Herzen führenden roten Strich ins Feld. Dabei besteht kein Grund zur Panik, denn der rote Strich deutet zunächst lediglich auf eine Entzündung der Lymphbahnen hin. Unbehandelt kann sich aus einer solchen Lymphingitis wie bei jeder Entzündung eine Blutvergiftung entwickeln, allerdings nicht zwingend. Daher ist in jedem Fall der Arzt aufzusuchen.
Ein deutlicher Hinweis auf eine Sepsis nach einer Infektion mit Meningokokken (Bakterien im Nasen- und Rachenraum) sind eine Vielzahl kleiner roter Flecken auf der Haut. Diese Flecken können sich zu an Bluterguss erinnernden bläulichen oder tiefroten Flächen entwickeln oder Blutbläschen bilden. Eine Einweisung ins Krankenhaus ist bei diesen Warnsignalen in jedem Fall angezeigt.
Im Krankenhaus legen die behandelnden Ärzte bei Verdacht auf Sepsis eine Blutkultur zur Bestimmung des Erregers an und testen gleichzeitig das Blut auf die in der Schilddrüse gebildete Hormon-Vorstufe Procalcitonin. Liegt eine Blutvergiftung vor, erhöht sich der Procalcitonin-Spiegel im Blut um das Zehntausendfache. Bis der Erreger eindeutig feststeht, dauert es in der Regel 24 bis 36 Stunden. Daher behandelt der Arzt in der Zwischenzeit mit einem für viele Erreger wirksamen Breitbandantibiotikum. Steht der Erreger eindeutig fest, beginnt die gezielte Therapie mit einem spezifischen Antibiotikum. Insgesamt beruht die Behandlung bei einer Blutvergiftung auf vier Säulen:
Eine allgemeinverbindliche Therapie bei einer Sepsis gibt es nicht. Vielmehr ist im Einzelfall der Verlauf durch ein Zusammenspiel verschiedener Behandlungskomponenten zu stoppen.
Nach einer überstandenen mittelschweren bis schweren Sepsis empfiehlt sich eine Reha, um nach der intensivmedizinischen Behandlung wieder sicher in den Alltag zurückzufinden. Dabei gilt es, angegriffene Nervenbahnen und nicht mehr funktionierende Muskeln mit Befunden wie Taubheit und Lähmungserscheinungen zu kräftigen und wieder fit zu machen für Beruf, Schule und Studium sowie Alltag. Hierzu eignen sich Rehakliniken mit Schwerpunkt auf Neuropathien wie der bei schwerer Sepsis häufigen Critical Illness Polyneuropathie (CIP).
Der Hausarzt berät Sie bei der Wahl einer geeigneten Klinik für die Reha nach einer Sepsis individuell. Die Reha ist stationär durchzuführen und kann je nach Schwere der Folgeerscheinungen deutlich länger als die üblichen 21 bis 24 Tage dauern. Im Vordergrund stehen Ergo- und Physiotherapie sowie Atemtherapie. Als Kostenträger, an die der Reha-Antrag zu richten ist, kommen Krankenkassen (gesetzlich und privat) ebenso in Frage wie Rentenversicherungsträger. Auch eine Beihilfe nach Genehmigung der Reha ist möglich.