Wer unter Rhizarthrose leidet, ist in seinem Alltag stark eingeschränkt, denn bereits das Öffnen eines Glases mit Schraubverschluss wird zur Herausforderung. Umso wichtiger ist es daher, die Erkrankung schnell und effektiv zu behandeln, damit das Daumengelenk wieder voll einsatzfähig wird. Einen Überblick über gängige Therapiemöglichkeiten und Operationsverfahren erhalten Sie hier.
Mit dem Begriff Rhizarthrose wird eine Arthrose des Daumensattelgelenks beschrieben. „Rhiz“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Wurzel“, „arthros“ bezieht sich auf das Gelenk. Das Daumensattelgelenk sitzt direkt an der Daumenbasis, in unmittelbarer Nähe des Handgelenks. Es verbindet das Vieleckbein – einen wichtigen Handwurzelknochen – mit dem ersten Mittelhandknochen. Der Mittelhandknochen ist wiederum über ein Gelenk mit dem Daumen verbunden.
Die Rhizarthrose zählt zu den häufigsten Verschleißerkrankungen im Handbereich. Sie geht mit starken Schmerzen einher, die vor allem bei Dreh- und Greifbewegungen auftreten – also beispielsweise beim Drehen eines Schlüssels im Schloss. Im Extremfall sind die Betroffenen zu diesen Bewegungen gar nicht mehr fähig. Darüber hinaus berichten viele Patienten über folgende Symptome:
In der Regel sind beide Daumengelenke von der Rhizarthrose betroffen. Oftmals treten die Verschleißerscheinungen auch zusätzlich an anderen Fingergelenken auf (Polyarthrose).
Frauen ab 50 haben ein besonders großes Risiko, eine Arthrose des Daumensattelgelenks zu entwickeln. Da die Erkrankung häufig nach den Wechseljahren auftritt, vermuten Mediziner, dass der Verschleiß durch hormonelle Faktoren begünstigt wird. Des Weiteren kann die Rhizarthrose infolge von Verletzungen der Bänder oder Knochenbrüchen am Daumen entstehen – nämlich dann, wenn eine schlecht abgeheilte Verletzung zu einer übermäßigen Abnutzung des Daumensattelgelenks führt. Auch mechanische Überbelastung erhöht das Risiko für die Entstehung einer Rhizarthrose.
Bei einer leichten bis mittelschweren Rhizarthrose können durch konservative Therapiemaßnahmen eine deutliche Linderunge der Schmerzen und somit eine Verbesserung der Symptomatik erreicht werden. Diese kann aus folgenden Maßnahmen bestehen:
Zeigen konservative Methoden nicht die erwünschte Wirkung, kommt ein operativer Eingriff infrage, um Schmerzen zu lindern und den Daumen wieder funktionsfähig zu machen. Auf dem Gebiet der Handchirurgie wurden in den letzten Jahren und Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht, sodass Ärzte und Patienten aus mehreren bewährten OP-Verfahren wählen können.
Vor allem die sogenannte Trapezium-Resektion mit Suspensionsplastik – auch Sattelgelenkarthroplastik genannt – ist seit Jahrzehnten erprobt. Der Chirurg entfernt zunächst das Vieleckbein, um anschließend einen Sehnenstreifen einer benachbarten Sehne einzusetzen. Diese dient quasi als Aufhängung des Daumengelenks und sorgt für eine ausreichende Beweglichkeit. Wird auf die Aufhängung an einem Sehnenstreifen verzichtet, handelt es sich um eine reine Trapezium-Resektion. Der Eingriff ist weniger aufwendig – allerdings bleibt das Daumensattelgelenk instabil.
Durch eine Versteifung des Daumensattelgelenks (Arthrodese) werden Schmerzen gestoppt, der Daumen ist jedoch nicht mehr so beweglich. Dieses OP-Verfahren kommt daher nur in Einzelfällen zum Einsatz. Ähnliches gilt für die Arthroplastik mit Knorpeltransplantation, bei der das Vieleckbein durch körpereigenen Knorpel (aus den Rippen) ersetzt wird. Inzwischen ist der Einsatz einer Endoprothese – das heißt eines künstlichen Gelenks – üblicher. Diese Operation wird jedoch nur bei weit fortgeschrittener Rhizarthrose durchgeführt.
Die Hand-OP nimmt etwa 45 bis 60 Minuten in Anspruch. Sie erfolgt wahlweise in Vollnarkose oder unter örtlicher Betäubung. Welche Variante gewählt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise vom gesundheitlichen Zustand des Patienten, aber auch von seinen persönlichen Wünschen. Bei der Rhizarthrose-OP und während der Nachbehandlung treten nur selten Komplikationen auf. Der Eingriff kann daher auch bei Patienten mit erhöhtem OP-Risiko durchgeführt werden – dann jedoch unter örtlicher Betäubung. In seltenen Fällen kommt es nach der Operation zu Nachblutungen, Infektionen oder Wundheilungsstörungen. Auch eine Verletzung benachbarter Strukturen ist in Einzelfällen möglich.
Unabhängig davon, welche OP-Methode gewählt wird, nimmt die Heilung viel Zeit in Anspruch. Dafür ist die Lösung stets nachhaltig, die Prognose ist also ausgesprochen gut. Unmittelbar nach dem Eingriff wird das Gelenk mithilfe einer Schiene für vier bis fünf Wochen ruhig gestellt. Lediglich die Finger werden vom ersten Tag an bewegt, um die Durchblutung zu fördern.
Die Hand ist ein sehr komplexes Gebilde, sodass es vier bis sechs Monate dauern kann, bis eine stärkere Belastung möglich wird. Innerhalb dieses Zeitraums sollte auf Drehbewegungen, das Tragen schwerer Gegenstände, das dauerhafte Bedienen einer Tastatur sowie auf unwillkürliches Abstützen verzichtet werden. Betroffene sind dementsprechend lange arbeitsunfähig – wie lange, hängt jedoch auch davon ab, wie intensiv der Patient seine Hände bei der Arbeit belasten muss.
Unmittelbar nach dem Eingriff wird die Hand mithilfe einer Spezialschiene ruhiggestellt. Zugleich soll der Patient bereits ab dem ersten Tag selbstständig einfache Fingerübungen durchführen und die Fingergelenke immer wieder bewegen, strecken oder eine Faust bilden.
Regelmäßige Lymphdrainagen sind sinnvoll, um den Lymphfluss anzuregen und die innere Wundheilung zu fördern. Darüber hinaus nehmen Wundkontrollen einen wichtigen Teil der Nachsorge ein.
Nach fünf Wochen ist keine Schiene mehr erforderlich. Nun beginnt die Physiotherapie und Ergotherapie, mit dem Ziel, die Beweglichkeit zu fördern, Kontrakturen zu reduzieren und eine gezielte Kräftigung der Hand-Fingermuskulatur durchzuführen. Die Hand soll in ihren Greifformen und Funktionalität an die bisherigen Belastungen herangeführt werden. Die Nachbehandlung erfolgt in der Regel ambulant, kann aber unter bestimmten Voraussetzung in einer stationären Rehabilitationseinrichtung erfolgen. Ein Übungsprogramm für zu Hause sollte der Patient im Anschluss weiterhin eigenständig durchführen.
Wer unter Rhizarthrose leidet, sollte nicht zögern und möglichst zeitnah Hilfe in Anspruch nehmen. Im Anfangsstadium lassen sich die Symptome mit konservativen Therapiemaßnahmen behandeln. Ist die Daumengelenkarthrose bereits weit fortgeschritten, kommen mehrere OP-Verfahren in Betracht, mit deren Hilfe Betroffene dauerhaft Linderung erfahren. Eine gezielte Nachbehandlung sichert den Erfolg des Eingriffes und führt in den gewohnten Alltag zurück.