Rehakliniken in der Kostenkrise 23.10.2020

Zuletzt aktualisiert: 22.08.2024 | Lesedauer: ca. 2 Min.

Die Corona-Krise beutelt die Rehakliniken stark. Zu Beginn der Pandemie wurde ihnen als Backup der Akuthäuser  eine starke Rolle übertragen. Betten mussten leer bleiben, für den Fall, dass leichter Erkrankte aus den Krankenhäusern verlegt würden. Die Ausgleichszahlungen dafür mussten schwer erkämpft werden und haben bei weitem nicht den Verlust einer Vollbelegung ausgeglichen.

In den darauf folgenden Monaten konnten die Kliniken langsam wieder zu ihrer eigentliche Aufgabe, der Durchführung von mehrwöchigen, fachspezifischen Rehabehandlungen zurückkehren. Die Bedingungen für den Betrieb der Rehakliniken haben sich jedoch drastisch geändert:

  • Abstandsregelungen müssen eingehalten werden
  • Patientengruppen werden verkleinert
  • Personal muss häufig in anderen Teams zusammenarbeiten, um übergreifende Infektionen zu vermeiden
  • Wege in den Kliniken werden anders genutzt, Räumlichkeiten in ihrer Funktion umgewidmet
  • Mehraufwand beim Personal entsteht durch Kontrolltätigkeiten, erhöhter Administration, höheren Hygieneanforderungen, häufigere Reinigungen
  • Corona-Tests und Temperaturmessungen verursachen zusätzliche Material-, Transport- und Laborkosten
Es wurde alles auf Links gedreht. Trotzdem arbeiten die Kliniken momentan nur mit einer Auslastung von 60 bis 80 Prozent, müssen aber 100 Prozent der Kosten stemmen. Die Crux dabei: Die Pflegesätze sind aber auf 95 Prozent Auslastung kalkuliert.
Dr. Norbert Hemken, Vorstand des Verbunds Norddeutscher Rehakliniken (VNR)
Mann am Schreibtisch mit Hand an Taschenrechner.

Die zusätzlichen Kosten belaufen sich auf etwa 15 bis 20 Euro pro Patient und Tag, die die Kliniken selbst schultern müssen. Von der Politik fühlen sie sich zunehmend im Stich gelassen, denn der Corona-Zuschlag der Kostenträger reicht hinten und vorne nicht aus.

Durch die Corona-Maßnahmen leiden auch die Patientinnen und Patienten. Bei aller Notwendigkeit der Vorkehrungen zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie kommt es durch die geringere Belegung der Kliniken zu langen Wartelisten. Die Versorgung der Rehabilitanden kann nicht im gleichen Umfang geleistet werden. In Anbetracht einer bevorstehenden zweiten Welle und erneuter, noch strikterer Maßnahmen ist die Besorgnis in der Branche groß.

Die kma fasst in ihrem Artikel „Rehabilitation auf Links gedreht“ verschiedene Aspekte der Kostenkrise zusammen und hat mit der Führungsriege großer und kleiner Rehaanbieter gesprochen.

Portrait von Annabelle Neudam
Exam. Krankenschwester, Dipl. Gesundheitsökonomin, M. Sc. Health Care Management

Geschäftsführerin
DAS REHAPORTAL