Die Rehabilitation ist eine tragende Säule in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und stellt volkswirtschaftliche relevante Versorgungsstrukturen. Seit der Corona-Pandemie befinden sich die Rehakliniken in einer permanenten Krise. Erst durch die Pandemie und den daran angepassten Betrieb der Kliniken, gleich danach durch die Inflation und Energiekrise. Die Kliniken geraten in finanzielle, organisatorische und personelle Bedrängnis, müssen Kosten komplett vorfinanzieren, obwohl die Branche ohnehin schon immer sehr knapp aufgestellt war. Zu den größten Herausforderungen zählen:
Ulf Ludwig, CEO der Medical Park Gruppe , Vorstandsmitglied des Verbands der Privatkrankenanstalten in Bayern e.V. (VPKA) und des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken e.V. (BDPK), beleuchtet die Hintergründe für die Krise der Reha und erklärt, welche politischen Weichenstellungen jetzt nötig wären:
Finanzierungslücken und Kostenexplosion
Zunächst sei es unmöglich, die für einen kostendeckenden Betrieb erforderliche Auslastung zu erreichen. Rehakliniken müssten zu 95% ausgelastet sein, um kostendeckend zu arbeiten. In Anbetracht von Fachkräftemangel und hohen Krankenständen sei dies ein Ding der Unmöglichkeit. Dazu kommt, dass die Tagessätze pro Patient:in für die Rehakliniken zwischen 130 und 160 Euro liegen. Wo man in vielen Hotels mindestens so viel für ein Bett, ein sauberes Zimmer und ggf. ein Frühstück bezahlt, muss die Reha damit auch noch Diagnostik, Therapie und Vollpension abdecken. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Kostenexplosion, fehlender staatlicher Unterstützung und geringerer Auslastung führt allein das zu einer enormen Finanzierungslücke.
Alte Zöpfe abschneiden
Die Rehaeinrichtungen und die Beschäftigten bringen fortschrittliche Ideen und Innovationen zur Verbesserung der Situation ein. Diese scheitern jedoch an den starren und restriktiven Vorgaben der Kostenträger. Effektive, von den Therapeut:innen und Patient:innen gern genutzte digital gestützte Therapiemethoden werden nicht refinanziert. Effizientem Personalmanagement durch Digitalisierungsmaßnahmen wird hier ein Riegel vorgeschoben; enorme Gehaltssteigerungen und erhöhte Recruiting-Kosten sind unvermeidbar.
Ulf Ludwig fordert stellvertretend für die Verbände eine Veränderung der Finanzierung von Rehaleistungen. Wo bisher vor allem Pflegeleistungen als Kern der Vergütung betrachtet werden ist Ludwig überzeugt, dass in Zukunft in Innovationen und Digitalisierungsmaßnahmen sowie in die Weiterqualifizierung der Mitarbeitenden investiert werden muss. Dafür müssen Ausgleichszahlungen her. Auch unterjährige Verhandlungen der Pflegesätze mit den Kostenträgern müssen möglich werden. Vor allem sollte der Fokus endlich auf die Ergebnisqualität in den Einrichtungen gelegt werden. Die Vorgaben für vorzuhaltende Strukturen stehen bei weitem nicht im Zusammenhang mit den Behandlungsergebnissen, die eine Rehaklinik erzielen kann.
Ulf Ludwig betont, dass Politik jetzt schnell handeln und den Ernst der Lage erkennen müsse. Andernfalls drohe die Insolvenz und Schließung von Klinken, der Wegfall von relevanten Versorgungsstrukturen und damit ein unabwendbarer Schaden für Betroffene und für die Volkswirtschaft. Negative Auswirkungen auf Patient:innen und Patienten sind schon jetzt sichtbar: Die Wartezeiten für einen Rehaplatz steigen stetig an.
Geschäftsführerin
DAS REHAPORTAL