Das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderte Projekt „PROMoting Quality“ kommt zu einem klaren Ergebnis: Die kontinuierliche, digitale Erhebung von Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) nach endoprothetischen Eingriffen kann die Ergebnisqualität aus Patientensicht verbessern und gleichzeitig die Kosteneffektivität der Versorgung steigern. Nun hat der Innovationsausschuss am 18. Oktober 2024 die Überführung der neuen Versorgungsform in die Regelversorgung empfohlen.
Im Fokus des Projekts stand die sektorenübergreifende Begleitung von Patient:innen nach Hüft- oder Knieendoprothesen – mit regelmäßigen PROM-Erhebungen bis zu einem Jahr nach dem Eingriff. Bei auffälligen Werten erhielt eine Studienassistenz eine automatische Benachrichtigung und kontaktierte die betroffene Person. Ziel war es, Komplikationen frühzeitig zu erkennen und die Nachbehandlung individuell anzupassen.
Zwischen Oktober 2019 und Dezember 2020 wurden im Rahmen einer multizentrischen, einfach-verblindeten, randomisierten kontrollierten Interventionsstudie rund 7.000 Patient:innen mit elektiver Hüft- oder Knie-Endoprothese im Krankenhaus rekrutiert.
Ergänzt wurde die Analyse durch die Auswertung von Leistungs- und Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung – ein zentraler Baustein im Value-Based-Health-Care-Ansatz des Projekts. Die Kosteneffektivität wurde mittels der sogenannten Outcome-over-Cost-Ratio (OoC-Ratio) berechnet. Diese zeigt, wie viel gesundheitlicher Nutzen (z. B. bessere Lebensqualität) mit dem eingesetzten Geld erzielt wurde – je höher der Wert, desto effektiver war die Behandlung.
Die Ergebnisse zeigen: Patient:innen der Interventionsgruppe weisen – im Vergleich zur Kontrollgruppe – eine signifikant höhere Lebensqualität und weniger Ermüdung nach der Operation auf. Eine postoperative PROM-Überwachung mit Rückkoppelung kritischer Ergebnisse an die Studienassistenz führt also zu statistisch signifikanten Verbesserungen in mehreren Gesundheitsdimensionen. Gleichzeitig konnte eine höhere Kosteneffektivität nachgewiesen werden. So lag die OoC-Ratio bei Patient:innen mit Hüft-Endoprothese in der Interventionsgruppe um rund 13 % höher als in der Kontrollgruppe.
Eine postoperative PROM-Überwachung mit Rückkoppelung kritischer Ergebnisse an die Studienassistenz führt zu statistisch signifikanten Verbesserungen in mehreren Gesundheitsdimensionen. Gleichzeitig konnte eine höhere Kosteneffektivität nachgewiesen werden.
Im Ergebnisbericht werden bestehende Qualitätsinitiativen wie IQM und 4QD – Qualitätskliniken.de (DAS REHAPORTAL) ausdrücklich als Akteure benannt, die bereits datenbasiert zur Ergebnisqualität arbeiten – ein positives Signal für die Weiterentwicklung transparenter Qualitätsmessung. Zugleich wird darauf hingewiesen, dass die Vielzahl paralleler PROMs-Instrumente ohne abgestimmte Standards zu einer Belastung für Einrichtungen führen kann. Eine Herausforderung, die die Notwendigkeit sektorenübergreifender, standardisierter PROM-Erhebungen unterstreicht – und den Anspruch des REHAPORTALs bekräftigt, patientenzentrierte Ergebnisqualität zu vereinheitlichen und praktikabel sichtbar zu machen.
Hierin liegt eine große Chance: Wenn es gelingt, PROMs-Instrumente zwischen Akut- und Rehabilitationsversorgung zu harmonisieren, könnte dies nicht nur bürokratischen Aufwand reduzieren, sondern auch einen echten Qualitätssprung ermöglichen – durch konsistente, anschlussfähige Daten entlang der gesamten Behandlungskette. Das REHAPORTAL kann hier perspektivisch eine vermittelnde Rolle einnehmen. In der zuletzt durchgeführten Studie des REHAPORTALs zur Erhebung von PROMs in der Orthopädie wurden solche sektorenübergreifenden Ansätze bereits begonnen.
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse weist der Studienbericht auf wichtige Einschränkungen hin: Die Interpretation der OoC-Ratio als zusammengesetzter Endpunkt ist methodisch anspruchsvoll, und die Ergebnisse basieren auf einer Teilstichprobe, da nur von einem Teil der Patient:innen vollständige Routinedaten vorlagen. Zudem konnten nicht alle potenziellen Teilnehmenden erreicht werden, etwa aufgrund fehlender digitaler Kontaktmöglichkeiten.
Die Integration von PROMs in die Regelversorgung könnte für Rehakliniken und ihre Patient:innen ein entscheidender Schritt hin zu mehr Qualitätstransparenz und Patientenzentrierung sein. Der Innovationsausschuss des G-BA empfiehlt unter anderem, PROMs verbindlich in Qualitätsverträge und die datengestützte Qualitätssicherung zu integrieren.
Der vollständige Ergebnisbericht sowie der offizielle Beschluss des Innovationsausschusses sind online verfügbar
Zum G-BA Beschluss und Studienbericht