Bei einer Polyneuritis handelt es sich um eine Erkrankung der Hirnnerven oder des peripheren Nervensystems, die mit Entzündungen einhergeht. Betroffen von einer Polyneuritis können entweder mehrere oder sämtliche Nerven sein, wobei die Intensität verschieden stark ausfallen kann. Zu den typischen Symptomen einer Polyneuritis zählen funktionale Störungen von Körperzonen, die Schaden genommen haben, sowie Missempfindungen, vor allem in den Beinen und Armen.
Mit dem Ausdruck Polyneuritis werden entzündliche Prozesse von Nerven beschrieben. Es handelt sich hierbei um einen Oberbegriff für mehrere Krankheitsbilder.
Vom zentralen Nervensystem aus verlaufen die peripheren Nervenbahnen in den gesamten Körper. Motorische Befehle an die Muskulatur sowie die Gliedmaßen werden über diese Leitungen geschickt. Reize der sensorischen Nerven überbringen Empfindungen an das Gehirn. Dort werden diese Empfindungen im Anschluss interpretiert.
Die Erkrankung Polyneuritis ist häufiger bei Männern als bei Frauen zu beobachten. Vor allem betroffen sind Personen zwischen dem 20. und 30. und dem 50. und 60. Lebensjahr. Die Häufigkeit der Erkrankung ist mit zwei Betroffenen von 100.000 Einwohnern gering.
Infektionen, die durch Viren und Bakterien ausgelöst werden, können zu einer Polyneuritis führen. Dazu zählen beispielsweise eine HIV-Erkrankung, Diphtherie oder Borreliose. Auch Autoimmunerkrankungen können für einen entzündlichen Befall von Nervengewebe die Basis bilden. Hierbei greifen Abwehrzellen des Körpers die eigene Nervenzellen an. Eine Belastung für das gesamte Nervensystem stellt darüber hinaus eine ungesunde Ernährung dar. In diesem Zusammenhang sind vor allem Nahrungsmittel, die mit Schwermetallen belastet sind, oder Umweltgifte zu nennen. Quecksilber und Blei beispielsweise sind bekannt für ihre nervenschädigenden Eigenschaften. Dasselbe hat auch für den regelmäßigen Gebrauch von bestimmten Medikamenten - beispielsweise Antibiotika - Gültigkeit.
Ebenso können auch starke Therapiemaßnahmen gegen Krebs , wie etwa eine Chemotherapie , Ursache für das Auftreten einer Polyneuritis sein. Umliegendes Gewebe wird von bösartigen Tumoren angegriffen, die auf diese Weise schwere Schädigungen an den Nervenbahnen verursachen.
Wenn die Auswirkungen einer Polyneuritis gemächlich, jedoch konstant voranschreiten, fungieren als Auslöser häufig eine oder gleich mehrere Grunderkrankungen. Starker Alkoholmissbrauch etwa schränkt die Entgiftungsfunktion von Niere und Leber ein. Ein Mangel an Nervenvitaminen wie Vitamin B1, B6 oder B12 erhöht zudem das allgemeine Erkrankungsrisiko.
Eine erbliche Komponente kommt bei etwa 25 Prozent der Krankheitsfälle als Hauptfaktor für den Ausbruch der Erkrankung infrage.
Die Qualität der Übertragung von Reizen ist bei einer Polyneuritis reduziert. Die Art und Weise der Symptome betreffen vor allem sensorische und motorische Körperfunktionen. Üblich ist, dass die Erkrankung mit Beschwerden in den Füßen oder Händen beginnt. Hierbei berichten Betroffene häufig zunächst in den Beinen und Füßen von einer Übersensibilisierung. Im weiteren Krankheitsverlauf weitet sich diese dann auf die Arme und Hände aus.
Betroffene berichten mit zunehmendem Krankheitsverlauf von weiteren Missempfindungen, wie etwa Taubheit oder starken Schmerzen, ohne dass hierfür äußere Einwirkungen verantwortlich zu machen wären. Typisch für Entzündungen sensorischer Nerven ist ein Kribbeln auf der Haut. Eine Polyneuritis kann jedoch auch entgegengesetzte Symptome zeigen. In diesem Fall reagieren Nerven nicht mehr adäquat auf Druck, große Kälte oder übermäßige Hitze.
Alles in allem geraten sowohl das Schmerzempfinden als auch der Tastsinn aus der natürlichen Balance und sind nicht mehr in der Lage, angemessen auf äußere Einwirkungen zu reagieren. Hierdurch steigt die Gefahr von Verletzungen durch Erfrierungen oder Verbrennungen.
Die Erkrankung tritt häufig auf beiden Körperseiten auf, wenngleich auch asymmetrische Verläufe möglich sind.
Durch die Schäden an den motorischen Nerven kommt es zur Schwächung und dem Rückgang der Muskeln.
Bereits Laboruntersuchungen des Urins und des Bluts können mögliche Hinweise auf eine Polyneuritis geben und sind daher für die Diagnose wichtig. Auch die Schilderung der Beschwerden liefert dem Facharzt Hinweise darauf, ob der Patient von einer Polyneuritis betroffen sein könnte.
Bestätigung oder Ausschluss einer Polyneuritis erfolgt durch die Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit sowie des Körpers bei einem Neurologen. Diese Untersuchung bezieht sich beispielsweise auf allgemeine Körperfunktionen des Patienten wie etwa Reflexe und Muskelkraft. Der Neurologe differenziert bei der Diagnosestellung zusätzlich zwischen einer direkten Schädigung des Nervenstrangs sowie einer oberflächlichen Beeinträchtigung der Nervenhülle.
Die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen können bereits erste Rückschlüsse hinsichtlich der Ursache ermöglichen. So können die Einnahme von Medikamenten oder eventuell vorhandene Grunderkrankungen als Ursache für das Auftreten der Symptome infrage kommen.
Für eine endgültige Bestätigung der Diagnose kann der Neurologe eine Biopsie des Nervengewebes sowie eine Untersuchung des Nervenwassers des Patienten anordnen.
Eine Polyneuritis kann einen schnellen oder langsamen Verlauf annehmen. So ist es möglich, dass die Erkrankung ohne Vorzeichen und plötzlich in hoher Intensität auftritt. Umgekehrt zeigt sich die Erkrankung nur langsam mit einer schwachen Ausprägung über mehrere Jahre hinweg, die sich über den gesamten Körper ausbreitet und letztlich chronisch wird.
Sollte der Ausbruch der Polyneuritis eine erkennbare Grunderkrankung haben, wird eine zielgerichtete Therapie gegen diese eingeleitet. In diesem Fall kann der Patient auf eine spürbare Rückbildung der Symptome hoffen. Je nach Ursache, Schweregrad und Dauer der Erkrankung ist auch eine komplette Genesung realistisch. Sollte der direkte Grund für das Auftreten der Polyneuritis jedoch nicht erkannt werden können, zielt die Therapie vor allem auf eine Linderung der Symptome des Patienten ab.
Sollte ein Vitaminmangel als Grund für die Polyneuritis infrage kommen, erhält der Patient hochdosierte Vitaminpräparate. Sollte eine Autoimmunreaktion Grund für das Auftreten der Erkrankung sein, wird die Therapie auf eine Unterdrückung der Körperabwehr abzielen.
Gezielte krankengymnastische Übungen hingegen können bei der Regeneration zurückgegangener Muskelpartien hilfreich sein.
Da eine Polyneuritis verschiedene Ursachen haben kann, ist es wichtig, die Erkrankung durch einen Facharzt behandeln zu lassen. Nur dieser wird eine genaue Diagnose für eine geeignete Therapie stellen können.
Da eine Polyneuritis mit einem Rückgang der Muskulatur einhergeht, ist ein wichtiges Therapieziel in der Reha diesem Prozess entgegenzuwirken. Dies geschieht mithilfe physiotherapeutischer Anwendungen, wie etwa Krankengymnastik sowie Übungen für einen gezielten Muskelaufbau. Dem Patienten soll es dadurch erleichtert werden, seinen Alltag zu bestreiten. Darüber hinaus sollen durch den Aufbau der Muskulatur auch die häufig schmerzenden Gelenke entlastet werden. Wie genau die Reha-Maßnahmen ausfallen, hängt jedoch stark vom individuellen Zustand des Patienten ab. Wichtige Faktoren hierfür sind das Lebensalter sowie der allgemeine Gesundheitszustand und der bisherige Krankheitsverlauf des Patienten.