Nierenkrebs

Zuletzt aktualisiert: 04.07.2024 | Lesedauer: ca. 8 Min.

Nierenkrebs bezeichnet einen bösartigen Tumor in der Niere, also Krebszellen, die sich unkontrolliert teilen und wachsen und somit gesundes Körpergewebe verdrängen. Die häufigste Form des Nierentumors ist das sogenannte Nierenzellenkarzinom. In diesem Text geht es um Symptome, Diagnostik, Therapiemöglichkeiten sowie Reha bei Nierenzellenkarzinom.

Funktion der Nieren

Die Niere ist ein paarig angelegtes Organ, das hauptsächlich die Funktion erfüllt, das Blut zu filtern und schädliche Bestandteile herauszuholen, damit sie mit dem Harn ausgeschieden werden können. Eine weitere Aufgabe des Organs ist die Regulierung des Wasser- und Elektrolythaushaltes sowie des Säure-Basen-Gleichgewichts. Außerdem sind die Nieren durch die Bildung der Hormone Renin und Erythropoetin an der Blutdruckregulation und der Produktion roter Blutkörperchen beteiligt.

Symptome

In vielen Fällen treten die Symptome bei Nierenkrebs erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Zu den typischen Symptomen gehören:

  • Rötliche Färbung des Urins
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Flankenschmerz, der in den Rücken ausstrahlen kann
  • Anhaltendes, leichtes Fieber
  • Geschwollene Beine

Treten mehrere dieser Symptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen auf, sollten sie ärztlich abgeklärt werden. Viele dieser Symptome können aber auch mit anderen, ungefährlicheren Krankheiten zu tun haben und sind deshalb nicht zwangsläufig ein Grund zur Sorge.

Schematische Darstellung des Oberkörpers mit Fokus auf eine mit Krebs befallene Niere.
Nierenkrebs: bösartigen Tumor in der Niere, also Krebszellen, die sich unkontrolliert teilen und wachsen und somit gesundes Körpergewebe verdrängen. Die häufigste Form des Nierentumors ist das sogenannte Nierenzellenkarzinom.

Arten von Nierenkrebs

Die mit Abstand häufigste Form von Nierenkrebs bei Erwachsenen ist das Nierenzellenkarzinom. Es macht etwa 95 % aller Nierentumore aus und geht meistens von den Zellen des Nierengewebes aus. Fachleute verwenden die Begriffe Nierenkrebs und Nierenzellenkarzinom synonym. Tumoren des Nierenbeckens oder der Harnleiter können ebenfalls auftreten, sind aber deutlich seltener und zählen zu den Krebserkrankungen der Harnwege. Bei Kindern unter 5 Jahren ist das sogenannte Nephroblastom (Wilms-Tumor) die häufigste Form von Nierenkrebs.

Ursachen und Risikofaktoren

Wie Nierenkrebs entsteht, ist bisher nicht abschließend geklärt. Es gibt aber Faktoren, die die Entstehung des Tumors nachweislich begünstigen können. Dazu gehören:

Rauchen Das Risiko für einen Tumor in der Niere steigt mit der Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten. Rauchen zählt somit zu den wichtigsten Risikofaktoren für eine Nierenkrebserkrankung.
Medikamente Die regelmäßige und langfristige Einnahme bestimmter Schmerzmittel – besonders phenacetinhaltige Schmerzmittel, die in Deutschland heute nicht mehr erhältlich sind – kann zu Nierenschäden führen und somit auch die Entstehung eines Nierenkarzinoms fördern.
Genetische Faktoren Insbesondere bei Personen, die im jungen Alter (unter 40 Jahren) an Nierenkrebs erkranken, kann eine genetische Veranlagung Ursache für die Entstehung des Tumors sein. Etwa bei einem von 100 Patient:innen ist dies der Fall. Erbliche Genmutationen, die zur Entstehung des Nierenkarzinoms führen können, treten meistens im Rahmen des Hippel-Lindau-Syndroms auf.
Vorerkrankungen Einige medizinische Faktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck oder eine chronische Niereninsuffizienz erhöhen das Risiko, an Nierenkrebs zu erkranken.

Häufigkeit

Nierenkrebs ist eine relativ seltene Tumorerkrankung. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 14.000 Menschen an diesem Tumor. Den Großteil der Erkrankten machen Männer aus. Besonders häufig tritt die Erkrankung im Alter zwischen 60 und 70 Jahren auf.

Diagnostik

Besteht der Verdacht auf Nierenkrebs, können verschiedene Untersuchungen zur Bestätigung durchgeführt werden.

Anamnese und körperliche Untersuchung:

Zu Beginn werden die Krankheitsgeschichte, die genauen Beschwerden sowie Risikofaktoren erfragt. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt oder die Ärztin die Nieren von außen abtastet, um mögliche Verhärtungen festzustellen.

Laboruntersuchungen:

Um die Funktion der Niere zu überprüfen, werden Blut und Urin untersucht. Bei manchen Patient:innen mit Nierenkrebs findet sich Blut im Urin. Auch wenn bisher keine spezifischen Tumormarker (Substanzen, die verstärkt von Tumorzellen gebildet werden und im Blut nachweisbar sind) für Nierenkrebs bekannt sind, können manche Blutwerte Hinweise auf Bestehen der Erkrankung geben. Dazu gehören zum Beispiel Veränderungen der Bluteiweiße, Blutarmut oder die Erhöhung bestimmter Enzyme.

Bildgebende Verfahren:

Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) ist das wichtigste bildgebende Verfahren zur Feststellung eines Nierenkarzinoms. Erfahrende Behandler:innen können dabei in einem Großteil der Fälle einen Tumor von einer gutartigen Vergrößerung unterscheiden. Außerdem kann durch die Ultraschalluntersuchung eine Aussage darüber getroffen werden, ob der Tumor bereits gestreut hat (Metastasenbildung). Die Computertomographie (CT) dient der genauen Bestimmung der Tumorausbreitung und der sicheren Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren. Außerdem kann festgestellt werden, ob der Tumor sich in andere Organe ausgebreitet hat. Da beim CT ein jodhaltiges Kontrastmittel verabreicht wird, das manche Patient:innen nicht vertragen, gibt es als Alternative die Untersuchung durch die Magnetresonanztomographie (MRT).

Biopsie:

Ist die Diagnose trotz Anwendung der bildgebenden Verfahren unsicher, besteht die Möglichkeit, eine Gewebeprobe zu entnehmen und diese feingeweblich zu untersuchen. Die Entnahme der Gewebeprobe erfolgt in der Regel unter örtlicher Betäubung als Stanznadelbiopsie. Dabei wird unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle eine feine Hohlnadel durch die Bauchdecke ins Tumorgewebe geführt und eine Gewebeprobe entnommen.

Grafische Darstellung der Nieren mit verschiedenen Tumorstadien
Nierenkrebs: Die Lage, Größe und Agressivität des Tumors beeinflusst die Auswahl der Behandlungsmethode.

Therapie

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Die Behandlung eines Nierenkarzinoms hängt von der Größe, Lage und Aggressivität des Tumors ab. Es kommen sowohl eine Operation als auch eine medikamentöse Behandlung oder eine Bestrahlung infrage.

  • Therapie lokal begrenzter Tumor ohne Metastasen

Ein lokal begrenzter Tumor ohne Metastasen kann in vielen Fällen operiert und dadurch vollständig entfernt werden. Nach Möglichkeit wird in diesem Fall organerhaltend operiert, also nur der erkrankte Teil der Niere entfernt (partielle Nephrektomie). Der Eingriff kann entweder als offene Operation über einen Schnitt am Bauch oder an der Flanke, oder im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) stattfinden. Es handelt sich dabei um einen minimal-invasiven Eingriff, der schonender ist als eine offene OP.

  • Therapie größerer und ungüstig gelegener Tumore

Bei größeren oder ungünstig gelegenen Tumoren ist häufig nur die Entfernung der gesamten betroffenen Niere möglich (radikale Nephrektomie). Auch die komplette Entfernung kann je nach Lage des Tumors entweder über einen Bauchschnitt, Flankenschnitt oder laparoskopisch erfolgen. Zur Beurteilung der Tumorausbreitung werden auch die angrenzenden Lymphknoten entfernt. Die verbliebene Niere übernimmt in der Regel die gesamte Funktion, sodass die Patient:innen auch nach einer radikalen Nephrektomie häufig ohne Einschränkungen leben können.  

Bei Tumoren im fortgeschrittenen Stadium oder beim Vorliegen von Metastasen empfiehlt sich häufig eine medikamentöse Therapie. Das Behandlungsteam entscheidet individuell, welches Medikament am besten geeignet ist. Folgende Substanzgruppen stehen beispielsweise zur Verfügung:

Tyrosinkinasehemmer (z. B. Sunitinib, Sorafenib, Pazopanib):

Diese Medikamente hemmen die Signalwege in den Krebszellen, sodass das Wachstum unterbunden wird. Außerdem verhindern sie, dass neue Blutgefäße für die Versorgung des Tumors entstehen.

mTOR-Hemmer (z.B. Temsirolimus, Everolimus):

mTOR ist ein Enzym, das das Zellwachstum unterstützt. Wird das Enzym durch die Verabreichung des Medikaments gehemmt, können die Krebszellen sich nicht weiter vermehren.  

VEGF-Antikörper:

Beim Nierenkarzinom spielen bestimmte Proteine eine Rolle, die das Wachstum des Tumors beeinflussen. Man spricht von sogenannten Wachstumsfaktoren. Besonders VEGF (vascular endothelial growth factor) spielt bei dieser Krebsart eine wichtige Rolle. Durch Gabe von spezifischen Antikörpern kann die Wirkung der Wachstumsfaktoren unterbrochen und die Tumorentwicklung somit aufgehalten werden.

Eine Strahlentherapie, bei der die Krebszellen durch Strahlung vernichtet werden, kommt beim Nierenkrebs eher selten vor, da nur wenige Nierenzellenkarzinome überhaupt strahlenempfindlich sind. Diese Behandlungsart kommt besonders zur Behandlung möglicher Metastasen zum Einsatz.

Prognose

Nierenkrebs wird, obwohl es im frühen Stadium kaum Symptome verursacht, häufig schon frühzeitig zufällig bei Ultraschalluntersuchungen des Bauchraumes entdeckt. Etwa 75 von 100 Nierentumore werden früh festgestellt. Die Wahrscheinlichkeit auf Heilung ist in diesem Stadium groß. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium sind die Aussichten auf Heilung eher ungünstig. 5 Jahre nach Diagnosestellung leben noch 77% der Patient:innen.

Reha nach Nierenkrebs

Nach abgeschlossener Behandlung von Nierenkrebs empfiehlt sich der Aufenthalt in einer stationären Rehaklinik, um den Erholungs- und Genesungsprozess zu beschleunigen. Die Reha kann entweder direkt im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt als Anschlussheilbehandlung (AHB) oder als Krebs-Nachsorge-Reha innerhalb von maximal zwei Jahren nach der Behandlung stattfinden.

Die Behandlung im Rahmen der Reha wird individuell an den Krankheitsverlauf und mögliche Folgeschäden angepasst. Bestandteile der Behandlung sind ärztliche Betreuung zur Unterstützung des Heilungsverlaufs, psychologische Gespräche und Interventionen sowie Physio- und Schmerztherapie, Bewegungs- und Entspannungsangebote.

Ein beispielhafter Tag für eine Reha nach Nierenkrebs kann folgendermaßen aussehen:

8:00 - 9:00 Uhr Frühstück
9:00 - 9:30 Uhr Ergometertraining
10:00 - 10:30 Uhr Atemgymnastikgruppe
11:30 - 12:00 Uhr Visite
12:00 - 12:45 Uhr  Mittagessen
13:00 - 13:30 Uhr Physiotherapiegruppe
16:00 - 16:30 Uhr Vortrag über Krebserkrankungen
17:30 - 18:00 Uhr Abendessen
Portrait von Friederike Preuß

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