Welchen Einfluss hat die Krankenhausreform auf die Reha? 19.07.2023

Zuletzt aktualisiert: 14.02.2024 | Lesedauer: ca. 4 Min.
Über etwas zu diskutieren, was im Detail noch nicht vorliegt, ist herausfordernd. Aber den Diskurs jetzt zu starten, ist notwendig.
Dr. York Dhein, COO Mediclin AG

Dies berichtet Dr. York Dhein über die Einflüsse der Krankenhausreform auf die Reha-Branche in der Ausgabe Juli 2023 der f&w (führen und wirtschaften im Krankenhaus). Dabei stützt er sich auf vier übergreifende Kernaspekte.
Der COO der Mediclin AG hält es für einen fatalen Fehler, dass die Reha-Branche die Reform eher passiv beobachtet. Die Auswirkungen auf die Branche werden erheblich sein.

„Was zu erwarten ist: Es wird weniger Akutbetten und Kliniken geben“

Wenn dem System genügend Zeit für die Umstellung auf ambulante Versorgung bleibt, soll dies die Fallzahlen bei elektiven orthopädischen Operationen nicht beeinträchtigen. Allerdings werden Patient:innen mit einer ambulant operierten Hüfte wahrscheinlich nicht in eine stationäre Rehabilitation gehen. Wenn den Kliniken jedoch nicht genügend Zeit bleibt, um ambulante Versorgungsstrukturen aufzubauen, werden OP-Kapazitäten wegfallen und wir könnten mit langen Wartezeiten für endoprothetische Operationen konfrontiert werden, ähnlich wie im NHS-System, berichtet Dr. York Dhein. In beiden Fällen würde der Bedarf an orthopädischen Reha-Betten sinken. Dies wäre besonders bitter für die Orthopädie, da sie mit einem Anteil von etwa 25 Prozent die führende Indikation für die stationäre Rehabilitation ist.

"Wie geht es mit den Fachkliniken weiter?“ 

Etwa ein Drittel der Rehakliniken hat sich auf rehanahe Akutindikationen spezialisiert, wie z.B. Neuro Phase B, Akutpsychosomatik und multimodale Schmerztherapie. Diese Kliniken bieten ausgereifte Behandlungskonzepte mit durchgehenden Versorgungspfaden, die sowohl für Patient:innen, als auch deren Angehörige von großem Wert sind. Im ersten Vorschlag der Expertenkommission wurden diese Fachkliniken praktisch abgeschafft. Dies gebe jedoch aus Sicht der Patienten, der Qualität und der Wirtschaftlichkeit keinen Sinn. Mittlerweile wurde das neue Level „F“ für Fachkliniken eingeführt, aber die Zukunft bleibt weiterhin ungewiss.

„Gibt es in der ländlichen Versorgung eine neue Rolle für die Rehabilitation?“

Viele Rehakliniken befinden sich in ländlichen Regionen, jedoch sind nur wenige von ihnen in die ambulante oder stationäre Versorgung der örtlichen Bevölkerung eingebunden, obwohl sie über die erforderlichen fachärztlichen Kompetenzen verfügen. Bei einer Neuordnung der regionalen Versorgung sei es wichtig, die Öffnung der Rehakliniken zu ermöglichen. Eine mögliche ergänzende Option könne der Betrieb einer Level-1i-Einrichtung sein, die an eine Reha-Klinik angebunden ist. Nach einer Anpassung der Vergütung könne dies auch wirtschaftlich rentabel sein, da die Reha über schlanke Strukturen verfügt.

„Löst die Reform alle Personalprobleme?“

Die Reduzierung der Akutbetten führe zu einem größeren Angebot an Ärzten und Pflegekräften auf dem Arbeitsmarkt, löst jedoch nicht das Problem des Personalmangels. Denn Mitarbeiter können nicht einfach von einer Einrichtung zur anderen wechseln. Zudem haben die Gehaltssteigerungen gezeigt, dass Pflegekräfte bei gleichem Gehalt eher eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit wählen, um dem Druck und der Arbeitsbelastung zu entgehen. Daher müsse weiterhin an drei wichtigen Punkten gearbeitet werden: die Attraktivität des Pflegeberufs steigern, die Pflegeausbildung in Rehakliniken umsetzen, und die Anerkennung ausländischer Pflegekräfte beschleunigen.

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Portrait von Gina-Sophie Labahn.

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DAS REHAPORTAL