Wege aus der Sucht: Zwei Erfolgsgeschichten 11.10.2021

Zuletzt aktualisiert: 02.09.2024 | Lesedauer: ca. 5 Min.

Von der Entwöhnungsbehandlung in ein neues Leben

In der Reihe "Der Weg aus der Sucht zurück ins Leben" stellen wir die Geschichte von Volker und Bianca K. vor. Beide sind den langen Weg gegangen. Beide haben nach einer stationären Entwöhnungsbehandlung in den Bad Essener Suchtkliniken eine mehrmonatige Adaptionsmaßnahme in der Paracelsus Berghofklinik II hinter sich. Die Adaptionsmaßnahme unterstützt Suchtpatienten dabei, den Übergang in einen suchtmittelfreien Alltag zu bewältigen und den Therapieerfolg zu festigen. Neben Praktika steht die eigenständige Lebensführung im Mittelpunkt der Behandlung. Ein Weg zu mehr Eigenständigkeit und Lebensqualität, der sehr wertvoll sein kann, wenn die Patienten sich darauf einlasse.

„Die ersten Wochen waren nicht leicht. Ein Auf und Ab, körperlich sowie seelisch. Für die Therapiezeit bin ich aber sehr dankbar“, stellt Bianca K. für sich fest. Warum? Ein Rückblick…

Mann und Frau sitzen angelehnt aneinander und Blicken auf einen See in die Natur.

Die zweite stationöre Therapie klappte

Der Weg in die Adaption erfolgte für Bianca K. auf Rat ihres Therapeuten nach der zweiten stationären Therapie. „Bei meiner ersten Therapie war mir nicht klar, warum ich aufhören soll. Die zweite Therapie brachte Klarheit und war wichtig für mich“, erklärt sie ihren Entwicklungsprozess. Mit der Trennung vom Ehemann musste ihr Leben neu sortiert werden und die Erkenntnis reifte: „Ich kann für mich sein und einen eigenen Lebensentwurf haben“.

"Bei meiner ersten Therapie war mir nicht klar, warum ich aufhören soll. Die zweite Therapie brachte Klarheit und war wichtig für mich."
Bianca K., Patientin der Paracelsus-Berghofklinik II
Frau in Patientennachthemd mit Blick auf zwei Wasserflaschen und einem Glas in der Hand.

Berufliche Perspektive als Motivation

Für Volker K. wurde mit der Therapie klar, dass eine räumliche und berufliche Neuorientierung stattfinden musste, damit sein Weg in eine zufriedene Abstinenz gelingen kann. „Ich bin gelernter Tischler, habe studiert und 15 Jahre Berufserfahrung. Mein Job hat mit dazu beigetragen, dass ich in Bad Essen gelandet bin.“

Die Adaptionsmaßnahme habe ihm das Gefühl zurückgegeben wieder allein seinen Tag gestalten und normal leben zu können, wohlwissend um die begleitende Unterstützung der Therapeuten vor Ort. Sein erstes Praktikum absolvierte er in einer Tischlerei, in der Volker K. heute fest angestellt ist und als Gruppenleiter arbeitet. „Das war von Anfang an meine Traumstelle. Also habe ich nach dem Praktikum nie den Kontakt zum Arbeitgeber verloren und bin drangeblieben. Mit Erfolg!“, freut sich Volker K. über seine berufliche Entwicklung.

Bianca K. fügt ergänzend hinzu: „Es ist einfach schön zu sehen, wie viel Spaß und Freude er heute wieder an seiner Arbeit hat!“.

Mann bedient eine Maschine zur Bearbeitung von Holz.

Der Rückfall

Trotz der beruflichen Perspektive musste Volker K. mit einem Rückschlag umgehen. Nach einem Rückfall suchte sich Volker K. jedoch sofort Hilfe, um seinen Weg wieder zu finden. „Die Zeit war schwierig und anstrengend, aber ich wollte meinen Weg wieder zurückfinden. Wichtig war, sich darauf einzulassen!“, resümiert er die Zeit nach dem Rückfall.

Mann von hinten mit Blick ins Grüne.

Nach der Adaption folgte die Vorbereitung auf die Wiedereingliederung über das Arbeitsamt. „Mein eigener Anspruch war sehr hoch. Ich wollte möglichst viel für mich rausziehen, wodurch ich mich unglaublich unter Druck gesetzt habe“, beschreibt Bianca K. die Zeit nach der Therapie.  Starke Erschöpfungssymptome mit Panikattacken und Ängsten, die sie noch heute manchmal übermannen, sowie ein mehrwöchiger Klinikaufenthalt waren die Folge. Seit April dieses Jahrs ist die gelernte Architektin ebenfalls beim Arbeitgeber ihres Partners angestellt.

„Ich zeichne und kalkuliere Küchen, kümmere mich um die Akquise und die Büroarbeit. Früher ging es mir darum Geld zu verdienen und Häuser zu bauen, heute visualisiere ich meine Ideen für private Kunden.“ Um im Alltag besser mit ihren Panikattacken und Ängste umgehen zu können, unterstützt Bianca K. seit gut 8 Monaten eine weiße Schäferhündin als Assistenzhund. „Sie begleitet und unterstützt mich, wenn die Ängste wieder stärker werden, allein vor die Tür zu gehen. Wir haben eine sehr starke Bindung zueinander aufgebaut. Regelmäßige Trainingsstunden unterstützen uns hierbei.“

Rückblickend steht für Bianca K. fest: „Durch die Therapie habe ich meine Lebensqualität wiedergefunden, spüre wieder richtige Freude und habe die Erkenntnis gewonnen, dass alle Gefühle ihre Berechtigung haben.“

Frau hält Stift auf einen Häusergrundriss. Daneben liegt ein spezielles Lineal.
"Es ist herausfordernd und schwierig zugleich, aber auch ein tolles Miteinander. Wir stützen uns gegenseitig. Unser Kredo: Kommunikation und reden ist wichtig!"
Volker und Bianca K., Patienten in der Paracelsus-Berghofklinik II

Nach drei Jahren gemeinsam durchs Leben

Heute, rund drei Jahre später, bilden Volker und Bianca K. quasi ihre private Therapiegruppe zu zweit. Die beiden hatten sich nämlich zum Ende ihrer Therapien als Paar gefunden, seitdem gehen die beiden gemeinsam durchs Leben.

„Es ist herausfordernd und schwierig zugleich, aber auch ein tolles Miteinander. Wir stützen uns gegenseitig. Unser Kredo: Kommunikation und reden ist wichtig!“, sind sich beide einig.

Zwei Personen laufen auf einer Straße gemeinsam.
Portrait von Annabelle Neudam
Exam. Krankenschwester, Dipl. Gesundheitsökonomin, M. Sc. Health Care Management

Geschäftsführerin
DAS REHAPORTAL