Steigende Nachfrage geriatrischer Rehabilitation 13.06.2024

Zuletzt aktualisiert: 14.06.2024 | Lesedauer: ca. 2 Min.

Der Bedarf an geriatrischer Rehabilitation in Deutschland wächst stark, doch viele Reha-Kliniken sind in einer prekären Lage. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat kürzlich einen unerwartet starken Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen bis 2023 verkündet. Die Zahl der Betroffenen wird statt der erwarteten 50.000 auf 360.000 steigen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist in Deutschland heute jeder Zweite älter als 45 Jahre und jeder Fünfte älter als 66 Jahre. Eine besonders stark wachsende Gruppe älterer Menschen sind die Hochbetagten ab 85 Jahren.

Diese Entwicklung betont die zunehmende Bedeutung der Altersmedizin, während gleichzeitig viele geriatrische Reha-Kliniken vor der Schließung stehen.

Der Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern e.V. hat zur Erörterung der Gründe für die kritische Entwicklung im Bereich der Geriatrie ein Interview mit Dr. med. Klaus Friedrich Becher, Chefarzt für Allgemeine und Geriatrische Rehabilitation, Innere Medizin und Geriatrie an der Klinik Wartenberg geführt.

Dr. med. Klaus Friedrich Becher, Chefarzt für Allgemeine und Geriatrische Rehabilitation, Innere Medizin und Geriatrie an der Klinik Wartenberg im Kittel vor Grünpflanze
Der Bedarf nach geriatrischen Versorgungsangeboten in der Bevölkerung steigt. Schon jetzt gibt es vielerorts Wartezeiten für die Anschlussheilbehandlung nach einem Krankenhausaufenthalt. Gleichzeitig sind die gegebenen Kapazitäten rückläufig.
Dr. med. Klaus Friedrich Becher, Chefarzt an der Klinik Wartenberg

Die Gründe für diese schwierige Situation sind vielfältig:

  • Unterfinanzierung: Die aktuell vereinbarten Tagessätze liegen im Durchschnitt 25 bis 45 Euro unter dem tatsächlichen Bedarf – wohlgemerkt pro Tag und pro Person. Gestiegene Personalkosten, Energie-, Material- und Sachkosten belasten die Kliniken zusätzlich.
  • Personalmangel: Das Pflegepersonal muss im Umgang mit diesen Patienten besonders geschult sein. Entsprechendes Personal zu finden sei sehr schwierig. Die Spezialisierung in der geriatrischen Rehabilitation erfordert zudem einen spezifischen Personalschlüssel.
  • Demografischer Wandel: Der steigende Anteil älterer Menschen erhöht den Bedarf an geriatrischer Versorgung. „Wir müssen die wohnortnahen Angebote zur mobilen, ambulanten, teilstationären und stationären Rehabilitation flächendeckend erhalten oder, besser noch, ausbauen“, betont Becher. Die geriatrische Rehabilitation kann zudem die Pflegebedürftigkeit vermindern oder gar verhindern.

Für Patienten bedeutet dies, dass sie sich auf längere Wartezeiten und eventuell eingeschränkte Versorgungsmöglichkeiten einstellen müssen. Die Schaffung neuer Lehrstühle und die Einbeziehung der geriatrischen Rehabilitation in die Pflegeausbildung könnten mögliche Lösungen bieten.

Portrait von Annabelle Neudam
Exam. Krankenschwester, Dipl. Gesundheitsökonomin, M. Sc. Health Care Management

Geschäftsführerin
DAS REHAPORTAL