Reha 2.0: Digitale Nachsorge nach Corona 18.04.2024

Zuletzt aktualisiert: 26.08.2024 | Lesedauer: ca. 3 Min.

Die Digitalisierung schreitet in Deutschland eher langsam voran. Dies wurde uns durch die Pandemie deutlich vor Augen geführt. Die komplette Infrastruktur und Wirtschaft stand von heute auf morgen still, unter anderem weil nicht genügend digitale Angebote zur Verfügung standen. Diese waren nahezu non-existent, beispielsweise beim Bezahlvorgang an der Kasse, bei der Anmeldung einer Wohnung oder beim Unterricht an Bildungseinrichtungen. Digitale Angebote mussten innerhalb kürzester Zeit etabliert und in den Alltag integriert werden. Auch in der medizinischen Versorgung und Nachsorge waren digitale Optionen bis zur Pandemie fast nicht vorhanden.

Seit 2019 existiert ein bundeseinheitliches Rahmenkonzept der Rentenversicherung zur Reha-Nachsorge, im Rahmen dessen im selben Jahr jeder siebten medizinischen Rehabilitation eine Nachsorge angeschlossen werden konnte (ca. 14 %). Im Jahr 2022 gab es bereits nach jeder fünften Reha eine Nachsorge (ca. 21 %). Der Anstieg lässt sich auf die Digitalisierung des Nachsorgeangebots der Deutschen Rentenversicherung im Jahr 2021 zurückführen, maßgeblich vorangetrieben durch den pandemiebedingten Ausbau von Online-Angeboten. Entsprechend ist auch der Anteil digitaler Nachsorge im Vergleich zu Nachsorge in Präsenz seit 2019 deutlich angestiegen.

Tabelle mit Werten zur Entwicklung der Reha-Nachsorg von 2019 bis 2022

Das Rahmenkonzept zur Nachsorge sieht zwar keine ausschließliche Versorgung über Online-Angebote vor, jedoch bieten diese eine sinnvolle Ergänzung zu den regulären Präsenzangeboten und steigern somit die Zugänglichkeit für Rehabilitand:innen zu Nachsorgeangeboten.

Durch den pandemiebedingten Digitalisierungsschub wurde das Konzept für „Digitale Reha-Nachsorge“ neu konzipiert. Digitale Formen der Leistungserbringung in der Reha-Nachsorge verfolgen dieselben Ziele wie die Präsenzleistung, unterscheiden sich jedoch in ihren Methoden und Ansätzen zur Zielerreichung. Sie bieten den Patient:innen örtliche Unabhängigkeit und in der Regel zeitliche Flexibilität, was neue Möglichkeiten zur Festigung des Erlernten eröffnet.

Zu den Kernangeboten der digitalen Rehabilitation zählen die Konzepte IRENA ®, PSY-RENA ®  und T-RENA ®. Diese unterscheiden sich in Bezug auf die inhaltliche Fokussierung und decken Themen wie Erwerbsfähigkeit, psychosomatische Stabilisierung und körperlich intensives Training ab.

Informationsblatt zu IRENA, Psy-RENA und T-Rena

Obgleich Online-Angebote eine Vielzahl von Vorzügen aufweisen, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass diese nicht für jede Person geeignet sind. Es gelten zwar dieselben Voraussetzungen wie für Präsenzangebote, allerdings müssen Rehabilitand:innen auch die persönliche Eignung dafür nachweisen. Die behandelnde Reha-Einrichtung muss bei ihrer Empfehlung die kognitive, emotionale und körperliche Eignung sowie Kontraindikationen und Komorbiditäten berücksichtigen.

Vorteile und Einsatzgebiete der digitalen Nachsorge gestalten sich vielfältig:

  • Videos und Anleitungen können für Bewegungs-, Konzentrationsübungen oder Entspannungsprogramme zum Einsatz kommen.
  • Für klinisch-psychologische Interventionen, Gruppengespräche oder Einzelgespräche kann man Video- und Meetingplattformen nutzen.
  • Psychoedukation, Beratung und Coaching können mit digitaler Unterstützung stattfinden.
  • Auch der Austausch unter Rehabilitand:innen bleibt nicht auf der Strecke, beispielsweise durch moderierte Chatrooms oder andere digitale Vernetzungsmöglichkeiten.
Portrait von Annabelle Neudam
Exam. Krankenschwester, Dipl. Gesundheitsökonomin, M. Sc. Health Care Management

Geschäftsführerin
DAS REHAPORTAL