Pflegeausbildungen in Rehakliniken: Ein Schritt gegen den Pflegekräftemangel 05.09.2024

Zuletzt aktualisiert: 12.09.2024 | Lesedauer: ca. 3 Min.

Das Bundeskabinett hat am 04.09.2024 das Gesetz zur Pflegeassistenzausbildung (PflAssEinfG) verabschiedet. Trotz großer Erwartungen und des im Koalitionsvertrag festgehaltenen Ziels, Rehakliniken als Ausbildungsstätten für Pflegekräfte zuzulassen, wurden diese Einrichtungen erneut ausgeschlossen. Der Bundesverband Deutscher Privatkliniken (BDPK) kritisiert diese Entscheidung scharf und fordert, das Potenzial der Pflegeausbildung in Rehakliniken zur Bekämpfung des Pflegekräftemangels endlich zu nutzen.

Rehakliniken als wichtige Ressource im Kampf gegen den Pflegenotstand

Reha-Einrichtungen spielen eine zentrale Rolle im Gesundheitswesen, da sie jährlich 1,5 Millionen Patient:innen betreuen und durch ihre Arbeit Frühverrentungen sowie Pflegebedürftigkeit verhindern. Gleichzeitig arbeiten in den rund 1.000 deutschen Rehakliniken bereits 20.500 Pflegevollkräfte, die durch die Möglichkeit der Pflegeausbildung gezielt unterstützt werden könnten. Doch während das Bundesarbeitsministerium die Zulassung der Reha-Einrichtungen befürwortet, lehnen das Familien- und das Gesundheitsministerium dies ab.

Fakten in Kürze

  • Hochrechnungen: Bis 2034 fehlen 90.000 Pflegekräfte; bis 2049 könnten es 280.000 sein.
  • Aktuelle Situation: Reha-Einrichtungen dürfen keine Pflegekräfte ausbilden, obwohl sie dafür gut geeignet wären.
  • Forderung: Rehakliniken als Träger für Pflegeausbildungen zulassen, um mehr Ausbildungsplätze zu schaffen und den Pflegekräftemangel zu lindern.

Wachsender Pflegebedarf erfordert dringende Maßnahmen

Die Ablehnung stößt beim BDPK auf Unverständnis. Angesichts der Prognosen, dass in den nächsten zehn Jahren 90.000 Pflegekräfte fehlen werden, hält der Verband es für dringend notwendig, Rehakliniken als Ausbildungsstätten zuzulassen. Dies könnte Tausende neue Ausbildungsplätze für Pflegekräfte schaffen. Schon jetzt zeigen Beispiele, dass Rehakliniken einen wertvollen Beitrag zur Pflegeausbildung leisten können. So ist z.B. in Niedersachsen nach aktuellen länderspezifischen Pflegeassistenzausbildungen der praktische Einsatz während eines gesamten Schuljahres u.a. in Reha-Einrichtungen möglich.

Rehakliniken als ideale Lernumgebung für die Pflegeausbildung

Reha-Einrichtungen bieten nicht nur die Möglichkeit, praktische Ausbildungseinheiten anzubieten, sondern ermöglichen es den Auszubildenden, die Pflege in einem strukturierten, planbaren Umfeld zu erlernen. Dadurch könnten wesentliche Fähigkeiten, wie die Erhebung von Pflegeanamnesen und die Durchführung von Pflegevisiten, praxisnah vermittelt werden. Die enge Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen in der Rehabilitation fördert zudem eine interdisziplinäre Ausbildung.

Vorteile der Pflegeausbildung in Reha-Einrichtungen

  • Zusätzliche Ausbildungsstätten ermöglichen die Ausbildung von mehr Pflegekräften.
  • Reha-Kliniken müssen weniger Pflegekräfte extern rekrutieren und stärken den Arbeitsmarkt.
  • Ohne ausreichend Pflegekräfte in Reha-Einrichtungen steigt das Risiko von Pflegebedürftigkeit und Erwerbsunfähigkeit.
  • Reha-Kliniken können dringend benötigte Pflegekräfte langfristig binden.

Der BDPK fordert die Politik daher auf, die Pflegeausbildung in Rehakliniken zu ermöglichen. Nur durch umfassende Reformen und die Einbeziehung aller geeigneten Einrichtungen kann dem drohenden Pflegekräftemangel effektiv begegnet werden.

Portrait von Annabelle Neudam
Exam. Krankenschwester, Dipl. Gesundheitsökonomin, M. Sc. Health Care Management

Geschäftsführerin
DAS REHAPORTAL