Demografischer Wandel fordert neue Wege: Kliniken setzen auf internationale Fachkräfte 26.03.2025

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Jonas Krumbein (Autor:in)

Studentischer Mitarbeiter bei DAS REHAPORTAL

Zuletzt aktualisiert: 26.03.2025 | Lesedauer: ca. 4 Min.

Der demografische Wandel stellt das Gesundheitssystem zunehmend vor große Herausforderungen: Immer mehr ältere Menschen benötigen medizinische Versorgung, gleichzeitig verschärft sich der Fachkräftemangel in Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen zunehmend. Bereits heute ist der Personalmangel deutlich spürbar und droht sich in den kommenden Jahren weiter zu verschärfen. So geht das Statistische Bundesamt in seiner Pflegepersonalvorausberechnung davon aus, dass die Gesamtzahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2049 auf 2,74 Millionen (+ 52 %) ansteigen wird, was einen zusätzlichen Bedarf von mindestens 280.000 Pflegekräften bedeutet (Destatis, 2025). Eine mögliche Lösung sehen viele Einrichtungen in der Anwerbung ausländischer Fachkräfte. Diese können dazu beitragen, Versorgungslücken zu schließen und die Qualität der Patientenversorgung nachhaltig zu sichern.

Internationale Talente sind schon jetzt versorgungsrelevant

Die aktuelle Studie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) zum Thema „Mehr Fachkräfte durch Vielfalt im Krankenhaus“ liefert Zahlen und Erkenntnisse zu diesem Thema: Kaum ein Krankenhaus kommt heute noch ohne Fachkräfte aus dem Ausland aus. Tatsächlich haben 96 Prozent aller deutschen Kliniken entweder aktuell oder zumindest in den letzten fünf Jahren Ärzt:innen oder Pflegekräfte aus dem Ausland beschäftigt.

Besonders auffällig ist die Internationalität im Pflegebereich: 93 Prozent der Krankenhäuser haben Pflegekräfte aus dem außereuropäischen Ausland eingestellt, wobei diese Mitarbeiter:innen aus insgesamt 65 verschiedenen Nationen stammen. Diese Vielfalt resultiert häufig aus den Kontakten und Aktivitäten der Personaldienstleister, die gezielt in verschiedenen Ländern Fachkräfte anwerben und damit regionale Schwerpunkte setzen.

Die Integration der internationalen Fachkräfte in den Klinikalltag verläuft jedoch nicht immer reibungslos. Häufig stehen die Einrichtungen vor Herausforderungen, die vor allem in sprachlichen und fachlichen Unterschieden begründet sind. Hinzu kommen bürokratische und administrative Hürden, insbesondere bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und der Erlangung von Aufenthaltstiteln.

Perspektive aus der Praxis: Integrationsbeauftragter der VAMED Gesundheit Deutschland

Der Integrationsbeauftragte der VAMED Gesundheit Deutschland äußert sich im Interview mit dem Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern zu den Herausforderungen bei der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte in Kliniken. Dabei kann er auf seine mehrjährige Erfahrung in diesen Prozessen zurückgreifen:

Intensive Begleitung als entscheidender Faktor

  • Integration erfordert intensive, gut geplante Betreuung
  • Speziell dafür freigestellte Mitarbeitende sind ideal
  • Deutschkenntnisse (B2-Level) als Schlüssel zur erfolgreichen Integration

Herausforderungen durch bürokratische Hürden

  • Mitarbeitende nicht sofort einsatzbereit nach Ankunft
  • Ständig wechselnde Vorschriften, regionale Unterschiede nach Bundesland oder sogar auf Ebene der Landkreise
  • Zusammenarbeit mit mehreren Behörden, oft mangelnde Digitalisierung
  • Verzögerungen bei Berufsanerkennung erfordern Geduld und Planung

Zeitaufwand bis zur tatsächlichen Einsatzfähigkeit

  • Anerkennung von Abschlüssen oft langwierig (6–10 Monate)
  • Anpassungslehrgänge und Kenntnisprüfung häufig trotz Bachelor oder Masterabschluss erforderlich
  • Unterstützung durch Vorbereitungskurse erhöht Erfolgsquote

Faktor Mensch – Integration als soziale Verantwortung

  • Führungskräfte und bestehende Teams auf interkulturelle Herausforderungen vorbereiten
  • Umfangreiche Unterstützung bei Alltagsproblemen (Wohnungssuche, Arztwahl, Freizeitgestaltung)
  • Intensive Begleitung erhöht langfristige Mitarbeiterbindung

Die Akquise ausländischer Fachkräfte sei zwar ein aufwändiger Prozess, der Kliniken zeitlich und finanziell stark fordere, doch langfristig wirke sich dies positiv auf die fachliche Qualität und kulturelle Vielfalt der Einrichtungen aus.
 

Die Beschäftigung ausländischer Pflegefachkräfte hilft uns nicht nur bei der Abfederung des Pflegenotstands, sondern sie bedeutet für die Kliniken und die jeweiligen Teams aufgrund der Vielfalt unterschiedlicher Charaktere, Mentalitäten, Hintergründe und beruflicher Erfahrungen eine echte Bereicherung
Steven Theilig, Verwaltungsleiter VAMED Rehaklinik Berching & Integrationsbeauftragter VAMED Gesundheit Deutschland