Mit einem Ministererlass hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die bisherige Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) umgewandelt. Ziel der Neuausrichtung ist eine stärkere Fokussierung auf Prävention, Gesundheitsaufklärung und Forschung, sowie eine Anpassung des Public-Health-Ansatzes an internationale Standards.
Deutschland muss mehr in Prävention und Gesundheitsaufklärung investieren.
Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach betonte die Bedeutung dieser Umstrukturierung: "Deutschland muss mehr in Prävention und Gesundheitsaufklärung investieren. Das BIÖG wird Wissen über gesunde Verhaltensweisen leicht verständlich vermitteln, aber auch selber Daten erheben, analysieren und aufbereiten."
Das deutsche Gesundheitswesen basiert auf drei zentralen Säulen der Prävention: Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention. Die Umstrukturierung der BZgA zum BIÖG unterstreicht die Bedeutung der Prävention, die als essenzielle Grundlage für die Gesundheitsförderung dient.
Die Primärprävention setzt an, bevor eine Krankheit entsteht, und umfasst Maßnahmen wie Aufklärung, Impfungen oder Bewegungsförderung, um das Erkrankungsrisiko zu senken. Vor allem in diesem Bereich ist die Arbeit des BIÖG angesiedelt. Durch die gezielte Gesundheitskommunikation des neuen Instituts können Patientinnen und Patienten früher sensibilisiert werden, auf Risikofaktoren für chronische Erkrankungen wie Diabetes , Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder orthopädische Beschwerden zu achten und diese zu reduzieren.
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Maßnahmen, wie Screenings oder Früherkennungsuntersuchungen, eine Verschlimmerung zu verhindern. Die Tertiärprävention schließlich konzentriert sich auf die Behandlung und Rehabilitation bereits bestehender Erkrankungen, um Folgeschäden zu minimieren und die Teilhabe der Betroffenen am Alltag wiederherzustellen. Eine vierte, im öffentlichen Raum eher selten besprochene Säule ist die der Quartärprävention. Hier geht es um die Vermeidung einer Übertherapie, also z.B. die Verordnung unnötiger Therapie- oder Diagnosemaßnahmen.
Mit der Gründung des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit könnte die Brücke zwischen diesen Präventionsstufen gestärkt werden.
Das BIÖG wird künftig eng mit dem Robert Koch-Institut (RKI) zusammenarbeiten. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten der kommissarische BIÖG-Leiter Johannes Nießen und RKI-Präsident Lars Schaade. Ziel ist es, die Zusammenarbeit beider Institute systematisch zu vertiefen.
Prof. Lars Schaade, Präsident des Robert Koch-Instituts, unterstrich die Bedeutung der Kooperation: "Die sich verändernden Rahmenbedingungen wie Klimawandel, Urbanisierung, Digitalisierung und globale Krisen stellen zunehmende Herausforderungen auch für die Gesundheit der Bevölkerung dar. Mit einer besseren Zusammenarbeit und Abstimmung bündeln wir hier unsere Kräfte zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit."
Die sich verändernden Rahmenbedingungen wie Klimawandel, Urbanisierung, Digitalisierung und globale Krisen stellen zunehmende Herausforderungen auch für die Gesundheit der Bevölkerung dar.
Ein wesentliches Ziel der Kooperation ist es, Gesundheitsinformationen sowohl wissenschaftlich fundiert als auch bürgernah zu gestalten. Hierbei wird das Panel "Gesundheit in Deutschland" genutzt, um durch regelmäßige Umfragen relevante gesundheitliche Parameter zu erheben. Damit sollen neue Strategien zur Bewegungsförderung, psychischen Gesundheit und Infektionsprävention entwickelt werden.
Das BIÖG übernimmt vielfältige Aufgaben, um die öffentliche Gesundheit in Deutschland zu verbessern:
Die Finanzierung des neuen Instituts bleibt allerdings eine offene Frage. Lauterbach kündigte an, sich in den kommenden Koalitionsverhandlungen für eine ausreichende Mittelbereitstellung einzusetzen.