Annähernd jeder ältere Erwachsene kennt das Problem: Nacken- oder Rückenschmerzen beeinträchtigen den Alltag und die Aktivitäten in der Freizeit. Mitunter klagen die Betroffenen über massive Beschwerden. Die Lebensqualität leidet spürbar. Als mögliche Ursache steht regelmäßig der Verschleiß der Wirbelsäule, wissenschaftlich als Spondylose (ICD-Code: M47) bezeichnet, im Raum. Die Ausprägungen und genauen Umstände der Spondylose können sehr unterschiedlich sein. Daher ist auch die Behandlung, von Physiotherapie über eine Operation bis hin zur Reha, immer individuell zusammenzustellen. Patienten mit Spondylose brauchen etwas Zeit und eine gute fachliche Betreuung, um ihre wirksamsten Maßnahmen zu bestimmen.
Die wissenschaftlich Spondylosis deformans genannte Spondylose geht nicht auf eine Entzündung zurück. Vielmehr steht sie als Überbegriff für durch Verschleiß bedingte Beschwerden an der Wirbelsäule. Weitere gängige Namen für die Krankheit sind Spondylarthrose, Osteoarthrose der Wirbelsäule beziehungsweise Facettensyndrom.
Als charakteristisches Kennzeichen bilden sich dabei an besonders beanspruchten Wirbelkörpern knöcherne Sporne (Spondylophyten). Sie gelten als Reaktion des Körpers auf eine durch Abnutzung oder andere Ursachen zunehmend instabile Wirbelsäule. Denn mit zunehmendem Alter verlieren die als Puffer zwischen den Wirbeln des Menschen fungierenden Bandscheiben an Elastizität. Sie trocknen aus und werden dünner. Durch Verschleiß beziehungsweise Abnutzung verringert sich der Abstand der einzelnen Wirbelkörper mitunter bis sie einander an den verbindenden Facettengelenken berühren.
Die ständige Belastung des Rückens oder Nackens im Alltag verstärkt die als Facettensyndrom geläufige Erkrankung. Durch zusätzliches Wachstum der Knochen versucht der menschliche Organismus, der Instabilität der Wirbelsäule zu begegnen und sie so zu festigen. Die Knochensporne beziehungsweise Spondylophyten entstehen. Sie lassen sich bei den meisten Menschen im Laufe ihres Lebens nachweisen. Erst wenn sie Blutgefäße, Nerven oder den Rückenmarkskanal direkt beengen, drohen neurologische Störungen und Nacken- oder Rückenschmerzen.
Nach dem Auslöser der Schädigung unterscheidet die Medizin mehrere Formen.
Außergewöhnliche Belastungen oder die äußere Einwirkung auf die Wirbelsäule, durch Gewalt oder Stürze, gehören zu den weiteren Gründen für die Spondylose. In einigen wenigen Fällen spielt die genetische, erblich bedingte Veranlagung eine gewisse Rolle.
Neben altersbedingten Erscheinungen wirken sich eine Reihe von Faktoren oftmals negativ auf die Erkrankung an Spondylose aus. Dazu zählen
Obwohl Spondylose häufig über viele Jahre ohne größere, erkennbare körperliche Probleme entsteht, betrifft sie alle Bereiche der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule. Entsprechend klagen Patientinnen und Patienten über verschiedene Symptome. Typischerweise treten zunächst leichtere Schmerzen auf, die im Laufe der Zeit spürbar zunehmen. Beispielsweise strahlen dann Beschwerden im Nacken zusätzlich auf Beine oder Arme aus. Der Verschleiß der Wirbel führt bei Schäden an den Spinalnerven oder am Rückenmark zu erheblichen Nervenschmerzen und weiteren neurologischen Symptomen. Bei unter Spondylose mit Myelopathie oder Radikulopathie leidenden Patienten sind häufige Symptome:
Als Grundlage für die Diagnose einer Spondylose dienen dem Arzt die eingehende Befragung und gründliche körperliche Untersuchung der Betroffenen. Dazu führt er verschiedene Funktionstests hinsichtlich der Beweglichkeit durch. Entzündungen als Ursache der Beschwerden schließt er mithilfe einer Blutprobe aus. Klarheit verschaffen bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT). Dadurch zeigen sich Veränderungen am Skelett sowie Auffälligkeiten an Muskeln, Bändern oder am Gewebe. Ein Myelogramm gibt Aufschluss über eventuelle Nervenschädigungen.
Abhängig von den jeweiligen Symptomen beziehungsweise vom Krankheitsbild geht es bei der Behandlung der Spondylose meist zunächst um eine Schmerzlinderung. Außerdem gilt es, vorhandene Einschränkungen bei der Beweglichkeit zu begegnen. Wo übliche Schmerzmittel aufgrund des Verschleißes nicht ausreichen, verschreibt der Arzt ein krampflösendes Mittel (Muskelrelaxans). Darüber hinaus setzt er Antiepileptika zur Behandlung geschädigter Nerven und – bei sehr starken Schmerzen – Betäubungsmittel (Narkotika) ein. Letzteres erfolgt beispielsweise in Form von Injektionen wie bei einer Facetteninfiltration.
Um die Mobilität der Wirbelsäule zu verbessern, kommt fast immer eine Physiotherapie in Betracht. Ein individuell erstellter Trainingsplan verfolgt das Ziel, die geschwächte Bandscheibe zu stabilisieren und den weiteren Verschleiß zu stoppen oder wenigstens zu verzögern.
Wo keiner der Therapieansätze greift, bleibt mitunter nur eine Operation. Dabei verschafft der Chirurg den betroffenen Bandscheiben und Nerven zur Linderung der Beschwerden ausreichend Platz. Dies erfordert mitunter das Versteifen einzelner Wirbel. Aufgrund der vorhandenen Risiken (etwa bei Patienten mit Osteoporose ) und möglichen Nebenwirkungen gilt ein solcher Eingriff bei allen seriösen Medizinern als letzte Option.
Eine Reha kann sowohl bei konservativer Behandlung als auch nach operativen Eingriffen zur Verbesserung des Gesundheitszustands beitragen. Je größer die persönliche Mitwirkung, desto besser die Aussicht auf Erfolg.
Wo eine ambulante Behandlung nicht ausreicht oder gar eine Operation notwendig war, steht eine stationäre Rehamaßnahme an. Spezialisierte Kliniken oder Rehazentren mit entsprechenden Fachärzten für Orthopädie bieten dafür breit gefächerte Therapiekonzepte.
Beim konservativen Heilverfahren (ohne OP) leitet der Hausarzt eine orthopädische Rehabilitation über die zuständigen Träger beziehungsweise Krankenkassen in die Wege. Die Reha-Einrichtung erstellt im Rahmen der mehrwöchigen Behandlung ein individuelles und intensives Programm mit
Die Chancen der Reha steigen mit der persönlichen Bereitschaft, mitzuwirken – etwa bei einer Normalisierung des Körpergewichts. In den meisten Fällen erzielen die konservativen Methoden hinsichtlich einer langfristigen Besserung der Spondylose ausgesprochen gute Erfolge.
Nach einer Operation wegen Spondylose unterstützt die Reha das Aktivieren der Rücken- und Bauchmuskulatur. Gleichzeitig verhindert sie eine Überlastung und erleichtert die Rückkehr in den Alltag: Dafür nutzt sie ähnliche Reha-Maßnahmen wie bei konservativen Heilverfahren. Sie findet in der Regel rund zwölf Wochen nach dem Eingriff und dem Verknöchern der gegebenenfalls dabei eingesetzten Fremdkörper statt.
Präventive Maßnahmen helfen dabei, das persönliche Risiko für schwere Formen von Spondylose deutlich zu verringern. Wer frühzeitig selbst etwas für seine Rückengesundheit unternimmt, erspart sich später häufig unschöne Folgen und Schmerzen. So entlastet ein gesundes Körpergewicht die Gelenke und die Wirbelsäule. Der Aufwand, den eigenen Arbeitsplatz und Schreibtisch ergonomisch einzurichten, lohnt ebenso wie eine angemessene Körperhaltung bei alltäglichen Tätigkeiten. Insbesondere gilt das für das Tragen von Lasten. Außerdem schützt eine kräftige und geschmeidige Muskulatur auf natürliche Weise vor Fehlhaltungen. Zusätzlich verschafft Bewegung sowie gleichmäßiges Training für Rücken und Bauch der Wirbelsäule mehr Stabilität. Letzteres gleicht die einwirkenden Zugkräfte aus und vermeidet damit sogenannte Dysbalancen.
Spondylose gehört zu den verbreiteten Erkrankungen der Wirbelsäule. Sie entwickelt sich abhängig von den individuellen Anlagen und Lebensumständen in unterschiedlicher Form. Der Verlauf lässt sich mithilfe vorbeugender Maßnahmen, ärztlicher und therapeutischer Unterstützung, beispielsweise durch eine Reha, gezielt beeinflussen. Wer der Spondylose frühzeitig aktiv begegnet, reduziert das Risiko und erhält seine Lebensqualität. Er vermindert die Gefahr ernsthafter und anhaltender Schmerzen, Muskelverspannungen oder gar von bleibenden Schäden am Rückenmark.