Oberarmbruch

Zuletzt aktualisiert: 26.11.2024 | Lesedauer: ca. 9 Min.

Ein Oberarmbruch, medizinisch auch Humerusfraktur genannt, verursacht starke Schmerzen und einen Funktionsverlust der Beweglichkeit. Ein Großteil der Frakturen betrifft den Schaftbereich des Oberarmes. In jedem Fall verlangt die Intensität der Symptome die umgehende Konsultation von Ärzt:innen.

Wie man sich die genaue Diagnose eines Oberarmbruches und die darauffolgende Therapie vorstellen darf, sind einige der Fragen, die in diesem Beitrag beantwortet werden sollen. Berücksichtigung finden dabei auch Rehamaßnahmen, die eine möglichst vollkommene Gesunsung und damit auch Funktionsfähigkeit des betroffenen Armes zum Ziel haben.

Wie kommt es zu einem Oberarmbruch?

Ein Oberarmbruch wird häufig durch einen Sturz verursacht. Fahrradstürze oder Glatteisunfälle sind hier eine häufige Ursache. Zu den Risikogruppen gehören ältere Menschen und das Vorliegen einer Osteoporose.   

Mit zunehmendem Alter treten häufiger Gang- und Standunsicherheiten auf. Zudem führen Krankheiten wie Osteoporose dazu, dass selbst ein leichter Sturz schnell zu einem Knochenbruch führt. Frauen sind durchschnittlich 2- bis 3- mal häufiger betroffen als Männer.

Seltenere Ursachen sind Sportverletzungen sowie andere Erkrankungen, allen voran bösartige Tumore . Sind diese für den Bruch verantwortlich, spricht die Medizin von einer krankhaften (pathologischen) Fraktur.

Welche Symptome treten bei einem Oberarmbruch auf?

Wie bei allen Brüchen ist auch bei einem Oberarmbruch das Hauptsymptom der Schmerz mit einer typischen Schonhaltung. Dabei halten die Patient:innen den Arm mit der gesunden Hand eng am Körper, um Schmerzen zu minimieren.

Auch die weitere Symptomatik gibt Aufschluss darüber, ob es sich hier um eine Oberarmbruch handelt. Charakteristisch sind starke Schmerzen im Oberarm, die unmittelbar nach dem ursächlichen Ereignis auftreten und zu einer starken Bewegungseinschränkung führen.

Weitere Anzeichen sind Schwellungen und Blutergüsse. Handelt es sich um einen schweren bzw. komplizierten Bruch, so äußert sich dies in einer deutlichen Fehlstellung des Oberarms. Ein Lähmungsgefühl und andere Empfindungsstörungen wie beispielsweise Kribbeln in den betroffenen Partien kann auf eine Nervenverletzung hinweisen.

Wie wird ein Oberarmbuch diagnostiziert?

Da eine starke Prellung vergleichbare Schmerzen wie bei einem Bruch nach sich ziehen kann, greifen Ärzt:innen zur Diagnosefindung auf Röntgenaufnahmen zurück. Das Untersuchungsergebnis ergibt meist einem eindeutigen Befund über die Schwere des Bruches und ist für die anschließende Therapie ausschlaggebend.

Als weiterführende Diagnostik bei komplexen Brüchen des Oberarmkopfes dient die Computertomographie (CT). Eine CT-Untersuchung hilft auch bei der Entscheidung, ob eine operative Versorgung notwendig ist.

Welche Formen des Oberarmbruches (Humerusfraktur) gibt es?

Nach der Röntgendiagnostik unterscheidet man unterschiedliche Frakturbereiche des Oberarmkochens. Grundsätzlich werden drei Formen einer Humerusfraktur unterschieden:

  • die distale Humerusfraktur,
  • die subkapitale Humerusfraktur sowie
  • die Humerus-Schaft-Fraktur.

Bei Letzterer befindet sich der Bruch am Schaft zwischen dem Ellbogen und dem Oberarmkopf. Mit der distalen Humerusfraktur wiederum werden Brüche, die sich direkt oberhalb des Ellbogens befinden, bezeichnet. Von einer subkapitalen Humerusfraktur spricht man, wenn der Bruch direkt unterhalb des Oberarmkopfes lokalisiert ist.

Besonders häufig kommt es am unteren Rand des Oberarmkopfes zu Frakturen, da der Knochen an dieser Stelle besonders schmal und weich ist. Selbst leichte Stürze oder Schläge können daher dazu führen, dass er nicht standhält.

Darstellung des Oberarmbruches anhand eines Anatomiebildes mit Fokus den verletzten Arm

Wie wird ein Oberarmbruch therapiert?

Das Ziel der Behandlung ist es, die schmerzfreie Mobilität des Armes und der Schulter zu erhalten, wobei die Art des Bruches, das Alter und der Funktionsanspruch der Patient:innen berücksichtigt werden. In den meisten Fällen kann eine konservative Therapie angewendet werden.

Häufig werden die verschiedenen Brüche wie folgt behandelt:

  • Nicht verschobener Bruch: In den meisten Fällen ist eine konservative Therapie möglich.
  • Starke Fehlstellung: Die Bruchstelle muss unter Betäubung gerichtet werden.
  • Besonders schweren und komplizierten Bruch: In der Regel wird eine Operation empfohlen. Dabei ist das Hauptziel, die einzelnen Bruchstücke so zu fixieren, dass bleibende Schäden so gering wie möglich gehalten werden. Zur Stabilisierung werden beim Oberarmbuch bei der OP (Metall-) Platten, Schrauben und andere Implantate können zur Stabilisierung eingesetzt werden. Bei einigen Brüchen kann das Material nach etwa einem Jahr entfernt werden. In seltenen Fällen ist ein künstliches Gelenk erforderlich.

Ähnlich wie bei konservativen Behandlungsmethoden, bei denen in der Regel ein Gilchristverband für bis zu drei Wochen verwendet wird, wird der Oberarm nach einer Operation mit einem Gipsverband oder einer Schiene gestützt.

Neben der anfänglichen Ruhigstellung und ausreichender Schmerzmedikation spielen krankengymnastische Übungen eine wesentliche Rolle bei der Heilung eines Oberarmbruchs. Diese Übungen beginnen in sanfter Form bereits kurz nach dem Unfall und sollten ausschließlich unter fachkundiger Anleitung durchgeführt werden.

Rehabilitation nach der Behandlung

Maßnahmen zur gezielten Rehabilitation sind vor allem im Anschluss an operative Eingriffe erforderlich.

Beim Oberarmbruch erstreckt sich die Heilung üblicherweise über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Wochen. Um eine Versteifung der Schulter zu verhindern, ist eine intensive Physiotherapie erforderlich. Die Behandlung kann ambulant oder stationär erfolgen, wobei eine stationäre Reha in der Regel etwas drei Wochen dauert.

In der Regel wird etwa 3 bis 4 Wochen nach der Operation mit der Physiotherapie begonnen. Ist der Prozess der Wundheilung abgeschlossen können Bewegungsbäder verordnet werden, die dazu dienen, die Mobilität des Oberarmes und Schultergelenkes zu verbessern.

Die Rehabilitation nach einem Oberarmbruch ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur vollständigen Genesung. Dabei gibt es einige Maßnahmen und Übungen, die Betroffene beachten sollten, um die Heilung zu fördern und die Funktionalität des Arms wiederherzustellen.

Physiotherapie unter adäquater Analgesie: Die Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle in der Rehabilitation. Hierbei ist es wichtig, dass die Übungen unter angemessener Schmerzbehandlung (Analgesie) durchgeführt werden. Das hilft, die Beweglichkeit des Arms zu verbessern und gleichzeitig Schmerzen zu minimieren.

Lymphdrainage bei Schwellungen: Nach einem Oberarmbruch kann es zu Schwellungen kommen. Eine Lymphdrainage kann helfen, diese Schwellungen zu reduzieren und den Heilungsprozess zu unterstützen. Diese spezielle Massageform fördert den Abfluss von Gewebsflüssigkeit und lindert so die Schwellung.

Selbsttätige Bewegungsübungen: Selbstständige Bewegungsübungen sind ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation. Diese Übungen sollten regelmäßig durchgeführt werden, um die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit des Arms zu verbessern. Es ist wichtig, sich dabei an die Anweisungen des Physiotherapeut:innen zu halten.

Möglichst frühzeitiger Einsatz der Hand und der oberen Extremität im täglichen Leben: Es ist ratsam, die betroffene Hand und den Arm so früh wie möglich wieder in den Alltag zu integrieren. Das bedeutet, einfache Tätigkeiten mit der Hand auszuführen, um die Beweglichkeit und Stärke schrittweise zu verbessern. Natürlich sollte dabei auf die Schmerzgrenze geachtet werden.

Motorbewegungsschiene (CPM = continuous passive motion) fakultativ: Eine Motorbewegungsschiene, auch bekannt als CPM-Schiene (continuous passive motion), kann optional eingesetzt werden. Diese Schiene bewegt den Arm passiv und kontinuierlich, was die Heilung unterstützen kann. Der Einsatz einer solchen Schiene sollte jedoch individuell mit dem/der behandelnden Ärzt:in oder Physiotherapeut:in abgestimmt werden.

Insgesamt ist die Rehabilitation nach einem Oberarmbruch ein Prozess, der Geduld und konsequente Mitarbeit erfordert. Mit der richtigen Therapie und den passenden Übungen kann die Beweglichkeit und Funktionalität des Arms jedoch erfolgreich wiederhergestellt werden.

Bild eines verletzten Mannes mit Gipsarm aufgrund eines Bruchs im oberen Armbereich

Weitere Tipps zur optimalen Genesung nach Oberarmbrüchen

Da wir unsere Arme für fast alles im Alltag benutzen, ist eine vollständige Ausheilung eines Bruches unbedingt anzustreben. Dafür können Sie diese weiteren Tipps zu Herzen nehmen.

  • Vermeiden Sie bis zur vollständigen Heilung der Knochen eine Belastung des betroffenen Armes mit mehr als 2 Kilogramm Gewicht.
  • Verzichten Sie außerdem auf jede Form der übermäßigen körperlichen Anstrengung, sei sie nun beruflich bedingt oder privater Natur.
  • Wenden Sie sich umgehend an Ihre/n Ärzt:in, wenn es während des Heilungsprozesses zu Symptomen wie anhaltenden Schmerzen, Schwellungen, Verfärbungen oder Steifheit kommt.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Oberarmbruch eine potenziell einschränkende Verletzung ist, die jedoch durch gezielte Behandlung und Rehabilitation gut bewältigt werden kann. Die Heilungsdauer variiert, aber mit einer angemessenen medizinischen Versorgung und Physiotherapie können die Betroffenen ihre Beweglichkeit und Stärke wiedererlangen. Die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer Operation hängt vom Schweregrad des Bruchs ab, und eine frühzeitige Intervention kann Komplikationen minimieren und die Genesung beschleunigen.

Trotz der potenziellen Schmerzen und Einschränkungen ist es oft möglich, den gebrochenen Oberarm zu bewegen, wenn auch möglicherweise eingeschränkt. Eine umfassende Rehabilitation kann helfen, die Lebensqualität zu verbessern und die Chancen auf eine vollständige Genesung zu erhöhen

Häufige Fragen beim Oberarmbruch

Wie lange dauert es, bis ein Oberarmbruch verheilt ist?

Die Heilungszeit für einen Oberarmbruch kann variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art des Bruchs, der Gesundheit der Patient:innen und der angewendeten Behandlung. Im Allgemeinen dauert es jedoch etwa sechs bis zwölf Wochen, bis ein Oberarmbruch verheilt ist.

Wie behandelt man einen Oberarmbruch?

Die Behandlung eines Oberarmbruchs kann konservativ oder operativ sein, abhängig von der Schwere des Bruchs. Konservative Behandlungsmethoden umfassen oft das Tragen eines Armslings, um den Arm ruhig zu stellen, sowie physikalische Therapie, um die Beweglichkeit und Stärke des Arms wiederherzustellen. Bei schwereren Brüchen kann eine Operation erforderlich sein, um die Knochen wieder in Position zu bringen und mit Metallplatten, Schrauben oder Stiften zu stabilisieren.

Wie schnell muss ein Oberarmbruch operiert werden?

Die Dringlichkeit einer Operation hängt von der Art des Bruchs ab. In einigen Fällen, insbesondere bei offenen oder instabilen Brüchen, kann eine sofortige Operation erforderlich sein, um Komplikationen zu vermeiden und eine schnelle Heilung zu fördern.

Wie schlimm ist ein Oberarmbruch?

Die Schwere eines Oberarmbruchs kann variieren, abhängig von der Art des Bruchs und ob andere Strukturen im Arm ebenfalls betroffen sind. In einigen Fällen kann ein Oberarmbruch zu Komplikationen führen, wie Nerven- oder Gefäßschäden, die die Heilung beeinträchtigen können.

Wie schmerzhaft ist ein Oberarmbruch?

Ein Oberarmbruch kann ziemlich schmerzhaft sein, insbesondere unmittelbar nach der Verletzung und während der ersten Tage danach. Die Schmerzen können jedoch durch Schmerzmittel und andere Behandlungen gelindert werden.

Kann man einen gebrochenen Oberarm bewegen?

In den meisten Fällen ist es möglich, einen gebrochenen Oberarm zu bewegen, allerdings kann dies je nach Schwere der Verletzung und der angewendeten Behandlung variieren. Es ist wichtig, die Anweisungen der Ärzt:innen zu befolgen und die Bewegung des Arms nur innerhalb der empfohlenen Grenzen auszuführen, um weitere Schäden zu vermeiden und die Heilung zu fördern.

Quellen

Portrait von Dr. med. Jutta Eustermann.
Fachärztin für Orthopädie, Chirotherapie, Physikalische Therapie und Balneologie

Chefärztin für Orthopädie